GEFMA 924: Datenmodell und digitaler Ordnungsrahmen für das FM (Teil 5)

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veröffentlicht am 02. November 2017

 

In Teil 5 der Fachartikelreihe folgt die Beschreibung der Historie und des Anwendungsbeispiels für das Datenmodell und den Ordnungsrahmen nach GEFMA 924.

 

GEFMA 924 geht im Ansatz davon aus, dass die Digitalisierung des FM im Wesentlichen durch die Anwendung Relationaler Datenbank-Management-Systeme (RDBMS) erfolgt, die mittels standardisierter Schnittstellen und einheitlicher Kataloge miteinander sowie mit der Gebäudeautomation zu IT-Systemlandschaften gekoppelt werden.

 

Das Herzstück einer jeden relationalen Datenbank ist das tabellenbasierte Datenmodell, in dem festgelegt ist, auf welche Weise die einzelnen Datentabellen miteinander verknüpft sind. Für den Datenaustausch zwischen verschiedenen RDBMS sind einheitliche Kataloge, die für Schnittstellen genutzt werden können, äußerst hilfreich.


Zum Verständnis von GEFMA 924 ist es wichtig zu wissen, dass das hier beschriebene Datenmodell samt Katalogen und Ordnungsrahmen keineswegs einen Entwurf darstellt, der erst anschließend in die Realität umgesetzt werden müsste. Stattdessen stellt GEFMA 924 vielmehr eine Beschreibung dessen dar, was bereits seit Jahren entwickelt, erprobt und praktisch eingesetzt wird. Dabei konnte bei der Erarbeitung von GEFMA 924 auf langjährige Erfahrungen zurück gegriffen werden.

 

Historie des Datenmodells

Die Anfänge des Datenmodells nach GEFMA 924 gehen auf das Jahr 1995 zurück. Mit Übernahme der Aufgabe, ein GEFMA-Regelwerk aufzubauen, entstand auch die Notwendigkeit, einen Überblick über bereits bestehende Regelwerke anderer Regelsetzer zu erlangen. Dies war die Geburtsstunde einer Regelwerks-Datenbank (MS Access).


Diese Datenbank wurde seither laufend weiterentwickelt; seit 2001 werden daraus die jährlich erscheinenden Verzeichnisse GEFMA 900 und 910 generiert, in den nachfolgenden Jahren auch die Verzeichnisse GEFMA 912, 914, 918 und 922. Ein starker Entwicklungsschub wurde durch neue Funktionen von MS Access 2007 möglich. In der Folge wurde die Regelwerks-Datenbank zu einem Online-Regelwerks-Informationssystem ausgebaut, das künftig einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung des FM leisten soll.


Ausbaustufe I: Digitalisierung des Rechtsrahmens

Gegenstand der Ausbaustufe I war und ist es, FM-relevante Regelwerke zu identifizieren, zu katalogisieren, zu analysieren, die darin enthaltenen Datenelemente zu digitalisieren und entsprechend dem Datenmodell zu verknüpfen. Im Ergebnis liegen folgende regelwerksspezifische Daten in übersichtlicher (meist tabellarischer) Form vor:

 

  • Bibliografische Daten (für die Regelwerksverfolgung),
  • ggf. Inhaltsverzeichnis und ausgewählte Texte,
  • Begriffe je Regelwerk (inkl. Begriffe für Personen/Rollen und Befähigungen, für das Glossar),
  • Daten und Dokumente je Regelwerk (für das Dokumenten-Verzeichnis),
  • Pflichten und Tätigkeiten je Regelwerk (inkl. Qualifikations und Dokumentationsanforderungen),
  • Risiken durch Sanktionen je Regelwerk und Pflicht,
  • Hierarchische Einordnung ins Regelwerks-Gefüge.

 

Abb. 1: Ausbaustufe I: Regelwerks-spezifische Daten im Datenmodell

Abb. 1: Ausbaustufe I: Regelwerks-spezifische Daten im Datenmodell

 

Diese Auswertungen sind bereits eine erhebliche Verbesserung gegenüber der herkömmlichen Methode, jedes Regelwerk selbst lesen, analysieren und die darin enthaltenen Bestimmungen herausarbeiten zu müssen. Im Normalfall reichen die im DB-System enthaltenen Angaben dafür aus, die wesentlichen Regelwerksinhalte zu erfassen, ohne das Regelwerk selbst lesen zu müssen. Andererseits zeigte sich aber schon bald, dass die Fokussierung auf ein einzelnes Regelwerk oft nicht ausreichend war, um eine fachliche Fragestellung vollständig zu beantworten, da es in Deutschland meist mehrere einschlägige Regelwerke zu einem Sachverhalt gibt.


