Nachhaltigkeits­be­richt­er­stattung: Chancen nutzen

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veröffentlicht am 7. April 2021 | Lesedauer ca. 4 Minuten


Die nichtfinanzielle Berichterstattung hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeu­tung gewonnen. Grund dafür sind steigende Anforderungen von Seiten der Stake­hol­der. Mit einem ganzheitlichen Corporate Social Responsibility-Management und 

-Repor­ting werden nicht nur Ihre Stakeholderbeziehungen gestärkt, sondern Sie in­vestieren auch in die Zukunftsfähigkeit Ihrer Organisation.


 

Maßgebende Treiber der CSR-Berichterstattung

Die Treiber für die nichtfinanzielle Berichterstattung und eine nachhaltige Unternehmensführung sind viel­fältig. Sowohl Investoren erhöhen den Druck auf Unternehmen, als auch die Öffentlichkeit oder die Politik (beispiel­haft sei hier nur die EU-Taxonomie, das Lieferkettengesetz oder die neue CSR-Richtlinie der EU er­wähnt). Eine wichtige Rolle wird auch dem Arbeitsmarkt zuteil. Immer mehr junge Nachwuchskräfte möchten wissen, ob und inwiefern ihr neuer potenzieller Arbeitgeber soziale und ökologische Aspekte in die Unterneh­mensstrategie einbindet. Die Anforderungen nehmen zu – und das nicht nur für große Wirtschafts­organisa­tio­nen, sondern auch für kleinere und mittelständige Unternehmen oder kommunale Versorger.

Das Management sieht sich immer neuen Herausforderungen gegenüber: Die Corona-Pandemie rückte Fragen zum Gesundheitsschutz und zum mentalen Wohlbefinden in den Vordergrund. Ambitionierte Klimaschutz­maß­nahmen setzen Unternehmerinnen und Unternehmer unter Druck, sich mit der Frage zu befassen, wie neue CO2-Vorgaben eingehalten werden können. Und wie begegnet man den zunehmenden Forderungen nach mehr Umweltschutz und der Einhaltung der Menschenrechte in einem globalen Supply-Chain-Netz?

Wer sich bereits frühzeitig mit den positiven und (potenziell) negativen Auswirkungen der eigenen Unterneh­menstätigkeit befasst und soziale und ökologische Aspekte in die Unternehmensführung einbezieht, hält das Steuer selbst in der Hand. Andernfalls kann es für Unternehmen jeglicher Größe kostspielig werden.

 

Der Business Case CSR

Für ein gutes CSR-Management ist es entscheidend, die ökologischen und sozialen Auswirkungen des unter­nehmerischen Handelns zu identifizieren und zu adressieren. Wer transparent über sein Unterneh­mens­handeln berichtet, bindet seine Stakeholder aktiv ein und informiert sie über die wesentlichen Handlungs­felder, Akti­vitäten und Ziele. Gleichzeitig erkennen Unternehmen Herausforderungen frühzeitig und können ihnen gezielt begegnen, um langfristig am Markt zu bestehen.

Ein ganzheitliches CSR-Management und transparentes Reporting wirkt mehrfach – das zeigt der Business Case CSR deutlich:

     

Kosten- und Risikominimierung

  • Durch den effizienten Einsatz von Ressourcen erzielen Unternehmen Kosteneinsparungen. Dabei können schon einfache Maßnahmen (z.B. LED-Lampen) zu Effizienzsteigerungen und Kostenvorteilen führen.
  • Unternehmen sichern sich frühzeitig vor regulatorischen Veränderungen ab und reduzieren damit einhergehende ökonomische Risiken und Kosten.
  • Mithilfe einer transparenten Nachhaltigkeitskommunikation vermeiden Unternehmen negative Reaktionen von Stakeholdern, wie NGO-Kampagnen oder Kundenboykotte.


Reputation und Legitimation

  • Ein aktiver Dialog und eine hochwertige Berichterstattung tragen dazu bei, dass Unternehmen ihre Stake­holderbeziehungen stärken, ein positives Markenimage aufbauen und (Kunden-)Vertrauen gewinnen.
  • Für kommunale Unternehmen steht insbesondere die Erfüllung öffentlicher Erwartungen und der Dialog mit Anspruchsgruppen im Vordergrund.

