Stadtwerke in der Krise: Was ist zu tun?

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veröffentlicht am 13. September 2022


Bis letztes Jahr waren viele Stadtwerke ertragsseitig noch gut aufgestellt. Stabile Cashflows für Commodities flossen in die Kassen. Allerdings wird sich in Kürze das Bild mit den Preisanpassungen im Vertrieb und der Weitergabe der Umlagen dramatisch ändern.

 

 Fragen, die dann aufgeworfen werden:

  • Welcher Anteil der Kunden wird ihre Rechnung nicht bezahlen können?
  • Wie werden sich die Vertriebsmengen im Vergleich zu den beschafften Mengen entwickeln? Wird eine Gasverbrauchsreduktion von 20 % erreicht werden?
  • Wird es nach der Knappheit im Markt auch wieder Phasen geben, wo eine Long-Position kein Vorteil, sondern ein Nachteil ist und Wertberichtigungen erfolgen müssen?


Diese und ähnliche Fragen werden sich Stadtwerke stellen müssen, damit sie ohne größere Blessuren durch die Krise kommen. Aber was sind die Ansätze zur Risikominimierung und zur Bestandssicherung, um aus der stürmischen See wieder in den sicheren Hafen zu gelangen?
Im Folgenden sind mehrere Thesen zusammengefasst, die im Krisenmodus in den Vordergrund treten.
Cash is King!


Wenn die Einnahmen aus dem Commodityhandel nicht mehr im geplanten Umfang fließen, weil Kunden nicht mehr zahlungsfähig sind oder die Mengen nicht mehr in dem Umfang wie in der Vergangenheit verbraucht werden, wird sich dies schnell in der verfügbaren Liqidität niederschlagen. Dies betrifft nicht nur die Vertriebssparte, sondern auch die Netzsparte. Geringere Einnahmen aus Netzentgelten werden zwar in den Folgejahren wirtschaftlich über das Regulierungskonto ausgeglichen. Für die aktuelle Periode fehlt aber die Liquidität. Daher muss das Liquiditätsmanagement intensiviert werden, um Liquiditätsengpässe schnell zu erkennen und angemessen reagieren zu können.


Kreditlinien sichern


Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sollte frühzeitig mit den Hausbanken über die Ausweitung von Kreditlinien gesprochen werden, um im Krisenfall genügend finanzielle Spielräume zu verfügen. Wenn die Krise sich in der Bilanz und im Cashflow widerspiegelt, wird es ungleich schwerer sein, eine Erhöhung von Kreditlinien zu erhalten. Ansonsten bleiben noch die eigenen Gesellschafter, die einspringen können, um den kurzfristigen Kapitalbedarf zu decken. Denn ob bzw. wann es Schutzschirme für Stadtwerke geben wird, ist unklar. Es wäre fatal hierauf zu vertrauen, wenn diese doch nicht eingerichtet werden oder den konkreten Fall nicht abdecken.


Kosten auf dem Prüfstand


Wenn die Erlöse nicht mehr so sprudeln wie erwartet und die Erlöse nicht anderweitig kurzfristig erhöht werden können, gilt es, die eigenen Kosten auf den Prüfstand zu stellen:

  • Auf welche Leistungen kann kurzfristig verzichtet werden?
  • Welche Themen können gestreckt oder verschoben werden?
  • Können günstigere Varianten umgesetzt werden?


Diese und andere Ansätze des klassischen Kostenmanagements müssen angegangen werden, wenn Stadtwerke im Krisenmodus sind und nach zahlreichen stabilen Jahren ein stürmisches Umfeld zu erwarten ist.


Strategische Ziele nicht aus den Augen verlieren


Bei all diesem kurzfristigen Agieren sollte dennoch die langfristige Perspektive nicht aus den Augen verloren werden. Denn nichts wäre fataler, als wenn in einer aktuellen Krisensituation die neuen Geschäftsmodelle eingestellt werden, die zukünftig sinkende Erträge aus den klassischen Geschäftsfeldern kompensieren sollen. Investitionsentscheidungen dazu zu verschieben oder den Aufbau zu strecken, ist sicherlich weniger fatal als die Zukunftsthemen vollständig einzustellen und die Ertragschancen einer klimaneutralen Energieinfrastruktur zu verpassen.


Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Stadtwerke im Krisenmodus viel schneller und agiler selbst agieren und auch reagieren müssen, um wirtschaftliche Veränderungen schnell wahrzunehmen und den Geschäftsbetrieb mit ausreichend Liquidität zu versorgen. Denn es werden auch wieder ruhigere Zeiten kommen, wo Stadtwerke als Manager für die kommunale Daseinsvorsorge einer nachhaltigen Energiewelt gebraucht werden. In Zukunft werden wir wohl nicht zu den günstigen Commodities zurückkommen, aber wir hoffen alle, dass sich die geopolitischen Rahmenbedingungen wieder so weit stabilisieren, dass diese wieder stabiler und von weniger Volatilität geprägt sein werden.

 

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