Internationalisierung – Die Nase vorn behalten

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Prof. Dr. Christian Rödl antwortet

 

 Immer mehr deutsche Familienunternehmen wagen den Schritt der Internationalisierung. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?

Ein wesentlicher Treiber ist, Wettbewerbsvorteile zu generieren und die eigene Position im immer globaler werdenden Wettbewerb auszubauen. Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen ist heute keineswegs mehr regional oder national begrenzt. Damit werden auch die Unternehmenstätigkeiten immer internationaler. Unsere jährlich durchgeführte M&A-Studie zeigt darüber hinaus, dass die Unternehmen v.a. die Nähe zu den Kunden suchen. Ein Automobilzulieferer etwa muss überall dort präsent sein, wo seine Kunden, die OEMs, Werke unterhalten. Eine größere Marktnähe, neue Absatzmärkte, Transportkostenvorteile und geographische Diversifikation sind nur einige der zahlreichen Motive für die Internationalisierung von (Familien-)Unternehmen.
 

 Was gilt es bei der Internationalisierung eines Unternehmens besonders zu beachten?

Ein allgemeingültiges Schema für den Weg in die Internationalisierung und die Maßnahmen der Marktbearbeitung gibt es nicht. Wichtig sind die genaue Kenntnis des Marktes, der bearbeitet werden soll, klar definierte Ziele und wann diese erreicht werden sollen. Darüber hinaus braucht man ein gutes Team, das die Internationalisierung steuert, inklusive der richtigen Menschen vor Ort. Die unterschiedlichen rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Kenntnisse über Buchhaltung und Bilanzierung sowie örtliche Besonderheiten – auch im Hinblick auf z.B. die kulturell geprägten Denkweisen – zu kennen, ist unerlässlich. 
 

 Welche Märkte bieten für das Auslandsengagement besonderes Potenzial?

Traditionell sind die USA und Asien, hier insbesondere China, interessante Investitionsziele für deutsche Unternehmer. Die Wirtschaftsregion ASEAN wird oft noch unterschätzt. Hinzu kommen Schwellenländer mit großem Wachstumspotenzial wie bspw. Mexiko. Signifikante Bedeutung haben unsere Nachbarn in der Europäischen Union. Sie bieten vielversprechende Investitionschancen und sind für viele die neuen Top-Destinationen – auch als Absatzmarkt. Die Unternehmen profitieren vom Wiedererstarken vieler EU-Staaten und nutzen weiterhin auch die dynamische Entwicklung wachstumsstarker Regionen – die Schwellenländer Asiens und Lateinamerikas haben als Investitionsstandorte deutscher Familienunternehmen ihren festen Platz.
 

 Auch Rödl & Partner ist weltweit tätig. Wie sehen Sie die Zukunft für das internationale Wachstum von Familienunternehmen und worauf vertrauen Sie dabei?

International tätige Familienunternehmen sind breit aufgestellt; für mich ein wichtiger Faktor, um in der Globalisierung die Nase vorn zu behalten. Dabei zählt die Präsenz vor Ort – heute mehr denn je.
 
Rödl & Partner ist mit 110 Niederlassungen in rund 50 Ländern vertreten. Von Anfang an sind wir mit unseren Mandanten in neue Märkte gegangen, um sie als Partner vor Ort zu unterstützen. Dabei vertrauen wir auf die Expertise und Erfahrung unserer mehrsprachigen lokalen Spezialisten. 
 

 Was empfehlen Sie deutschen Familienunternehmen, die vor dem Schritt ins Ausland stehen?

Entscheidend ist, dass die internationale Expansion als langfristiges strategisches Thema in der Unternehmensführung verankert und dort gesteuert wird. Dafür müssen ausreichend Managementkapazität und finanzielle Ressourcen bereitstehen. Einen erfahrenen Partner an seiner Seite zu haben, der mit Land, Sprache, Kultur und Mentalität vertraut ist, ist immer gut. Aber eine solche Führungsaufgabe lässt sich nicht komplett delegieren. Die Unternehmer müssen selbst regelmäßig vor Ort sein. Ich kenne das aus eigener Erfahrung und bin selbst so oft es mir möglich ist in unseren Niederlassungen sowie bei unseren Mandanten in den Ländern.
 
zuletzt aktualisiert am 6.5.2015
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