 

Wettbewerbsvorteil

  • Indem Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Wertschöpfungskette integrieren, differenzieren sie sich vom Wettbewerb, realisieren Kostensenkungspotenziale und können dadurch höhere Preisprämien erzielen.
  • Die Bereitstellung umfassender Nachhaltigkeitsinformationen kann zudem dazu beitragen, die Attraktivität am Kapitalmarkt zu steigern. Auch Kreditinstitute und Investoren achten vermehrt auf ESG-Kriterien (En­vironmental, Social, Governance, kurz: ESG).
  • Im Employer-Branding wird CSR ebenfalls zu einem wichtigen Faktor. Unternehmen, die auf freiwilliger Basis über die Nachhaltigkeit ihres Wirtschaftens berichten, können im Wettstreit um qualifizierte Arbeitskräfte einen Vorteil erzielen.
  • Darüber hinaus wirkt sich das betriebliche Nachhaltigkeitsengagement ggf. positiv auf die Arbeitszu­frie­den­heit aus. Die Beschäftigten identifizieren sich stärker mit dem eigenen Unternehmen und arbeiten produktiv(er) und motiviert(er). Die Fluktuationsrate sinkt.


Innovation und Marktentwicklung

  • Unternehmen, die innovative Produkte und Dienstleistungen zur Überwindung globaler Probleme entwickeln, fördern ihre Innovationsfähigkeit und positionieren sich als modernes, zukunftsgerichtetes Unternehmen am Markt.
  • Neue Märkte oder Nischenmärkte können zusammen mit neuen Kundengruppen erschlossen werden.


Der Business Case ist für jedes Unternehmen individuell – insbesondere die ökonomischen Auswirkungen. Die internen und externen Rahmenbedingungen entwickeln sich beständig fort, demnach verändert sich auch der Business Case fortwährend. Mit Blick auf die weltweiten Entwicklungen wird deutlich, dass dem Thema nach­haltige Unternehmensführung und Reporting immer mehr Bedeutung beigemessen wird.


Die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Wandel

Änderungen an der CSR-Richtlinie, auch Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), wurden erst im April 2021 vorgenommen. Demnach sollen ab dem 1. Januar 2024 alle großen Unternehmen, unabhängig davon, ob diese kapitalmarktorientiert sind oder nicht, zur Ablage eines nichtfinanziellen Berichts verpflichtet werden. Die Berichtspflicht ist nunmehr auch Teil des Lageberichts eines Unternehmens und unterliegen einer Prü­fungs­pflicht bei nichtfinanziellen Berichten mit begrenzter Prüfungssicherheit. Neben diesen Veränderungen ist die Entwicklung weiterer europäischer Berichtsstandards vorgesehen. Diese sollen vor allem jenen Unter­neh­men zu Nutzen kommen, die unter den Geltungsbereich des CSRD fallen.

Doch unabhängig davon, ob Unternehmen zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen verpflichtet sind oder nicht, sind in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen dazu übergegangen, Nachhaltigkeits­infor­ma­tionen zu veröffentlichen. Zu diesem Ergebnis kam u.a. das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Selbst kleine und mittelständige Unternehmen nutzen das Nachhaltigkeitsreporting, um den Informations­an­sprüchen verschiedener Stakeholder nachzukommen. Dazu zählen bspw. VAUDE, Lebensbaum, Rinn Beton- und Naturstein GmbH oder Neumarkter Lammsbräu. Unter den kommunalen Unternehmen gibt es ebenfalls Vorreiter, wie die Städtische Werke Nürnberg GmbH oder der Abfallwirtschaftsbetrieb München, die auf frei­williger Basis über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten. Mehrere Kommunalunternehmen, wie etwa die Mainova AG, fallen seit 2017 zudem unter die CSR-Berichtspflicht und informieren über ihr unternehmerisches Handeln. Es wird erwartet, dass mit Einführung der CSRD in Deutschland bis zu 15.000 Unternehmen künftig unter die Berichterstattungspflicht fallen werden – aktuell sind es 500 Unternehmen.


