Interview: Logistikzentren in Osteuropa sind für Amazon wirtschaftlicher

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Interview mit ​Aneta Majchrowicz-Bączyk
 

Eine neue ​Amazon-Strategie fordert deutsche Händler: Laut Spiegel Online verlangt der E-Commerce-Riese von seinen Vertriebspartnern, dass sie Bestellungen deutscher Kunden über Osteuropa versenden. Im Interview erklärt Aneta Majchrowicz-Baczyk die möglichen Beweggründe Amazons – und schildert, worauf betroffene Unternehmen jetzt achten müssen, wenn sie diese Situation meistern wollen.
 

Frau Majchrowicz-Baczyk, warum drängt Amazon deutsche Händler dazu, einen vertrieblichen Umweg über Polen und Tschechien zu gehen?

Es ist schwierig, die Gründe dafür genau zu benennen. Das Vorgehen bringt Amazon in Polen keine steuerlichen Vorteile. Deshalb könnten Kostenvorteile ein Grund sein: Logistikzentren in Osteuropa zu betreiben, ist für den Online-Versandhändler wirtschaftlicher. Außerdem begünstigt diese Strategie die Finanzliquidität von Amazon.


Können Sie diesen Liquiditätsvorteil erläutern?

In diesem neuen Vertriebs-Modell muss Amazon keine bestimmte Menge von Waren erwerben und auf die Anfrage des Kunden warten, um weiterverkaufen zu können. Die Gesellschaft erwirbt die Waren erst dann, wenn der Endabnehmer diese bestellt. So vermeidet Amazon die Notwendigkeit, Geldmittel einzufrieren – was wiederum seine Finanzliquidität positiv beeinflusst. Dabei muss man betonen: Nicht nur Amazon verhält sich so, es handelt sich um einen Trend unter großen Unternehmen, kleineren Geschäftspartnern Kooperationsbedingungen aufzudrängen.

Welche Folgen hat dies für deutsche Händler?

Die Warenlagerung in Polen verursacht zusätzliche Lieferkosten für deutsche Händler, da diese ihre Waren dorthin senden müssen. Außerdem wird dabei eine Umsatzsteuerregistrierung in Polen notwendig. Die deutschen Händler sind selbst verantwortlich für diese Anmeldung und die Einhaltung der steuerlichen Bedingungen. Deshalb müssen sie sich in Polen für Umsatzsteuerzwecke registrieren lassen, Umsatzsteuerregister führen, Umsatzsteuererklärungen in Polen erstellen und diese beim polnischen Finanzamt einreichen. Weiterhin müssen sie beim Verkauf der Waren die Rechnungen gemäß den polnischen Umsatzsteuervorschriften ausstellen.


Was empfehlen Sie betroffenen Unternehmen?

Sie sollten sich an einen polnischen Steuerberater wenden. Diese Person oder Beratungsgesellschaft muss aber erfahren in der Betreuung ausländischer Mandanten sein. Eine falsche Beratung kann zusätzliche Kosten verursachen und Streitigkeiten mit den polnischen Steuerbehörden verursachen.

Wie kann Rödl & Partner betroffenen Unternehmen helfen?

Die polnischen Dependancen von Rödl & Partner sind sehr erfahren darin, deutsche Mandanten zu betreuen. Wir können deutsche Händler vor den polnischen Finanzbehörden vertreten. Außerdem können wir für die betroffenen Unternehmen die Umsatzsteuerregister führen, Umsatzsteuererklärungen in Polen erstellen und beim dortigen Finanzamt einreichen. All unsere Steuerberater sprechen zudem fließend Deutsch. Weiterhin berät Rödl & Partner integriert: Gemeinsam mit unseren Experten für ERP – Enterprise Resource Planning – bieten wir zusätzlich Softwarelösungen für reibungslose Logistikprozesse.
 

Frau Majchrowicz-Baczyk, vielen Dank für dieses Gespräch.

 

zuletzt aktualisiert am 03.12.2015

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Katarzyna Judkowiak

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