Erfolgreich investieren in Myanmar

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zuletzt aktualisiert am 28. Juni 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten


 

 

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Myanmar ein?

Die Einschränkungen durch die Covid-19 Pandemie sind weitgehend abgeschafft und die Einreise nach Myanmar wieder ohne Quarantäneauflagen möglich. Seit Mitte April sind E-Visa für Geschäftsreisende (70 Tage) wieder mög­lich und werden innerhalb weniger Werktage ausgestellt. Auch Visa für längere Zeiträume und mehrfache Ein­reisen können bei Myanmarischen Botschaften wieder beantragt werden.
 
Nachdem die Quarantäneauflagen gekippt wurden und Visa für ausländische Expats erneut verfügbar waren, sind einige ausländische Firmenvertreter und Geschäftsreisende zumindest für geschäftliche Reisen zurück nach Myanmar gekommen. Viele Botschaften und Handelskammern haben ebenfalls wieder mit Präsenzveranstaltungen begonnen, um der örtlichen Businesscommunity erneut eine Plattform für professionellen Austausch und Ver­net­zungsmöglichkeiten zu bieten.
 
Nach den negativen Geschäftsentwicklungen im letzten Jahr und einer projizierten Rezession von 18,4 Prozent als Folge auf den Putsch des Militärs, hat sich die Lage in den größeren Städten des Landes etwas stabilisiert. Die Asian Development Bank geht von einer deutlichen Erholung von -0,3 Prozent in diesem Jahr aus und sieht für 2023 ein erneutes Wachstum von 2,6 Prozent.
 
Auch wenn die Sperrstunde zu Mitternacht noch in Kraft ist, gestaltet sich das Leben vor Ort deutlich weniger eingeschränkt als noch vor einem Jahr, was sich auch im Straßenverkehr mit zurückkehrenden Staus zeigt. Ge­schäf­te, Restaurants und Bars sind wieder geöffnet, sofern sie die schwierige Zeit durch die Pandemie und nach dem Putsch überstanden haben, oder haben neu aufgemacht. 

 

Wie würden Sie das Investitionsklima in Myanmar beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Das Investitionsklima in Myanmar ist nach wie vor schwierig, bietet nach der Marktbereinigung im letzten Jahr aber auch grundsätzlich wieder Chancen. So birgt zum Beispiel der Textilsektor Potential und schafft dringend benötigte und verhältnismäßig gut bezahlte Einkommensmöglichkeiten für geschultes Personal, das in Folge des Putsches in die Erwerbslosigkeit gerutscht ist, als Aufträge internationaler Ketten storniert wurden. Anderen Bereichen im produzierenden Gewerbe geht es ähnlich und Lieferketten verbessern sich trotz der nach wie vor schwierigen Lage, die auch durch globale Entwicklungen geprägt ist.


Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Myanmar gegenüber?

Eine der Herausforderungen für deutsche Unternehmer ist die Infrastruktur und Stromversorgung sowie die Adap­tion an derzeitige lokale Gegebenheiten, die aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Situation vor Ort viel Fingerspitzengefühl benötigt. Eine weitere Herausforderung ist die Überprüfung lokaler Geschäftspartner und Vernetzungen mit militärnahen Unternehmen, die sanktioniert sein könnten. Professioneller Rat ist hier besonders zu empfehlen.
 
Eine weitere Herausforderung der gegenwärtigen Zeit in Myanmar liegt in den Einschränkungen im Bank- und Zahlungswesen; Transaktionen aus dem und in das Ausland sowie Konvertierungen in Fremdwährungen erfordern behördliche Genehmigungen.

 

Wie weit ist Myanmar mit der Digitalisierung?

Auch wenn sich der Digitalisierungsprozess durch vom Militär einführte Einschränkungen und Verteuerung der Internetnutzung zunächst erheblich verlangsamt hat oder gar fast zum Erliegen gekommen ist, sind geschaffene online-Prozesse wie zum Beispiel die MyCo Plattform des Firmenregistrars (DICA) oder E-Prozesse bei den Steuer­behörden wieder funktionsfähig. 
 
Zusätzlich haben die generellen Schwierigkeiten bei der Bargeldbeschaffung die Entwicklung digitaler Zahlungs­optionen deutlich beschleunigt. 

 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Myanmar weiterentwickeln?

Obwohl die kurz- und mittelfristige Perspektive Myanmars aufgrund der derzeitigen Entwicklungen deutlich ge­trübt ist, birgt das Land nach wie vor ein enormes Potenzial, das es in Zukunft weiter zu entwickeln gilt. Die Viel­zahl der angestoßenen Reformen und Infrastrukturmaßnahmen dürften die Modernisierung beschleunigen, sobald sich der gegenwärtige Konflikt entschärft.
 
Je länger sich hingegen eine politische Lösung hinauszögert, desto mehr Schaden nimmt das Land. Insbesondere das in den letzten Jahren mühsam aufgebaute und modernisierte Bankensystem, in das zunehmend ausländische Banken integriert wurden, geriet unter immer stärkeren Druck.
 
Den größten Schaden jedoch trägt die Zivilbevölkerung, für die sich das tägliche Leben deutlich verteuert hat und die nicht mehr auf die Unterstützung der Sicherheitsorgane vertrauen kann. Kraftstoff und Stromknappheit er­schwe­ren das tägliche Leben zusätzlich, das Gesundheits- und Bildungssystem hat stark gelitten.

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Alexander Rindfleisch

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