Nachhaltigkeit durch inhaltliche Konsolidierung im Bereich Jugend & Soziales

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veröffentlicht am 1. Januar 2014

 

Konsolidierungsbemühungen werden häufig von Generalisierungen überschattet.

 

Einsparungen in transferaufwandgetriebenen Bereichen realisieren
 
Vielerorts führte die Gleichbehandlung von heterogenen Aufgabenbereichen zu finanziellen Schäden, die nur langsam kompensiert werden können. Praxisberichte zeigen jedoch immer häufiger, dass Einsparungen in den Bereichen Jugend und Soziales möglich, aber keine Selbstläufer sind.
 

Vom Aufwand zur Investition – Qualität in der Fallarbeit der Hilfen zur Erziehung (HzE)

Einsparbemühungen auf dem Gebiet der HzE sind immer von fachlicher Notwendigkeit der Hilfen einerseits und wirtschaftlicher Hilfeerbringung andererseits geprägt. Dies führt regelmäßig zu Konflikten zwischen Fach- und Finanzverantwortlichen. Konsolidierungsbemühungen auf diesem Gebiet müssen in einem ersten Schritt auf den Aufbau breit gefächerter Beratungsangebote abzielen, die Fälle i.S.d. §§ 27 ff. SGB VIII vermeiden können. Häufig sind im Alltagsgeschäft der Sozialarbeiter für solche zusätzlichen Beratungsangebote nur größere Zeitbudgets pro Fall nötig. Mit erweiterten zeitlichen Möglichkeiten sind viele ASD-Mitarbeiter in der Lage, ein klareres Bild von der Situation rund um den Hilfeempfänger zu zeichnen. Es wird ihnen ermöglicht, dass, wenn fachlich geboten, die Entscheidung gegen eine Hilfeinstallation getroffen werden kann. Anschließend an die Intensivierung der präventiven Bemühungen muss die Suche nach Einsparpotenzialen im Bereich der HzE in der Einzelfallsteuerung fortgesetzt werden. Hier ist von maßgeblicher Bedeutung, wie aussagekräftig die aus dem Fachverfahren darstellbaren Zahlen sind. Erfahrungen zeigen, dass Einzelfallcontrolling im Zuge der Hilfeplanfortschreibung oftmals als ausreichend empfunden wird. Führt man aber die einzelnen Fallverläufe in eine intensive Wirksamkeitsprüfung, so wird schnell deutlich, dass die Zahlenbasis als nicht ausreichend für die Beurteilung der Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Hilfeempfänger, Familie, externen Akteuren und anderen Verfahrensbeteiligten angesehen werden kann und damit Rückschlüsse auf das wahre Konsolidierungspotenzial verwehrt werden. Gelingt es, diese Rückschlüsse objektiv transparent zu machen, so ist die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltigen Konsolidierung im Bereich HzE deutlich erhöht.
  

Machbarkeit von Einsparungen – Praxisberichte

  

Aachener Zeitung, 13.12.2012: Die Stadt Düren investiert und das Jugendamt spart

Von Stephan Johnen  
 
Was tun, wenn die Kosten für die Jugendhilfe aus dem Ruder laufen? Geld ausgeben! Der Rat der Stadt Düren hat sich trotz leerer Kassen vor zwei Jahren für Investitionen entschieden und zwölf neue Jugendamtsmitarbeiter eingestellt. Kostenpunkt: knapp 600.000 Euro im Jahr. Die Theorie hinter dem Projekt lautet: Wer heute in der Jugendhilfe investiert, kann morgen Geld sparen. „Auch wenn wir anfangs zum Teil belächelt worden sind: Wir haben unsere Ziele erreicht”, bilanzierte am Mittwoch Jugendamtsleiter Manfred Savelsberg. „Und das Projekt wird zum Regelangebot”, fügt sein Stellvertreter Ansgar Kieven hinzu. Die einst befristeten Stellen wurden in unbefristete umgewandelt, damit die Arbeit fortgesetzt wird. Von einem „Paradigmenwechsel in der Politik“ sprach gestern gar der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Thomas Floßdorf (CDU). Die Politik habe erkannt, dass das Themenfeld des Sozialen ernsthaft beackert werden muss. „Auch wenn das Knochenarbeit ist und eine Politik der kleinen Schritte erfordert”, sagte Floßdorf. Der Erfolg habe diesem Ansatz Recht gegeben. Zur Bilanz des Jugendamtes: Weil mehr Personal zur Verfügung stand, wurde zunächst die „Bugwelle” bei der sogenannten wirtschaftlichen Jugendhilfe abgetragen, die die Mitarbeiter vor sich hergeschoben hatten. So konnte das Amt beispielsweise Einnahmen von mehr als einer Millionen Euro verbuchen. Die Mitarbeiter rechneten Fälle ab, die an andere Jugendämter abgegeben wurden und ermittelten schneller Kostenbeiträge, die Eltern zu entrichten hatten. Ein Beispiel für Einsparungen ist die Zahl der Heimunterbringungen: Wurden vor zwei Jahren noch 157 Fälle verzeichnet, sind es mit heutigem Stand 133. „Bei 160 Euro pro Tag und Fall ist das eine große Ersparnis“, bilanziert Ansgar Kieven. „Wir haben weiterhin alle Hilfen gewährt, die notwendig waren”, fügt Savelsberg hinzu. Es sei nie auf Kosten der Kinder und Familien gespart worden. Um das Kindeswohl nicht zu gefährden, sei früher eher die Unterbringung in einem Heim angeordnet worden. Damals hatte ein Sachbearbeiter in der Spitze bis zu 90 Fälle, heute sind es unter 40. „Wir kennen die Familien besser, können früh eigene Hilfsangebote vermitteln anstatt externe Hilfe einzukaufen”, sagt Savelsberg. Die Qualität der Betreuung sei gestiegen, die durchschnittliche Fallkostenpauschale bei der Familienhilfe von 8000 auf 6000 Euro gesunken – bei 420 Fällen im Jahr. Rechnerisch liegt das Amt 250.000 Euro über der Zielvorgabe der Politik. Das Geld bleibt im Topf des Jugendamtes und wird für den U3-Ausbau verwendet. „Auch das ist Prävention. Die Früchte dieser Investition können wir später ernten”, findet Thomas Floßdorf.
   

Veränderung in Haltung und Abläufen als Erfolgsgarant

Der inzwischen anerkannte Zusammenhang, dass wirtschaftliche Ergebnisse in transferaufwandsdominierten Bereichen nur durch adäquaten Personaleinsatz wirtschaftlich bewältigt werden können, ist ein wichtiger Schritt für die weitere finanzielle Entwicklung in diesen Gebieten. Nichtsdestotrotz reicht es nicht aus, lediglich die Personalressourcen in den relevanten Aufgabenbereichen zu erhöhen. Vielmehr müssen Mitarbeiter und Führungskräfte für veränderte Handlungsweisen gewonnen werden. Hierzu gehört u.a. auch, dass Verantwortung für Kosten und Inhalte in den Einzelfällen bei den zuständigen Sachbearbeitern verortet und durch die Führungskräfte überblickt werden. Hierzu müssen die führungsunterstützenden Instrumente präzise justiert und täglich aktualisierbar sein.
 

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Thomas Seitz

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