Die Branche im Blick – Finanzierung im Glasfaserbereich

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​​​​​​veröffentlicht am 16. Juli 2025


Der Ausbau eines Glasfasernetzes ist mit umfangreichen Investitionen verbunden. Diese stellen die TKUs vor große Herausforderungen – nicht nur operativ, sondern auch hinsichtlich der Finanzierung. Ein kurzer Kennzahlvergleich betont die Relevanz des Themas Finanzierung: Die Marktteilnehmer setzen zunehmend auf Fremdfinanzierung, müssen dabei jedoch stets die finanzielle Stabilität der Unternehmen sicherstellen.


In unserem Kennzahlvergleich der Telekommunikationsbranche (Quickcheck – TK-Benchmark) werfen wir einen detaillierten Blick auf die Zahlen der Glasfaserunternehmen. Daten von über 50 TKUs sorgen für belastbare Ergebnisse und zeigen nicht nur die aktuelle Situation, sondern auch die Entwicklung im Verlauf der Zeit auf. Um den Zustand der Branche in Hinblick auf die Finanzierung zu analysieren, haben wir den Anlagendeckungsgrad I (Eigenkapital / Anlagevermögen) genauer betrachtet.

Die Kennzahl gibt an, welcher Anteil des Anlagevermögens mit Eigenkapital finanziert ist. Wir prüfen somit die Erfüllung der „goldenen Bilanzregel“: langfristiges Vermögen muss durch langfristiges Kapital, idealerweise Eigenkapital, gedeckt sein1. Demnach sind möglichst hohe Kennzahlwerte des Anlagendeckungsgrad I erstrebenswert. Welcher Wert marktüblich ist, hängt stark von der analysierten Branche ab – durch die lange Nutzungsdauer der passiven Netzinfrastruktur, welche marktübliche Darlehenslaufzeiten tendenziell übersteigt, wäre ein Anlagendeckungsgrad I nahe 100 % im Sinne der „goldenen Bilanzregel“ ideal. Das nachfolgende Diagramm zeigt die Kennzahlspanne des Branchenmittelfelds (mittlere 50 % der Vergleichsgruppe) sowie den Median der Kennzahlwerte.



Zunächst fällt im Ergebnis des Kennzahlvergleichs auf, dass die 100%-Grenze im gesamten Betrachtungszeitraum deutlich unterschritten wird. Im aktuellsten Jahr des Betrachtungszeitraumes (2023) umfasst das Branchenmittelfeld Kennzahlwerte zwischen 19 % und 58 % bei einem Median i. H. v. 41 %. Wir finden also Werte vor, die auf eine Verletzung der goldenen Bilanzregel hindeuten – dennoch sind diese Ergebnisse im Kontext Glasfaserausbau nicht zu kritisch zu beurteilen. Zur Einordnung kann der Vergleich zur Sparte Energieversorgung herangezogen werden: Hier liegt der Median des Anlagendeckungsgrad I im Jahr 2023 bei 50 %2 und somit ebenfalls deutlich unter 100 %. In beiden Sparten resultiert dies aus der Investitionsintensivität der Geschäftsmodelle. Die strikte Erfüllung der goldenen Bilanzregel würde bei der vorliegenden Struktur der Aktivseite einen unverhältnismäßig hohen Eigenkapitalanteil der Passivseite erfordern – häufig wird die goldene Bilanzregel daher durch das Einbeziehen langfristiger Darlehen erfüllt.

Weiterhin ist im Diagramm die rückläufige Entwicklung der Kennzahl zu erkennen. Der Median sinkt im Betracht​ungszeitraum von 49 % auf 41 % ab, auch die Ober- und Untergrenzen des Branchenmittelfelds verschieben sich im Verlauf der Zeit (72 % bzw. 34 % im Jahr 2017; 58 % bzw. 19 % im Jahr 2023). Maßgeblich hierfür kann einerseits ein Anstieg des Anlagevermögens, bedingt durch den voranschreitenden Netzausbau, sein. Die Kennzahl verändert sich auch unter diesen Umständen jedoch nur, wenn für den Netzausbau zunehmend auf Fremdfinanzierung gesetzt wird – es wird also deutlich, dass die Bedeutung von Fremdkapital für die Finanzierung von Glasfaserprojekten zunimmt.

Es ist folglich sowohl für bestehende TKUs als auch für Neueinsteiger in die Sparte Glasfaser von großer Bedeutung, ein belastbares Finanzierungskonzept in die Wirtschaftsplanung einzubeziehen. Einerseits ist die praktikable Umsetzung der Finanzierung essenziell. Unsere Projekterfahrung zeigt, dass die Anforderungen der Fremdkapitalgeber an Glasfaserprojekte in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Wird mit umfangreichen Darlehen geplant, ist also im Vorfeld zu klären, ob diese auch in gewünschter Form gewährt werden. Andererseits muss die Finanzierungsstruktur des Unternehmens zielführend gesteuert werden. Insbesondere bei umfangreichen Investitionsprogrammen in den kommenden Jahren ist es von großer Bedeutung, dafür zu sorgen, dass das Unternehmen dauerhaft mit einem gesunden Finanzierungsmix ausgestattet ist, um kurzfristigen Handlungsspielraum und positive Cashflowentwicklungen sicherzustellen.

Gerne stehen wir für eine Kennzahlanalyse Ihres Unternehmens oder bei Finanzierungsfr​agen zur Verfügung!


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1 Vgl. Coenenberg, A.G.; Haller, A.; Schultze, W. (2021): Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 26. Auflage.

2 Rödl & Partner Energiebenchmark, Anzahl Vergleichsunternehmen 2023 > 150.


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