Wirtschaft spielt auf politischer Bühne – 2017: Von Trends profitieren

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Dr. José A. Campos Nave antwortet

 

 Gab es Entwicklungen, die die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2016 besonders beeinflusst haben?

Der Startschuss war sicherlich Anfang des Jahres die Lockerung der Sanktionen gegen den Iran. Die Anzahl der Privat- und Geschäftsreisenden in den Iran nahm zu und auch iranische Unternehmen begannen engere Verknüpfungen nach Deutschland zu begründen. Auf der anderen Seite führen die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland zu einer erheblichen Abschwächung des deutschen Außenhandels mit der Region. Auch die Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung in China beeinflusste die deutsche Wirtschaft negativ.

 Welche Themen leiten sich daraus für den deutschen Mittelstand ab?

Russland und China sind für die deutsche Volkswirtschaft von erheblicher strategischer Bedeutung. Die beiden Länder sind sehr große Wirtschaftsräume mit entsprechend vielen Abnehmern für deutsche Produkte und Dienstleistungen. Deutsche Unternehmen müssen ihre Auslandsmärkte weiter diversifizieren, denn es ist sehr gefährlich, sich ausschließlich auf einige wenige große Absatzländer zu konzentrieren. Als zusätzliche Alternative bietet sich nun der Iran an. Gleichwohl sollte jedoch nicht der große Wirtschaftsraum auf dem afrikanischen Kontinent vernachlässigt werden. Nicht nur Südafrika, sondern insbesondere auch Kenia bieten neue Absatzmärkte.
 

 Welche Erkenntnisse können wir für das neue Jahr mitnehmen?

Die Wirtschaft gedeiht stets in einem berechenbaren politischen Umfeld. In vielen Regionen ist jedoch gerade dieses politische Umfeld alles andere als sicher. Auf solche destabilisierenden Einflussfaktoren muss die Wirtschaft von vornherein eingestellt sein. Die Entwicklungen in Nahost und Russland sind daher genauer zu beobachten. Es ist dringend anzuraten, Mechanismen zu implementieren, um die eigenen Investitionen in den Ländern zu schützen.
 

 Was raten Sie international tätigen Unternehmen in Zeiten von Brexit und instabiler EU?

Trotz der Bekundung der britischen Regierung, den Brexit umsetzen zu wollen, ist nicht ersichtlich, in welchem Umfang und in welchem zeitlichen Kontext ein etwaiger Brexit tatsächlich stattfinden wird. Unternehmen müssen in der heutigen Zeit sicherlich sowohl bei der Unternehmenspolitik als auch bei der konkreten vertraglichen Umsetzung mögliche politische Veränderungen viel stärker in die Bewertung einbeziehen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Der Schutz der Investitionen in den Auslandsmärkten rückt immer deutlicher in den Fokus. Die Vertragsgestaltung – v.a. bei der Schließung von Partnerschaften und Kooperationen – sollte solche Entwicklungen bereits voraussehen.
 

 Wie wird sich die US-Wahl auf die deutsche Wirtschaft auswirken?

Zunächst wird keine direkte Auswirkung auf Deutschland zu verzeichnen sein. Allerdings entscheidet der künftige Präsident der USA auch über die außenpolitischen Beziehungen. Hierbei sind Russland und Iran nochmals zu nennen. Denn für deutsche Unternehmen stellen gerade die beiden Länder bedeutende Absatzmärkte dar. Eine Verschlechterung der politischen Beziehungen zwischen den USA und den betreffenden Ländern schwächt auch die deutschen wirtschaftlichen Interessen in gerade diesen Märkten.
 

 Welche Trends werden Ihrer Meinung nach das Jahr 2017 prägen?

Die Digitalisierung wird nicht nur das Jahr 2017, sondern fortan das gesamte Wirtschaftsleben prägen. Einzelne Abschnitte der Wertschöpfung wurden durch die Digitalisierung von Geschäftsprozessen bereits komplett umgestaltet. Zudem sind einzelne Produkte und Dienstleistungen nicht mehr im bisherigen Umfang kommerzialisierbar. Gleichwohl eröffnen sich jedoch neue Geschäftschancen und Geschäftsmodelle, die ohne die digitale Basisstruktur nicht hätten umgesetzt werden können.

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Dr. José A. Campos Nave

EMBA (Accounting & Controlling), Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

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