So enthält die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) zwar wesentliche Angaben z. B. über den Betrieb und die wiederkehrende Prüfung von Aufzugsanlagen, ein vollständiges Bild darüber ergibt sich aber erst durch Einbeziehung weiterer Regelwerke, wie z. B. einer DGUV-V 3 für die Prüfung der elektrischen Anlagenteile des Aufzugs.


Die regelwerksspezifischen Daten werden deshalb in zusätzlichen, darauf aufbauenden Ausbaustufen weiter verarbeitet.

 

Abb. 2: Ausbaustufe I: Regelwerks-spezifische Daten im DB-System

Abb. 2: Ausbaustufe I: Regelwerks-spezifische Daten im DB-System 

 

Ausbaustufe II: Digitalisierung der Facilities & Services

Facilities (Grundstücke, Bauwerke, baukonstruktive und technische Elemente, Außenanlagen, Ausstattungen etc.) sowie Services (Haupt-, Teil- und Serviceprozesse in jeder Lebenszyklusphase inkl. der dazugehörigen operativen Tätigkeiten) werden identifiziert, klassifiziert, katalogisiert und digitalisiert.


Anschließend werden möglichst sämtliche Datenelemente der Ausbaustufe I einem (oder ggf. mehreren) Facilities und Services zugeordnet. Im Beispiel der BetrSichV gehören Bestimmungen über die wiederkehrende Prüfung einer Aufzugsanlage dann zum Facility „Aufzugsanlage” (ID=461) und zum Service „Wiederkehrende gesetzl. Prüfung veranlassen” (ID=6.321).

 

Bestimmungen der DGUV-V 3 für die Prüfung der elektrischen Anlagenteile sind identisch zugeordnet, wodurch eine Abfrage der Daten zum Facility 461 die Bestimmungen beider (sowie etwaiger weiterer) Regelwerke liefert, was in den meisten Fällen die bestehenden Fragestellungen beantwortet. Im Falle auftretender Überschneidungen mehrerer Regelwerke zum gleichen Thema können anhand der Regelwerks-Hierarchie oder der festgelegten Sanktionen Prioritäten gesetzt werden.


Facility-/servicespezifische Verzeichnisse wurden als GEFMA 912-2, -3 und -4 (Begriffe) sowie GEFMA 922-1B, -1C, -1D, -334, -362, -412, -434 und -461 (Daten & Dokumente) veröffentlicht. Solche Daten sind auch wiederum Grundlage für die nächste Ausbaustufe.Abb. 3: Ausbaustufe II: Facility-/Service-spezifische Daten im Datenmodell

Abb. 3: Ausbaustufe II: Facility-/Service-spezifische Daten im Datenmodell

 

Abb. 4: Ausbaustufe II: Facility-spezifische Daten im DB-System

Abb. 4: Ausbaustufe II: Facility-spezifische Daten im DB-System

 

Fazit

Das Datenmodell nach GEFMA 924 bzw. FM-3D ist kein theoretisch abstraktes oder rein wissenschaftliches Gedankenmodell, sondern eine bereits seit Jahren erprobte und zwischenzeitlich bewährte Realität. Bei weit über 100 deutschen Unternehmen kommt das DB-System bereits zum Einsatz.


Teil 6 der Artikelreihe befasst sich mit Ausbaustufe III, den Kopplungsmöglichkeiten mit CAFM-Systemen, der Kompatibilität mit CAFM-Connect und künftig möglichen Funktionen.

 

 


 

 Zitierte Publikationen:

  • Betriebssicherheitsverordnung – Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln (BetrSichV)
  • DGUV-V 3 UVV Elektrische Anlagen und Betriebsmittel
  • GEFMA 900 Gesetze, Verordnungen, UVVorschriften im FM
  • GEFMA 910 Normen und Richtlinien im FM
  • GEFMA 912 Glossar FM
  • GEFMA 914 Pflichten im FM
  • GEFMA 918 Bußgeldkatalog FM
  • GEFMA 922 Daten und Dokumente im Lebenszyklus des FM

 

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