Data Analytics – Chancen für die Energiewirtschaft

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​veröffentlicht am 4. Juni 2018

 

Im Zuge der Digitalisierung der Energiewirtschaft und der damit einhergehenden neuen Technologien steigt sowohl die Masse als auch die Vielfalt an Daten in allen Bereichen der Energiewirtschaft exponentiell an. Durch Big Data bzw. Data Analytics ergeben sich bisher noch ungeahnte Möglichkeiten für die Energieversorgungsunternehmen.

 

Ausgangslage

Das exponentielle Wachstum an generierten Daten in allen Bereichen der Energiewirtschaft ist unverkennbar. Während in den 1980er Jahren die von Energieversorgungsunternehmen generierten Daten eher objekt- und sachbezogen waren, so werden heute auch vermehrt personen- bzw. kundenbezogene Daten generiert. Und die sozialen Medien beweisen eindrucksvoll, wie wertvoll diese Daten sein können. Dort gibt die Bevölkerung größtenteils freiwillig ihre Daten preis, die anschließend an den Höchstbietenden verkauft werden.

 

Welche Potenziale sich durch die Generierung und Analyse von sogenannten Rohdaten ergeben und wie diese tatsächlich ausgeschöpft werden können, wird im Nachfolgenden näher erläutert.

 

Rohdaten sind jene Daten, die bei einer Datenerhebung unmittelbar gewonnen werden. Die Analyse dieser Rohdaten (Data Analytics) bietet den Energieversorgern umfassende Chancen zur Effizienzsteigerung sowie zur Steigerung der Kundenbindung und Generierung neuer vertrieblicher Produkte auf allen Ebenen entlang der Wertschöpfungskette.

 

Effizienzsteigerung bei der Energieerzeugung und im Messstellenbetrieb

Überall dort, wo im Rahmen der Energieerzeugung sich bewegende oder rotierende Teile zum Einsatz kommen, werden schon heute mit entsprechender Messtechnik Daten generiert und durch anschließende Datenanalyse Verschleißprofile von Anlagen angelegt. Bei Identifikation von Auffälligkeiten in den Profilen, die auf einen möglichen Defekt von Anlagenteilen hindeuten, können frühzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Dadurch werden Defekte von Anlagen vermieden und die Ausfallwahrscheinlichkeiten deutlich reduziert.

 

Darüber hinaus entfallen fest vorgeschriebene Wartungsperioden, bei denen häufig auch Anlagen gewartet werden, die noch vollkommen funktionstüchtig sind. Insbesondere bei Anlagen an extremen Standorten, wie Offshore Windparks oder Ölbohrinseln, sind Wartungen sehr kostenintensiv. Wenn solche Wartungen durch gezielte Datenanalysen auf ein Minimum reduziert werden, lassen sich so enorme Effizienzsteigerungspotenziale realisieren und Kosten reduzieren.

 

Mithilfe gezielter Datenanalysen lassen sich aufgrund des Smart-Meter-Rollouts neue Erkenntnisse über Energieverbräuche der Kunden gewinnen, wodurch u.a. Energieeffizienzmaßnahmen abgeleitet werden können. Unter der Prämisse der vernetzten Energiesteuerung können die generierten Informationen dazu genutzt werden, Anlagen in Zeiten von teurem Strom herunterzuregeln und bei niedrigen Strompreisen wieder hochzufahren.

 

Ausgleich volatiler Einspeisung durch den Netzbetreiber

Durch die Energiewende steigt die Anzahl dezentraler Erzeugungsanlagen im Netz kontinuierlich an, wodurch die Volatilität an eingespeisten Energiemengen ebenfalls zunimmt. Um die Netzstabilität weiterhin gewährleisten zu können, sind Angebot und Nachfrage nach Energie durch den Netzbetreiber stets zu synchronisieren, weshalb die Netzbetreiber in der Lage sein müssen, Informationen über den Ist-Bedarf zu generieren und die eingespeisten Kapazitäten der Erzeugungsanlagen regeln zu können.

