Auswirkungen der Corona-Pandemie in Afrika am Beispiel von Angola

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veröffentlicht am 30. April 2020 | Lesedauer ca. 4,5 Minuten

  

Der neuartige Corona-Virus (Covid-19) stellt neben den anderen afrikanischen Ländern auch die Republik Angola vor viele neue Herausforderungen.

  

  
Erstmals wurden am 21. März 2020 zwei Infektionsfälle durch das angolanische Gesundheitsministerium bestätigt. Allerdings wurde bereits Ende Februar damit begonnen, entsprechende Vorkehrungen gegen eine mögliche Ausbreitung der Corona-Pandemie zu treffen, als sich Angola noch in der Phase der Erwartung möglicher Corona-Fälle befand. Vor Bekanntgabe des ersten bestätigten Infektionsfalles kündigte die angolanische Regierung die Schließung von Schulen und Universitäten an. Die Umsetzung strenger Hygienekontrollen im Rahmen von allgemeinen Handelskontrollen eines großen Fleischverkaufsgebietes macht das deutlich. Das zeigt, dass das Land bereits frühzeitig auf Prävention gesetzt und zügig entsprechende Vorgaben erlassen hat.

 

Einschränkungen

Diese Entwicklung hat zu verstärkten Kontrollen an den Grenzen, Gesundheitsprüfungen und Einreisesperren dortzulande geführt. Seit dem 3. März 2020 folgt bis auf weiteres das Einreiseverbot für ausländische Flugpassagiere nach Angola, sofern sie direkt aus einem als gefährdet eingestuften Land, wie China, Südkorea, Iran und Italien, einreisen. Zudem müssen seit dem 18. März 2020 alle in die Republik einreisenden angolanischen Staatsbürger sowie ausländischen Bürger, die ihren Wohnsitz in Angola haben, sich mindestens zwei Wochen in Quarantäneräumen aufhalten, sofern sie aus Portugal, Spanien und Frankreich kommen (Besuche sind untersagt). Mit Wirkung zum 20. März 2020 wurden darüber hinaus alle internationalen Flugverbindungen von und nach Luanda bis auf weiteres komplett eingestellt. Dieses Verbot gilt auch für Privatjets. Am gleichen Tag wurden schließlich alle Grenzen des Landes einschließlich der Landes- und Seegrenzen für den Personenverkehr geschlossen. Demgegenüber unterliegt der internationale Warenverkehr keinen Einschränkungen. Daraus resultiert, dass Frachtflugzeuge Angola weiter hin anfliegen dürfen.
 
Im Zuge dieses Prozesses wurden schließlich auch die Maßnahmen auf das öffentliche Leben ausgeweitet. Am 26. März 2020 wurde durch den Präsidenten, João Lourenço, der Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gilt vom 27. März 2020 bis zum 11. April 2020 und wurde nunmehr bis zum 25. April 2020 verlängert.
 
Während der Ausgangsbeschränkung ist bspw. verboten, die nationalen Grenzen oder Grenzen der Provinzen zu übertreten. Hierbei gilt es für die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben. Notwendige Wege, wie Einkaufen, zur beruflichen Tätigkeit sowie Freizeitaktivitäten, wie Spazierengehen und Fahrradfahren, sind erlaubt. Personen der Risikogruppe (älter als 60 Jahre, schwangere Frauen, Kinder unter 12 Jahre und Personen, die aufgrund einer Erkrankung ein höheres Risikos haben, an Covid-19 zu erkranken) wird dringend empfohlen, zu Hause zu bleiben, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Darüber hinaus sind Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten und ein Mindestabstand von zwei Metern ist einzuhalten.
 

Weitere Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung

Da es in den letzten Tagen offiziell keine neuen Infektionsfälle mehr gab, wird vermutet, dass der Ausnahmezustand nicht mehr verlängert wird. Entsprechende Maßnahmen zur Infektionseindämmung und wirtschaftlichen Stabilisierung sind:

  • Geschäfte und Betriebe, die nicht lebensnotwendige Waren herstellen sowie Geschäfte, die mit nicht lebensnotwendigen Produkten arbeiten oder nicht-essentielle Dienstleistungen anbieten, müssen während des Notstands geschlossen bleiben. Dies gilt auch für Restaurants, die nur mit Abholung arbeiten dürfen.
  • Die restlichen Betriebe/Unternehmen arbeiten mit Einschränkungen, teilweise im Homeoffice.
  • Seit dem 24. März 2020 wurde auch der Schulbetrieb eingestellt.
  • Die Internationale Leitmesse „FILDA“, die für Juli 2020 geplant war, wird wahrscheinlich verschoben.
  • Für Lebensmittelmärkte gilt als Auslastung von 0,04 Personen pro Quadratmeter, was zu großen Schlangen vor den Eingängen führen kann.
  • Sämtlich geplante Ausgaben der Regierung Angolas, die in dieser Zeit nicht erforderlich sind, werden zunächst ausgesetzt.
  • Es bestehen Steuerbefreiungen für eingeführte Güter, die für humanitäre Hilfe bestimmt sind.
  • Angolanische Bürger mit Niedrigeinkommen haben das Recht auf eine monatliche Zuwendung von 14,40 Euro.
  • Während des Notstands stellen die Telekommunikationsbetreiber der einheimischen Bevölkerung kostenlos entsprechende Dienste zur Verfügung, wie bspw. Telefon-, Nachrichten- und Internetdienste.
  • Die angolanische staatliche Zentralbank „BNA“ hat die Einhaltung einzelner Kreditverpflichtungen gelockert.
  • Die Privatbank „Banco de Fomento Angola“ (BFA) beabsichtigt, einen erheblichen Millionenbetrag für die Bedürfnisse in Zusammenhang mit der Covid-19-Bekämpfung bereit zu stellen.
  • Laut dem angolanischen Gesundheitsministerium wird Angola 15.000 Diagnose-Tests erhalten, von denen die Mehrzahl aus der VR China und ein Teil davon von der WHO zur Verfügung gestellt wird.

