Auf hoher See – Aktuelle Entwicklungen auf dem Transaktionsmarkt

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veröffentlicht am 12. Juni 2019

 

Horst Grätz und Florian Kaiser antworten
 

 

Wie würden Sie derzeit den Transaktionsmarkt in Deutschland beschreiben?

Horst Grätz: Nach wie vor besteht ein starkes Interesse ausländischer Käufer an deutschen sowie an euro­päischen Gesellschaften. Wir erwarten, dass sich diese Fallzahl an Inbound-Transaktionen steigern wird. Insgesamt sahen wir in letzter Zeit aber eher viele kleinere Transaktionen anstelle großer Deals.
 
Florian Kaiser: Insgesamt ist der Transaktionsmarkt relativ robust. Aufgrund der derzeit stabilen Konjunktur geht es insbesondere mittelständischen Unternehmen finanziell recht gut, sodass ausreichend Liquidität zum Investieren vorhanden ist. Auch Finanzinvestoren konnten unlängst viel Geld zum Investieren einsammeln. Was wir in der Praxis allerdings beobachten ist, dass zwar hierdurch die Nachfrage nach Unternehmen auf einem recht hohen Niveau liegt, es aber zunehmend weniger attraktive deutsche Zielunternehmen gibt. Das führt dazu, dass das Preisniveau von Unternehmen gerade in Bieterverfahren über dem liegt was noch angemessen erscheint.
 

Und wie aktiv sind die deutschen Unternehmen jenseits der Grenzen?

Horst Grätz: Der sich stetig verschärfende Handelsstreit zwischen den USA und China trägt wenig zur Investi­tionssicherheit bei, besonders in China. Wir stellen fest, dass sich deutsche Unternehmen aktuell eher auf dem heimischen Gebiet der EU und in anderen sicheren Investitionszonen bewegen.
 
Florian Kaiser: Wirtschaftspolitisch ist gerade innerhalb des europäischen Binnenmarktes ein Trend zu be­obachten, der eine zunehmende Abkehr von offenen und globalisierten Märkten begründet. Derzeit scheint dieser Trend aber zumindest bei deutschen mittelständischen Unternehmen noch nicht angekommen zu sein – sie sind weiter sehr aktiv. Wir begleiten aktuell viele Investitionen in die sog. DACH-Region. Daneben beobachten wir zahlreiche Transaktionen mit U.S.-Bezug.
 

Was ist bei der Planung von grenzüberschreitenden Transaktionen besonders zu beachten?

Horst Grätz: Saubere und v.a. granulare Planung heißt das Zauberwort. Grenzüberschreitende Transaktionen weisen durch die notwendige Abstimmungen mit Behörden, Gerichten und Ämtern in diversen Ländern und die dadurch erforderlich werdende Planung des gesamten Ablaufs einen hohen Grad an Komplexität auf. Die konkrete Roadmap inklusive Timetable muss unter Einbeziehung aller beteiligten internationalen Kollegen frühestmöglich finalisiert sein. Bei der Bildung des Transaktionsteams kann idealerweise auf Kollegen zurück­gegriffen werden, die über die entsprechende Expertise verfügen. Das erleichtert regelmäßig die interne Abstimmung und garantiert schließlich eine hohe Qualität.
 
Florian Kaiser: Neben dem Verständnis über kulturelle Besonderheiten in den einzelnen Ländern, bspw. der Verlässlichkeit bei der Einhaltung von Deadlines, der Berücksichtigung landesspezifischer Feiertage o.ä. ist es insbesondere unerlässlich, ein gemeinsames Verständnis über bestimmte steuerliche Aspekte bzw. etwaigen Lösungen zu entwickeln, die dem wirtschaftlichen Interesse des Mandanten entsprechen. Außerdem sollten bei schriftlicher oder telefonischer Kommunikation die Zeitunterschiede berücksichtigt werden, bspw. wenn Kollegen in China eingeschaltet sind. Apropos Kommunikation: Neben der genannten Planungstiefe ist stete Kommunikation essenzielle Voraussetzung für eine erfolgreiche internationale Transaktion. Viele „Deal Issues” lassen sich in internationalen Transaktionen vermeiden, wenn die Parteien „richtig” kommunizieren.
 

Worin liegt aktuell die Hauptmotivation für Investitionen?

Horst Grätz: Fernab von der Investition durch den Kauf eines Unternehmens gibt es zurzeit wenig attraktive Alternativen, um freie Geldmittel wirtschaftlich profitabel zu nutzen. Investoren sehen sich daher nach „Renditeobjekten” um, insbesondere wenn der Zukauf eine kostentechnisch sinnvolle Alternative zum Aufbau eines eigenen (Tochter-)Unternehmens vor Ort ist.
 
Florian Kaiser: Außerdem sind wesentliche Treiber für Unternehmenskäufe und -verkäufe unverändert Nachfolgeregelungen, Finanzierungsbedarf, schnelles „Kasse machen” durch Ausstieg der Eigentümer aber auch die strategische Erschließung neuer Märkte oder eben die Konzentration auf die renditeträchtigen Produktgruppen.
 

Wie werden Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Transaktionen künftig verändern?

Horst Grätz: V.a. bei Due-Diligence-Prüfungen gibt es verstärkt Tendenzen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Legal Tech. Bei der (Vor-)Prüfung von Vertragswerken und sonstigen Dokumenten kann sich in Zukunft einiges tun. Mit dem Einsatz von Legal Tech-Lösungen bewältigen wir aber nicht nur die effiziente Bearbeitung einer riesigen Menge an Daten. Der weitaus größere Vorteil besteht darin, dass wir uns in unserer Anwaltstätigkeit auf die wesentlichen Faktoren konzentrieren können und so mehr Kapazität für die Gestaltung des Transaktionsprozesses, die Identifikation und Beseitigung von Reibungspunkten sowie die konstruktive Begleitung der Vertragsverhandlungen haben.

 

Florian Kaiser: Auch im Tax Bereich erwarten wir, dass bestimmte Prozesse durch den Einsatz spezifischer Software standardisiert werden. So können bspw. mittels spezieller steuerlicher Due Diligence-Programme etwaige Prüffelder definiert und durch den Abgleich von Daten auf Risiken hin überprüft werden. Diese Entwicklung erfolgt auch innerhalb der Finanzverwaltung durch Einsatz elektronischer Risikomanagement­systeme. Allerdings ist es unabdingbar die Erkenntnisse dann immer noch von Menschen auszuwerten. Der „Kollege” wird also nicht durch 4.0 ersetzt werden können.

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