Green IT: Wo unser Weg hingeht – Martin Wambach im Interview

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veröffentlicht am 12. August 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten


Herr Wambach, aufgrund Ihres verantworteten Geschäftsfeldes sowie persönlichen Antriebs wird deutlich, dass auch die Themen IT und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. In seiner Rolle als Geschäftsführender Partner und u.a. Verantwortlicher für Corporate Social Responsibility sprach Dr. Felix Madeja bereits über die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Finanzierung (Stichwort ESG-Bericht) und auch als Arbeit­geber im Sinne der sozialen wie ökologischen Verantwortung. 

 

Eine nachhaltige Unter­nehmensentwicklung ist für mittelständische Unternehmen also unverzichtbar, um weiterhin zukunftsfähig, attraktiv und stark zu sein. Die ver­schiedenen IT-relevanten Elemente wie Gebäude, Infrastrukturen oder auch Cloud-Lösungen erfordern Know-how und Weitblick.



Wie schätzen Sie, Herr Wambach, den generellen Spagat ein, den mittelständische Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und digitaler Transformation schaffen müssen?

Der große Vorteil mittelständischer Unternehmen ist, dass sie von Haus aus in vielen Bereichen sehr nachhaltig aufgestellt sind. Den langfristigen Erfolg verdanken sie innovativem Unternehmergeist in Verbindung mit einer wertebasierten Unternehmenskultur, bei der respektvoller Umgang miteinander und mit eingesetzten Ressour­cen eine zentrale Rolle spielen. Allerdings müssen mittelständische Unternehmen lernen, das Thema Nachhal­tig­keit besser zu berichten. 

 

Anders sieht es meines Erachtens mit der digitalen Transformation aus. Dort ist die Situation deutlich differen­zierter: Während gerade die Produktionsprozesse bei mittelständischen Unternehmen state-of-the-art auto­matisiert sind, hängt die Digitalisierung weiterer wichtiger Unternehmensbereiche oftmals zurück. Durch die oftmals vorherrschende Skepsis gegenüber Cloud-Computing drohen viele Unternehmen den Anschluss zu verlieren. Zudem verbauen sie sich auf diese Weise die Chancen, die Herausforderungen der digitalen Trans­formation intelligent mit der Ausrichtung bzw. Darstellung ihrer Nachhaltigkeit zu verbinden.

 

An welche Details müssen wir bei nachhaltiger IT denken – fängt es nicht bereits bei täglichen Aufgaben am Arbeitsplatz an? Wie müssen wir „weiter“ denken?

Eine erfolgreiche unternehmerische Praxis, egal in welcher Branche, ist heute ohne eine breit ausgebaute Informations- und Kommunikationstechnologie nicht mehr denkbar. Smartphone und Notebook gehören ge­nau­so dazu, wie der Betrieb eigener Datacenter und ein schnell wachsendes Cloudcomputing. Die hierfür eingesetzte Hardware ist extrem ressourcenintensiv; denken Sie bspw. an die vielen sog. „Seltenen Erden“, die es für die Herstellung von Computerchips und Akkus benötigt. Damit einher geht ein rasant steigender Strom­verbrauch. Insofern ist es wichtig, dass wir uns immer wieder vor Augen führen, wie wir mit einfachen Mitteln bereits am Arbeitsplatz dazu beitragen können, „green“ zu denken und zu handeln. Dazu gehört v.a. ein respektvoller Umgang mit Notebooks und Smartphones, d.h. das Reduzieren von Beschädigungen. Jedes defekte Gerät trägt zum schnell wachsenden Problem des Elektroschrotts bei. Es muss auch nicht jedes Jahr ein neues Smartphone sein. Mit der Standardisierung jeglicher Form von Ladekabeln macht die EU in Kürze zurecht Schluss mit dem Kabel-Chaos, das jeder von uns kennt.

 

Wie schätzen Sie die Bereitschaft von mittelständischen Unternehmen in Sachen Cloud-Nutzung ein? Herrscht eher noch vorsichtige Zurückhaltung oder proaktives Vorangehen?

Wie bereits dargestellt, sehen wir bei vielen mittelständischen Unternehmen immer noch eine große Skepsis gegenüber Cloud-Computing. Diese Einstellung bedroht ganz klar die Zukunftsfähigkeit. Zum einen richten die großen Tech-Unternehmen ihre Produktpalette immer stärker am sog. „Cloud-only“ aus. D.h. die Software-Applikationen, die Mittelständler bisher selbständig in ihren Rechenzentren betrieben haben, gibt es nicht mehr. Hat man diese Entwicklungen nicht fest im Blick, besteht die Gefahr, dass man die sog. Absprungbasis auf neue Lösungen, insbesondere technologische, verpasst. Zum anderen versperrt die Ablehnung von Cloud den Zugang zu attraktiven Software-Lösungen für vielfältige unternehmerische Herausforderungen. Dazu gehört insbesondere der Bereich der Nachhaltigkeit.

 

Was macht uns als Rödl & Partner hinsichtlich unserer Expertise stark? Wie können wir uns noch stärker von Wettbewerbern abheben?

Wir sind durch und durch ein mittelständisches Unternehmen mit einer wertebasierten Unternehmenskultur, wachem Unternehmergeist und großer Veränderungsbereitschaft. Bereits 2011 haben wir die fünf Eckpfeiler der digitalen Transformation für unser Unternehmen festgeschrieben: Cloud-Computing, Sicherheit, mobiles Ar­beiten, Kollaboration und persönliche Kommunikation. 2017 haben wir als erstes Unternehmen unserer Bran­che einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht; bis zum Jahr 2025 wollen wir unsere Niederlassungen aller 50 Länder in den Nachhaltigkeitsprozess vollständig integriert haben. Im Ergebnis schöpfen wir sehr viel unserer Beratungs- und Prüfungsexpertise aus unseren eigenen Erfahrungen. Das gibt uns eine hohe Glaubwürdigkeit. 

 

Und jetzt eine Frage in eigener Sache: Sie selbst sind sehr aktiv auf LinkedIn – was sind Ihre Erfahrungen in Sachen digitales Netzwerken? Wie schätzen Sie persönliche Sichtbarkeit und „Personal Branding“ für die Zukunft ein?

Unsere Branche, Wirtschaftsprüfung, Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung ist am Ende ein „Peoples Business”. D.h. die Berater- und Prüfungspersönlichkeiten machen einen wesentlichen Teil des Unternehmens­wertes aus. Von ihrer Expertise und Erfahrung profitieren unsere Mandanten. Von daher ist es wichtig, dass diese Persönlichkeiten bekannt sind. Die Nutzung digitaler Netzwerke, wie LinkedIn ist dazu ein probates Mittel. Allerdings dürfen die „Selbst-Darstellungen” kein Selbstzweck sein, sondern müssen in die Marke „Rödl & Partner” zielgerichtet einzahlen; d.h. dem Gesamtunternehmensinteresse dienen. 

Kontakt

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Martin Wambach

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, IT-Auditor IDW

Geschäftsführender Partner, Chief Digital Officer

+49 221 9499 091 00

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