Erfolgreich investieren in Malaysia

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zuletzt aktualisiert am 2. September 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten


 

 

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Malaysia ein?

Malaysia hat seit den 90er Jahren ein beständiges Wachstum verzeichnet. Im jüngsten „World Economic Out­look” hat der IWF die BIP-Wachstumsprognosen für Malaysia zwar von 6 auf 5,1 Prozent für 2022 reduziert, jedoch erholt sich das Land von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Als viertgrößte Volks­wirt­schaft Südostasiens hat sich Malaysia in den letzten Jahren aufgrund einer weltweiten Nachfrage nach Elek­tronik sowie Rohstoffen wie Öl und Gas stark entwickelt. Ein verbesserter Arbeitsmarkt, vergleichsweise liberale Investitionsbedingungen und ausreichende Infrastrukturausgaben haben ebenfalls zur soliden Leistung beigetragen.
 
Neben der Produktion von Roh- und Palmöl verfügt Malaysia über einen gut etablierten Industriesektor, etwa in den Bereichen der Elektronik, Pharma und Telekommunikation. Das Land profitiert nicht nur von seiner Wett­bewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten, sondern auch von einer hohen Inlandsnachfrage. Zusam­men mit Singapur, Thailand und Indonesien gilt Malaysia als wirtschaftliche Führungsmacht im ASEAN-Raum.

 

Wie würden Sie das Investitionsklima in Malaysia beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die malaysische Wirtschaft wurde im Jahr 2021 durch die Pandemie und eine zeitgleiche Regierungskrise beein­trächtigt, befindet sich aber auf einem Erholungskurs. Anhaltend positive Prognosen in Rankings von IWF und Weltbank machen Malaysia zu einem attraktiven Ziel für langfristige Investitionen. Das gute allgemeine Geschäftsklima und die investorenfreundliche Grundhaltung machen Malaysia für deutsche Unternehmen zu einem interessanten Investitionsstandort. Im regionalen Vergleich überzeugt Malaysia mit seiner soliden Infra­struktur, investorenfreundlichen Politik, einem soliden Rechtssystem und nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Englisch eine Verkehrssprache ist und so Verständigungsprobleme vermeidbar sind. 
 
Für deutsche Unternehmen bieten insbesondere die Industriebereiche Elektronik, Maschinen, Geräte, Chemi­kalien, medizinische Geräte, Luft- und Raumfahrt sowie Automobil in Malaysia interessante Geschäfts­mög­lich­keiten. Aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China gewinnt Malaysia auch als Standort für die Halbleiter- und Chipherstellung zunehmende Bedeutung in den globalen Lieferketten. Die malaysische Regie­rung hat zudem die Chancen erkannt, welche die digitale Wirtschaft als neuer Wachstumsmotor für die Wirt­schaft bietet. Durch die Nutzung des Internets, von Smartphones, Big Data, dem Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz und anderen Technologien will Malaysia im Rahmen der sog. MyDigital-Initiative seine Produktivität steigern, Innovationen vorantreiben und die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern.
 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Malaysia gegenüber?

Aus Deutschland fließt das höchste Auslandsinvestitionsvolumen der Europäischen Union nach Malaysia. Im Allgemeinen bietet Malaysia ein investitionsfreundliches Umfeld und in den meisten Sektoren sind keine protektionistischen Tendenzen erkennbar. Trotzdem sind im Rahmen der malaysischen „Bumiputera“-Politik für einige Geschäftsfelder, wie beispielsweise Telekommunikation oder Logistik, weiterhin lokale Beteiligungen oder Geschäftsführer vorgegeben; zudem müssen sich Investoren auf zum Teil zeitaufwändige Verwaltungs­ver­fahren zur Erlangung von Investitions- und Geschäftslizenzen einstellen, die bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen können. Aus historischen Gründen folgt Malaysia dem englischen Common Law. Für deutsche Unter­nehmen ist daher eine sorgfältige Vertragsgestaltung unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieses Rechtskreises wesentlich.
 
Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Malaysia sind derzeit aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über Palmöl, einem für Malaysia sehr wichtigen Rohstoff, ausgesetzt. Europäische Unternehmen müssen somit weiterhin auf Handels- und Investitionserleichterungen durch ein solches Frei­handelsabkommen warten.
 
Für deutsche Investoren besteht ein gewisses Schutzniveau aus dem bilateralen Investitionsschutzvertrag zwischen Deutschland und Malaysia von 1962. Dieser Investitionsvertrag bietet jedoch geringere Standards, als es heutzutage beispielsweise in entsprechenden EU-Abkommen üblich ist. Insbesondere ist kein Investor-Staat-Streitbeilegungsmechanismus vorgesehen.

 

Durch das asiatische Freihandelsabkommen „Regional Comprehensive Economic Partnership” (RCEP) erhofft sich Malaysia einen Wachstumsschub. Wie ist Ihre Einschätzung?

Das multilaterale RCEP ist das jüngste Freihandelsabkommen, das Malaysia abgeschlossen hat. Malaysia hatte seine Ratifizierung im Januar 2022 beim ASEAN-Sekretariat eingereicht und wurde daraufhin am 18. März zwölfter Signatarstaat des RCEP. Dieses weltweit größte Freihandelsabkommen außerhalb der Welt­han­dels­or­ga­nisation trat am 1. Januar 2022 in Kraft und dürfte sich insbesondere auf den Warenhandel in der Region positiv auswirken, weniger in den Bereichen Dienstleistungen und Direktinvestitionen. Somit können auch produzierende Unternehmen in Malaysia von Präferenzzöllen und dem teilweisen Abbau von Handelsbarrieren profitieren, sofern der im RCEP festgelegte regionale Wertschöpfungsanteil erfüllt ist. Deutsche Unternehmen, die im asiatisch-pazifischen Raum geschäftlich tätig sind, sollten sich der komplexen und überschneidenden Freihandelsabkommen bewusst sein. Malaysia ist auch Mitglied der ASEAN-Freihandelszone (AFTA) des ASEAN-Plus-Freihandelsabkommens mit China, Japan, Korea, Australien, Neuseeland und Indien sowie des Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP). Es bestehen zudem weitere bilaterale Freihandelsabkommen mit anderen Ländern. Diese Vielzahl an Freihandelsabkommen erfordert daher eine eingehende Planung und Bewertung der jeweils geltenden Regelungen, um regionale Lieferketten optimal auszugestalten.
 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Malaysia weiterentwickeln?

Malaysia hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der dynamischsten Volkswirtschaften Südostasiens und einem attraktiven Investitionsstandort entwickelt. Nachdem das Land zuvor stark von der Landwirtschaft und Rohstoffindustrie abhängig war, hat es sich wirtschaftlich diversifiziert und erfolgreich auf das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor mit einer Kombination aus qualifizierten Arbeitskräften und einer hoch entwickelten Infrastruktur konzentriert. Wichtige Weichen für den zukünftigen Erfolg des Landes dürften insbesondere die weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitnehmer, Modernisierung der Verwaltung, Reduktion der zum Teil noch bestehenden sektoralen Investitionsbeschränkungen sowie mittelfristig der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU sein.

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Markus Schlüter

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