Interview: SAP bietet Innovationen künftig ausschließlich auf der HANA-Plattform

veröffentlicht am 06. Juni 2017

Jens Hinkelmann leitet den Geschäftsbereich SAP-Beratung bei Rödl & Partner: In diesem Interview schildert er, wie kompatibel die neue Business-Suite S/4HANA mit der vierten industriellen Revolution ist, welche Rolle Electronic Data Interchange (EDI) und Business Intelligence (BI) dabei spielen – und warum sich der Mittelstand bereits jetzt intensiv mit der neuen ERP-Lösung von SAP beschäftigen sollte.

Herr Hinkelmann, die vernetzte, teilautonome und onlinebasierte Fertigung – Industrie 4.0 genannt – ist im Mittelstand auf dem Vormarsch. Jüngst untersuchte das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, was dies für gängige ERP-Lösungen bedeutet. Welche Anforderungen stellt diese Entwicklung grundsätzlich an ERP-Anbieter?

In den letzten 5-10 Jahren wandelte sich unsere Welt sehr stark aufgrund von mobilen Lösungen, verbesserter Sensortechnik und schnellerer Datenverarbeitung. Bisher weitgehend analoge Prozesse werden immer stärker digitalisiert. Die eingesetzten ERP-Systeme in den Unternehmen sind größtenteils noch nicht auf diese Anforderungen ausgerichtet. Neue Informationsflüsse zu integrieren, um klassische ERP-Prozesse zu steuern, ist eine der größten Herausforderungen innerhalb der Industrie 4.0.  

Die Studie betont weiter, dass vor allem Business-Intelligence-Erweiterungen innerhalb der ERP-Systeme wichtiger würden. Warum?

Gerade logistische Fertigungs- und Lieferprozesse ermöglichen es, zusätzliche Daten einzubinden und Steuerungsmöglichkeiten zu optimieren. Business-Intelligence-Technologie kann diese Datenflut schnell und aggregiert in steuerungsrelevante Informationen umwandeln und zielgerichtet mit den Daten aus den „klassischen“ Prozessen verknüpfen.

Wie wird die neue SAP-Business-Suite S/4HANA dem gerecht?

SAP bietet mit HANA und der neuen Business Suite ein vereinfachtes Datenmodell und ermöglicht es, ERP- und BI-Funktionalitäten zusammenzuführen. Wo es früher 2 getrennte Systeme und Datenpools gab, ist es mit S/4HANA und dem eingebetteten Business-Information-Warehouse nun möglich, direkt mit BI-Funktionalitäten in Echtzeit auf die ERP-Daten zuzugreifen. Für neue Steuerungs- und Planungsprozesse bieten sich hier innovative Möglichkeiten – vor allem bei der Anbindung von z. B. Sensor- und Maschinendaten.

Auch die mobile Nutzung wird im ERP-Umfeld immer wichtiger. Module und Apps sind dabei besonders bedeutsam. Was bietet S/4HANA diesbezüglich?

SAP ermöglicht es – neben der Mobile-Plattform für die Entwicklung von nativen Apps – mit Fiori, ein auf HTML5 basiertes User Interface bereitzustellen. Fiori Apps sind hierbei grundsätzlich device-unabhängig und können – soweit die Transaktion sinnvoll ist – ebenfalls über Tablet oder Smartphone verwendet werden. SAP liefert bereits viele Standard-Apps und damit verbundene optimierte Prozesse mit S/4HANA aus. Der Kunde kann diese Apps im Standard verwenden, sie anpassen oder eigene Fiori-Apps entwickeln.

Die Fraunhofer-Studie nennt EDI-Schnittstellen als weitere wichtige Erweiterung von ERP-Systemen. Womit kann SAP hier aufwarten?

EDI ist eine B2B-Technologie, die bereits seit vielen Jahren sowohl im SAP-Umfeld als auch in der Automobilindustrie verwendet wird. In der Digitalisierung werden integrierte B2B- und B2C-Prozesse immer wichtiger. Die durchgängige End-to-End-Digitalisierung verschafft Unternehmen Geschwindigkeits- und damit auch Wettbewerbsvorteile. Die Herausforderung der nächsten Jahre: Die volle Integration in Handelsplattformen – sowohl B2B als auch B2C – und der durchgängige Austausch von Informationen bis in die Fertigung und Lieferung. SAP macht mit SAP Hybris eine moderne Plattform für die Interaktion mit Kunden und Geschäftspartnern verfügbar.

Einige mittelständische Unternehmen scheuen noch davor zurück, von der SAP R/3 Welt auf S/4HANA zu migrieren. Was raten Sie den Entscheidern?

Jedes Unternehmen, welches heute SAP verwendet, muss sich in den kommenden Jahren mit S/4HANA beschäftigen. Dabei geht es nicht darum, so schnell wie möglich auf S/4HANA zu wechseln, sondern darum, eine mittelfristige HANA Roadmap zu entwickeln. Dringlich sind die Fragen, wie HANA und S/4HANA die Prozesse des Unternehmens optimieren, den Weg in die Digitalisierung unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit sichern können. SAP wird in den kommenden Jahren Innovationen fast ausschließlich auf der HANA-Plattform verfügbar machen. Ungeachtet der Aussage von SAP, die Wartung für R/3 im Jahre 2025 einzustellen, müssen die Vorteile von S/4HANA in den richtigen kundenindividuellen Evolutionsschritten für das Unternehmen nutzbar sein. Ein überlegter SAP HANA Einsatz sichert die Wettbewerbsfähigkeit und vermeidet Kostensprünge.

Sie leiten bei Rödl & Partner den Geschäftsbereich SAP-Beratung. Welche Unternehmen können Sie wie unterstützen?

Neben der HANA und S/4HANA Beratung unterstützen wir als SAP Full-Service-Berater Unternehmen über alle Bereiche hinweg. Das geht von der Innovations- und Projektberatung über die Implementierung und Projektierung bis hin zu Managed Services. Und natürlich können wir auch ein komplettes Outsourcing in unsere Rechenzentren bereitstellen. Unsere Kunden finden sich vor allem im Bereich des produzierenden Mittelstandes, wobei wir vor allem ein Partner bei der Internationalisierung sind. Hier arbeiten wir mit unseren Kollegen in den 52 Ländern eng zusammen, um die landesspezifischen rechtlichen Anforderungen vollumfänglich umsetzen zu können. Wir beraten zudem Firmen aus dem Finanzsektor und aus dem Dienstleistungsgewerbe.

Herr Hinkelmann, vielen Dank für dieses Gespräch.

Sie haben Fragen zu den SAP Lösungen von Rödl & Partner? Jens Hinkelmann (+49 [911] 5979 60) ist gerne für Sie da.

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