Südkorea: Rödl & Partner begleitet Gründung des FAU Campus Busan

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Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat als erste deutsche Hochschule in Südkorea eine eigene Zweigstelle, den FAU Campus Busan, gegründet und bietet dort den englischsprachigen Master of Science in Chemie- und Bioingenieurwesen nach deutschem Hochschulrecht an. Rödl & Partner begleitete die FAU bei der Gründung des Branch Campus in der zweitgrößten Stadt Südkoreas.
 

1. Herr Schöck, Sie waren als damaliger Kanzler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom ersten Moment an bei der Gründung des FAU Branch Campus in Südkorea dabei. Wie kam es dazu, dass sich die FAU im Ausland engagiert und warum fiel die Wahl auf Südkorea?

Thomas A. H. Schöck: Das Thema Internationalisierung ist seit geraumer Zeit ein großes Thema für Universitäten. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg werden internationale Beziehungen seit jeher groß geschrieben. In diesem Kontext sind Kontakte nach Südkorea entstanden und die Stadt Busan (BMC) hat uns eingeladen, vor Ort – in einer der führenden Industriestädte Südkoreas – eine Zweigstelle einzurichten.
 
Im Jahr 2010 wurde der FAU Campus Busan eröffnet, an dem wir den englischsprachigen Masterstudiengang in Chemie- und Bioingenieurwesen nach deutschem Hochschulrecht und deutschen Qualitätsstandards anbieten. Als Forschungszentrum und renommierte Ausbildungsstätte bietet der FAU Campus Busan den Studierenden – gegenwärtig sind 57, überwiegend koreanische, Studentinnen und Studenten eingeschrieben – eine praxisnahe Ausbildung mit engen Kontakten in die Wirtschaft und zu Forschungseinrichtungen. Zudem haben die Studierenden die Gelegenheit, ein Semester an der FAU in Deutschland zu lernen und zu arbeiten und dabei interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.
 

2. Profitieren auch deutsche bzw. europäische Unternehmen, die in Südkorea tätig sind, von der Präsenz der FAU vor Ort?

Thomas A. H. Schöck: Selbstverständlich. Wir sind als FAU Busan GmbH Mitglied der deutsch-koreanischen Handelskammer und haben besonders gute Kontakte zu den vor Ort ansässigen deutschen Unternehmen. Mit unseren wissenschaftlichen Labors sind wir zwischenzeitlich sogar zum Sicherheitsstandard in Südkorea geworden – und das Thema Sicherheit ist in Südkorea im Augenblick ein sehr ernst genommenes. Wir kooperieren mit großen deutschen Unternehmen, wie Audi, Schaeffler, Siemens oder Staedtler, und haben „Memoranda of Understanding” unterzeichnet, die unseren Studierenden ermöglichen, ein 6-monatiges Praktikum in Deutschland zu absolvieren. Das kommt in Südkorea sehr gut an und die deutschen Unternehmen vor Ort profitieren von dem Know-how unserer Studenten und können später gut ausgebildetes Personal gewinnen.
 

3. Hat die Gründung des FAU Branch Campus in Südkorea Symbolcharakter und könnte beispielhaft auch für andere Länder sein?

Thomas A. H. Schöck: In Südkorea sind wir die einzige deutsche Universität, die einen Studiengang nach deutschem Hochschulrecht anbietet. Das hat für Südkorea Symbolkraft – insbesondere auch wegen der musterhaften Laborinstallation. In einigen anderen Ländern gibt es ähnliche Initiativen. Vor allem die Universitäten in den USA, in Australien und in Großbritannien intensivieren ihre Internationalisierung, insbesondere im asiatischen Raum.
 

4. Wie hat Rödl & Partner Sie bei diesem Vorhaben in Südkorea unterstützt?

Thomas A. H. Schöck: Rödl & Partner hat uns durch den gesamten Prozess der Gründung des FAU Campus Busan begleitet. Um überhaupt eine Außenstelle in Südkorea gründen zu können, musste das bayerische Hochschulrecht geändert werden. Die Erlaubnis, Studienentgelte zu erheben, wurde zwischenzeitlich in Bayern abgeschafft; für Studiengänge im Ausland dürfen aber auch weiterhin Studienentgelte erhoben werden. Haushaltsrechtlich jedoch war es nicht möglich, die koreanische Förderung – in koreanischer Währung – in den Haushalt der Universität zu integrieren. Daher haben wir die FAU Busan GmbH gegründet, die den gesamten wirtschaftlichen Betrieb der Universität abwickelt und steuert. Die Unterstützung von Rödl & Partner vor Ort und die Kenntnis der Gepflogenheiten, der koreanischen Kultur und Sprache waren dabei von enormer Bedeutung (siehe Grafik zur Veranschaulichung der Beziehungen zwischen FAU und FAU Busan). 
 
Alexander Fischer: Auch für uns war es sehr spannend, eine deutsche Universität bei der Strukturierung und Gründung eines Campus im Ausland rechtlich zu begleiten. Von Evaluierungsgesprächen und regulatorischen Belangen mit einzelnen koreanischen Ministerien und Wissenschaftsgremien, der Gründung der entsprechenden gesellschaftsrechtlichen Vehikel bis hin zu Finanzierungsfragen und der konkreten Kooperation mit der Stadt Busan war das Mandat ein ganz besonders interessantes Projekt.
 

5. Herr Fischer, welche Bedeutung hat Südkorea für die deutsche Wirtschaft?

Alexander Fischer: Südkorea ist eine hoch entwickelte Industrienation, Mitglied der Vereinten Nationen, der G20 und einer der Tigerstaaten Ost-Asiens. Da Südkorea u.a. in der Elektronik- und Automobilbranche über eine weltweit sehr bedeutende Industrie verfügt, ist das Land ein lukrativer Markt für die deutsche Wirtschaft. Wir als Rödl & Partner sehen das ja spiegelbildlich, denn die deutschen Unternehmen, die sich in der Automobilzulieferindustrie im Speckgürtel von Shanghai und an der Ostküste Chinas etabliert haben, suchen entsprechend auch den südkoreanischen Markt, um die Unternehmen dort zu bedienen. Zwar ist das Land relativ klein und der Absatzmarkt mit einer Bevölkerung von ca. 40 Mio. Menschen – insbesondere im Vergleich zu einem Markt wie China – begrenzt, doch das deutsche Expertenwissen ist willkommen und sehr gefragt.
 

6. Welche Erfahrungen machen deutsche Unternehmen momentan in Südkorea?

Alexander Fischer: Der Anteil der deutschen Unternehmen, die als Zulieferer vor Ort vertreten sind, wächst auf dem Weltmarkt. Die koreanische Konkurrenz jedoch ist groß und es herrscht ein scharfer Wettbewerb.
 
Thomas A. H. Schöck: Deutsche Ingenieure, die Ingenieurausbildung und die Ingenieurkunst haben in den letzten 12 bis 18 Monaten allerdings eine sehr positive Entwicklung erlebt. Die koreanischen Unternehmen und Politiker orientieren sich zunehmend an deutschen Standards und richten den Blick verstärkt auf Europa und v.a. Deutschland. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit hält daher sowohl für südkoreanische als auch für deutsche Unternehmen viele weitere Chancen bereit.
 
zuletzt geändert am 12.02.2015

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Dr. Thilo Ketterer

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer

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Thomas A. H. Schöck

Universitätskanzler a. D., CEO FAU Busan GmbH

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aus "KORUM": das Magazin der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer

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