 

Bisher ist das Übertragungsnetz in Bezug auf den Ausbau von Messsensoren besser ausgestattet als das Verteilnetz. Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Herausforderung und im Zuge des Smart-Meter-Rollouts sowie der Weiterentwicklung einiger Teilnetze in Richtung Smart Grid, wird sich auch im Verteilnetz die Anzahl von datenliefernden Sensoren erhöhen.

 

Durch die Generierung und Analyse der Rohdaten sowie die Steuerungsmöglichkeit der Erzeugungsanlagen kann so auch zukünftig die Netzstabilität gewährleistet werden.

 

Mehr Umsatz durch den Vertrieb

Für jeden Vertrieb ist es existenziell, die Bedürfnisse der Kunden zu kennen, um daraufhin passende Produkte anbieten zu können. Durch die Verschmelzung und Analyse der Daten aller „öffentlichen” sowie ausschließlich dem Vertrieb zugänglichen Quellen, steigt die Transparenz der Kundenbedürfnisse, sodass aus den Erkenntnissen individuell gestaltete Zusatzprodukte entwickelt und angeboten werden können.

 

Optimierung der Verfügbarkeit interner Daten

Die bereits skizzierten Veränderungen und Anforderungen haben auch großen Einfluss auf den Informationsbedarf im Unternehmen selbst. Aufgrund dieser Entwicklungen sind die genutzten IT-Systeme laufend um Sub-Systeme erweitert worden, die über Schnittstellen angebunden werden. Diese Komplexität führt nicht selten dazu, dass bereits heute zur Verfügung stehende Daten nur sehr langsam, oder im schlimmsten Fall gar nicht, abgerufen bzw. strukturiert ausgewertet werden können. Die daraus resultierenden Prozesskosten sind immens.

 

Mithilfe von Datenanalysen, unterstützenden Tools und modernster Datenbanktechnologien können die Daten so aufbereitet und vorgehalten werden, dass von sämtlichen Sub-Systemen aus auf die Daten zugegriffen und diese dem Anwender zur Verfügung gestellt werden können. Und das in Bruchteilen von Sekunden oder in Echtzeit. Dabei wird zur Datenaufbereitung und -vorhaltung ein Verfahren analog zur Funktionalität des Internets genutzt. Dort werden bereits seit Jahren sehr viel mehr Informationen bereitgehalten als jedes Energieversorgungsunternehmen besitzt und diese Daten werden dennoch jedem Nutzer sehr schnell bereitgestellt.

 

Handlungsempfehlung für die Branche

Die beschriebenen Beispiele lassen lediglich Vermutungen darüber zu, welche Möglichkeiten sich aus Data Analytics tatsächlich für die Energieversorger ergeben. Zur tatsächlichen Realisierung solcher Möglichkeiten sollte man sich jedoch darüber im Klaren sein, dass mit der Erschließung der Potenziale auch die Notwendigkeit zur strategischen sowie zur organisatorischen Veränderung innerhalb der eigenen Organisation besteht.

 

Um die Digitalisierung der Energiewirtschaft zur Generierung neuen Wachstums nutzen zu können, sollten die Versorger zunächst eine eigene Digitalisierungsstrategie entwickeln, worin klare Ziele formuliert sein müssen, Pilot-Projekte angegangen und vielleicht auch Partnerschaften eingegangen werden.

 

Der Aufwand, der mit der Digitalisierung einhergeht, lässt sich keineswegs leugnen. Doch dieser scheint zum einen unvermeidbar und sollte sich zum anderen am Ende auch auszahlen. Denn kein Energieversorger wird sich der Digitalisierung auf Dauer entziehen können. Des Weiteren bietet der Zwang zur Transformation zugleich die seltene Gelegenheit, die Unternehmensstrategien, die Strukturen sowie die Prozesse im eigenen Unternehmen von Grund auf neu auszurichten, um für künftige Marktherausforderungen gerüstet zu sein.

 

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Diana Basilio

M.Sc. Energie- und Finanzwirtschaft

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