Erfolgreich investieren in Österreich

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zuletzt aktualisiert am 16. Juni 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten


 

 

​​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Österreich ein?

Die Rahmenbedingungen für österreichische Unternehmen sind weiterhin überaus herausfordernd. Nachdem das BIP im Jahr 2022 noch kräftig zulegte, machte sich gegen Ende des Jahres der Abschwung der Welt­kon­junk­tur aufgrund der hochschnellenden Inflation und aufgrund des Kriegs in der Ukraine bemerkbar. Gegen Ende 2022 stagnierte die österreichische Wirtschaft daher und kommt voraussichtlich erst ab Mitte 2023 mit dem Anziehen der internationalen Konjunktur wieder in Schwung. Das BIP wird daher in diesem Jahr nur leicht wachsen. Die Baukonjunktur dürfte aufgrund der Dämpfung der Nachfrage durch die gestiegenen Baupreise und aufgrund der Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen weiterhin schwach bleiben. Österreich kämpft im Moment mit einer hartnäckigen Inflation. Diese liegt über dem Durchschnitt im Euroraum. Der Grund hierfür sind die hohe Lohndynamik, fiskalische Maßnahmen und die immer noch starke Nachfrage. Diese Faktoren werden trotz der Entspannung auf den Energiemärkten auch in nächster Zeit den Rückgang der Inflation bremsen. Die überdurchschnittliche Inflation wird daher bis 2024 bestehen bleiben. Die Arbeits­losen­quote ist weiterhin niedrig und wird das aller Voraussicht nach auch bleiben. 
 

Wie würden Sie das Investitionsklima in Österreich beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Trotz aller Widrigkeiten kann man das allgemeine Investitionsklima weiterhin als robust bezeichnen. Die Bundesregierung ist jedenfalls darum bemüht ihren Teil dazu beizutragen. Ab 2023 wurde ein Investitions­frei­betrag eingeführt und die Körperschaftsteuer wurde auf 24 Prozent abgesenkt. Neben diesen Maßnahmen sind auch die in den letzten Jahren eingeführt beschleunigte Abschreibungen von Gebäuden, degressive Abschreib­ungen und der schon länger bestehende investitionsbedingte steuerliche Gewinnfreibetrag für natürliche Per­sonen zu nennen. Zudem wird die Körperschaftsteuer 2024 auf 23 Prozent abgesenkt. 
 
Großes Potential bergen jene Branchen, welche von Investitionen profitieren, welche zur Erreichung der Klima­ziele notwendig sein werden. 
 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Österreich gegenüber?

Deutsche Unternehmer sehen sich bei einem Engagement in Österreich in der Regel mit keinen außer­gewöhn­lichen Herausforderungen konfrontiert. Selbstverständlich gibt es Unterschiede, doch die sind eher von unter­geordneter Bedeutung und spielen meist nur eine geringe Rolle. Aufgrund der gemeinsamen Sprache sowie der geographischen Nähe sind viele Abläufe ähnlich – auch im Steuerrecht. Das Steuer-, Gesellschafts- und Handels­recht stimmt systematisch in großen Teilen mit dem deutschen überein, sodass keine großen Über­raschungen zu erwarten sind.
 
Sichere und stabile wirtschaftliche Bedingungen in Österreich machen ein Engagement für deutsche Unter­nehmen überschau- und planbar. Negative Überraschungen sind jedoch immer wieder im Bereich des Gewer­be­rechts und der Betriebsanlagengenehmigung festzustellen. Das oft propagierte one-stop-shop-Prinzip bei der Gründung und Eröffnung eines Gewerbebetriebes lässt sich in der Praxis nicht immer umsetzen. Im Großen und Ganzen sollten sich deutsche Unternehmer in Österreich aber relativ schnell zurechtfinden und auf keine nennenswerten Probleme stoßen. Es ist jedoch zu empfehlen sich beim Markteintritt steuerlich und rechtlich beraten zu lassen, um unnötige Stolpersteine zu vermeiden. 
 

Warum sollten sich Unternehmen für einen Markteintritt/-verbleib in Österreich entscheiden?

Österreich bietet attraktive Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen. Als eines der reichsten Länder der EU verfügen österreichische Konsumenten über eine überdurchschnittliche Kaufkraft. 
 
Die Infrastruktur ist hoch entwickelt und die Verwaltung modern und effizient. Zudem ist die Lebensqualität in Österreich sehr hoch. Wien wird in diversen Rankings regelmäßig zu den lebenswertesten Städten der Welt gezählt. Dazu trägt sicherlich auch die hohe persönliche Sicherheit bei. Auch hinsichtlich des Klimawandels und dadurch ausgelöster Naturkatastrophen ist Österreich relativ sicher. Die Versorgungssicherheit mit elek­trischer Energie hat in Österreich höchste Priorität, daher nimmt Österreich im Vergleich mit anderen euro­päischen Ländern in dieser Beziehung eine Spitzenposition ein. 
 
Des Weiteren ist Österreich politisch sehr stabil und verfügt über ein verlässliches Rechtssystem. Die Bezieh­ungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind traditionell sehr gut, was eine sehr geringe Anzahl an Streiktagen zur Folge hat. Österreich verfügt über eine große Anzahl an hochqualifizierten Arbeitskräften, was sich in einer hohen Arbeitsproduktivität niederschlägt. Mit dafür verantwortlich ist das in Österreich praktizierte duale Ausbildungssystem, welches Theorie und Praxis verbindet und zu einer optimalen Verknü­pfung zwischen Wirtschaft und Bildung führt. 
 
Ein weiterer Vorteil von Österreich ist seine zentrale Lage in Europa. Wien ist führendes Drehkreuz im Flug­verkehr und in der Logistik nach Mittel- und Osteuropa. Daher bietet Österreich einen hervorragenden Zugang zu den mittel- und osteuropäischen Märkten. 
 
Nicht zuletzt ist Österreich aufgrund der attraktiven Gruppenbesteuerung und eines dichten Netzes an Doppel­besteuerungsabkommen auch steuerlich wettbewerbsfähig. 
 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Österreich weiterentwickeln?

Das Wirtschaftswachstum 2024 wird in etwa im Durchschnitt der Staaten des Euroraums liegen. Als kleine, offene Volkswirtschaft hängt die wirtschaftliche Entwicklung von der internationalen Wirtschaftsentwicklung ab. Die weitere Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird auch davon abhängen, ob die hohe Inflation möglichst schnell unter Kontrolle gebracht werden kann. Der demographisch getriebene Arbeitskräftemangel stellt eine Herausforderung dar. Es wird daher langfristig von entscheidender Bedeutung sein ob genügend Fachkräfte zur Deckung des Bedarfs ausgebildet oder ins Land geholt werden können. Hier muss Österreich eine Strategie entwickeln um für qualifizierte Zuwanderer noch attraktiver zu werden. Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren produktivitätserhöhenden Themen wie Bildung, Digitalisierung und Forschung ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. Zudem wird die Ermöglichung der Energiewende Österreich vor große Heraus­forderungen stellen aber auch Chancen ermöglichen. 

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Prof. Dr. Peter Bömelburg

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

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