Vom „Warum“ zum „Wie“?

Mehr und mehr Unternehmen legen nichtfinanzielle Informationen offen. Zu diesem Ergebnis kam u.a. das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Selbst kleine und mittelständige Unternehmen nutzen das Nachhaltigkeitsreporting, um den Informationsansprüchen verschiedener Stakeholder nachzukommen. Dazu zählen bspw. VAUDE, Lebensbaum, Rinn Beton- und Naturstein GmbH oder Neumarkter Lammsbräu. Unter den kommunalen Unternehmen gibt es ebenfalls Vorreiter, wie die Städtische Werke Nürnberg GmbH oder der Abfallwirtschaftsbetrieb München, die auf freiwilliger Basis über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten. Mehrere Kommunalunternehmen, wie etwa die Mainova AG, fallen seit 2017 zudem unter die CSR-Berichts­pflicht und informieren über ihr Unternehmenshandeln.

Der Prozess zur Erstellung eines CSR-Berichts ist fünftstufig unterteilt:



Im ersten Schritt geht es um die Konzeption. Unternehmen können sich an (international) anerkannten Standards wie dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex oder dem Rahmenwerk der Global Reporting Initiative (GRI) orientieren. Die Europäische Kommission plant ebenfalls einen einheitlichen Standard zu veröffentlichen, um mehr Vergleichbarkeit gewährleisten zu können. Nachdem die Organisation eine Entscheidung zum pas­senden Standard getroffen hat, werden die zentralen Handlungsfelder und Stakeholder identifiziert. Im Folgen­den müssen alle relevanten Informationen und Daten erfasst und aufbereitet werden. Das schafft Trans­parenz und legt Verbesserungspotenzial offen. Anschließend werden konkrete nachhaltigkeitsorientierte Ziele, Indi­katoren und Maßnahmen definiert. Zuletzt erfolgt die Berichtslegung. Das Reporting sollte Teil eines konti­nu­ierlichen Verbesserungsprozesses sein und zur Erfüllung der betrieblichen Nachhaltigkeitsstrategie beitragen.


Fazit

In den vergangenen Jahren hat das Umwelt- und Sozialbewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten deutlich zugenommen. Von der Politik werden Transparenzansprüche eingefordert und auch am Kapitalmarkt rücken nichtfinanzielle KPIs beim Risikomanagement in den Fokus. Für Unternehmen bedeutet das, dass ihre Aktivitäten und ggf. ihr gesamtes Geschäftsmodell kritisch(er) hinterfragt werden.

Wer neben ökonomischen Aspekten auch ökologische und soziale Themen in die Unternehmenskommu­nika­tion einbindet, richtet sich aktiv an die eigenen Anspruchsgruppen. Ein guter CSR-Bericht kann als aussage­kräftige Visitenkarte dienen. Nicht nur große Unternehmen profitieren davon, sondern im Besonderen auch kleinere und mittelständische Betriebe. Mithilfe der Nachhaltigkeitsberichterstattung können sie die Öffent­lichkeit über ihr Engagement informieren und sich damit die sog. „license to operate” sichern. Das bedeutet, dass sie eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz für ihre Geschäftstätigkeit und -strategien erzielen. Entschei­dend ist, dass die Berichterstattung glaubwürdig und transparent ist. Hohe Erfolgs­chancen bestehen insbe­sondere dann, wenn Nachhaltigkeit vom oberen Management bzw. vom Inhaber oder der Inhaberin eines Fami­lienunter­nehmens vorgelebt wird.

Eine ganze Reihe von ökonomischen Gründen sprechen dafür, dass sich ein betriebliches Nachhaltigkeits­management und -reporting lohnen. Die wenigsten Unternehmen starten bei null. Viele engagieren sich seit Langem für die lokale Gemeinschaft – im Besonderen auch deutsche Mittelständler. Verantwortung zu über­nehmen ist Teil ihres unternehmerischen Selbstverständnisses. Viele wissen jedoch nicht, wo sie stehen oder welche Nachhaltigkeitsthemen für sie relevant sind. Die Weichenstellung für ein umfassendes CSR-Reporting fehlt.

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