Große Preisspanne bei den Wohnnebenkosten? Richtig, aber…

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​veröffentlicht am 29. Mai 2020
von Alexander Faulhaber


…der jüngste Wohnnebenkosten-Vergleich des Bunds der Steuerzahler (BdSt)1 erzählt – wie jeder andere Preis- oder Gebührenvergleich2 auch – nur einen Bruchteil einer weitaus größeren Geschichte. Was bei Preisvergleichen nämlich regelmäßig offen bleibt, ist die Frage nach möglichen Gründen der festgestellten Preisunterschiede – und erst damit wird die Geschichte komplett.

Nimmt man bspw. Preise für die Versorgung mit Trinkwasser, so variieren diese nach den Berechnungen des BdSt in deutschen Landeshauptstädten um fast 90 Prozent. Als besonders teuer fallen demzufolge Saarbrücken und Stuttgart auf, besonders günstig präsentieren sich die Bundeshauptstadt Berlin und München. Der ausgewiesene Durchschnittspreis lag in den jetzt veröffentlichten Zahlen bei 360,51 Euro im Jahr3,der deutlichste Preisanstieg zum Vorjahr war in Hannover zu verzeichnen.

Mögliche Gründe der Preisunterscheide liefert jedoch weder der BdSt noch die darauf aufbauende Berichterstattung. Gerade im Falle identischer Leistungen, zu denen oftmals auch die Wohnnebenkosten zählen, ist dann nur allzu schnell die Rede von der Gier der Kommunen4, die entweder selbst oder mit ihren Beteiligungsgesellschaften hinter den Preisen stehen. Der darauffolgende Ruf nach Preissenkungen gleicht mittlerweile einem Automatismus.

Das ist bedauerlich, denn bereits ein einfacher Blick hinter die Kulissen der Preisunterschiede würde manch ein vorschnell getroffenes Urteil zu vermeintlich überhöhten Preisen wieder relativieren. So liegen in aller Regel gute Gründe für die Preisunterschiede vor. Da werden Wasserpreise schon einmal durch die günstigen Rahmenbedingungen der Produktion auf einem besonders niedrigen Niveau gehalten. In anderen Fällen werden Preiserhöhungen gut mit Investitionen begründet, die anderswo aufgrund der vorherrschenden Rahmenbedingungen im Versorgungsgebiet gar nicht erst notwendig sind.

Wasserversorgung ist und bleibt eben sehr heterogen. Die preisliche Vereinheitlichung durch einen typisierten Preisvergleich kommt auf dieser aggregierten Ebene deshalb nahezu zwangsläufig einem Vergleich der bekannten Äpfel und Birnen nahe. Schön wäre, wenn dies in der medialen Berichterstattung nicht zu kurz käme. Wer diesbezüglich Antworten sucht, dem seien die seit Jahren veröffentlichten Abschlussberichte landesweiter Vergleiche von Wasserversorgungsunternehmen nahegelegt5 – oder einfach die Frage an den örtlichen Versorger, der bestimmt nachvollziehbare Argumente für Unterschiede zu den Preisen anderer Versorger hat. 

 

 

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1 https://steuerzahler.de/fileadmin/user_upload/Presseinformationen/2020/BdSt_Wohnnebenkosten_Vergleich_2020.pdf, zuletzt aufgerufen am 27. Mai 2020 um 18:34 Uhr. 

2 Vgl. hierzu bspw. https://preisatlaswasser.de
3 Zugrunde lag ein Musterhaushalt mit einen jährlichen Verbrauch von 132 m³/Jahr.
4 Vgl. hierzu https://www.focus.de/immobilien/wohnen/abfall-wasser-rundfunkbeitrag-celler-zahlen-460-euro-allein-fuer-ihren-muell-so-unterschiedlich-sind-wohnnebenkosten_id_11995557.html, zuletzt aufgerufen am 27. Mai 2020 um 19:09 Uhr.
5 Vgl. hierzu bspw. https://www.roedl.de/de-de/de/medien/publikationen/buecher/wasserwirtschaft/documents/nrw-ergebnisbericht-wasserversorgung-2018-2019.pdf.

 

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