 

Auswirkungen auf den Erdölsektor

Die Corona-Maßnahmen haben bislang nicht nur zu einer starken Einschränkung des öffentlichen Lebens geführt. Zusätzlich leiden auch die Wirtschaftsbranchen unter den Folgen der Ausbreitung des Virus. Ein Beispiel hierfür ist der Erdölsektor. Angola verfügt über sehr hohe Erdölreserven und gehört nach Nigeria zum zweitgrößten Erdölproduzenten Subsahara-Afrikas. Dennoch besteht eine extrem hohe Abhängigkeit von diesem Sektor, da über 90 Prozent der angolanischen gesamten Exporte den Erdölsektor betreffen.
 
Gleichzeitig hat die Regierung erkannt, wie wichtig es ist, seine Wirtschaft mit Hilfe von ausländischen Investoren breiter aufzustellen und neue Sektoren zu fördern, um sich weniger vom Erdöl abhängig zu machen. Als wichtigstes Exportland und größter Abnehmer von Erdöl für Angola ist die Volksrepublik China. Aber auch hinsichtlich weiterer Sektoren ist China dortzulande wirtschaftlich sehr stark präsent. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist jedoch bereits jetzt ein deutlicher Rückgang spürbar, da China aktuell stark darauf fokussiert ist, seine eigene Volkswirtschaft wieder anzukurbeln. Daraus könnte sich die Gelegenheit bieten, mehr zu diversifizieren.
 

Auswirkungen auf die Realwirtschaft

Aufgrund der Corona-Epidemie und der hohen Abhängigkeit Angolas vom Erdöl wird der Rückgang des Erdölpreises nicht ohne Folgen für die Realwirtschaft bleiben.
 
Folglich könnte sich ein Konsumrückgang aufgrund des schwachen Wechselkurses abzeichnen. Das angolanische Finanzministerium rechnet bereits mit einem Verlust der angolanischen Währung und dadurch bedingtem Inflationsanstieg und geht zudem von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes aus.
 
In Bezug auf den Nahrungsmittelsektor ist Angola überwiegend abhängig von Importen aus dem Ausland, obwohl das Land über sehr viel landwirtschaftliche Nutzfläche mit fruchtbaren Ackerböden verfügt. Viele Erzeugnisse werden von außerhalb des afrikanischen Kontinents importiert, wie bspw. aus China und Portugal. Als Ursache für diese hohe Importabhängigkeit ist die nicht ausreichend vorhandene Infrastruktur infolge des Bürgerkrieges, welcher 2002 endete. Moderne landwirtschaftliche Geräte und Maschinen für die Agrarwirtschaft sowie der Aufbau neuer Produktionsstandorte durch ausländische Investoren könnte die Importabhängigkeit des Landes reduzieren. Folglich stecken in diesem Sektor, der lediglich 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt, noch erhebliche ungenutzte Wirtschaftspotentiale für die deutsche Wirtschaft.
 
Derzeit ist davon auszugehen, dass die Versorgungslage von Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung gesichert ist und die Lieferketten ohne Beeinträchtigungen funktionieren. Aufgrund der hohen Importabhängigkeit von Nahrungsmittelerzeugnissen könnte es jedoch bald zu Versorgungsengpässen Angolas kommen. Hieraus könnten sich mögliche Chancen für die deutsche Wirtschaft ergeben, die bislang bspw. im Vergleich zu China deutlich zurückhaltender ist, dortzulande zu investieren.
 
Weiter hin ist zu befürchten, dass das fragile und bereits überlastete Gesundheitssystem Angolas unter massivem Druck geraten könnte, da nicht ausreichende Ressourcen und Medikamente vorhanden sind und dringend benötigt werden. Weltweit findet derzeit ein globales Wettrüsten um die Forschung an einem Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus Covid-19 statt, an dem eine Vielzahl an Unternehmen mit Hochdruck arbeiten bzw. beteiligt sind. Schließlich könnten sich auch in diesem Sektor weitere Chancen für deutsches unternehmerisches Engagement ergeben.
 

Ausblick

Alle Staaten sind weltweit von der Corona-Pandemie betroffen. Insbesondere die Einschränkungen und der Verlust von Aufträgen und Arbeitsplätzen führen bei Privatpersonen und Unternehmen derzeit zu sehr schwierigen wirtschaftlichen Situationen. Da afrikanische Staaten keine gut funktionierenden Gesundheitssysteme haben und ein Gesundheitsschutz nur einer kleinen Bevölkerungsgruppe faktisch zugänglich ist, sind die wirtschaftlichen und sozialen Folgen noch dramatischer als in europäischen Ländern. Die afrikanischen Länder können auch ihre eigene Wirtschaft nicht so massiv durch staatliche Hilfsprogramme unterstützen wie dies in Europa derzeit erfolgt. Hier ist nun viel Eigeninitiative von privater Hand gefragt.

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