Kooperation oder ...? Wie kommen Stadtwerke gestärkt aus der Krise?

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​veröffentlicht am 08. November 2022

 

Stadtwerke stehen kurz-, mittel- und langfristig vor großen Herausforderungen. Die Energiekrise aufgrund des Ukrainekriegs und die Energiepreisexplosion haben bei manchen Stadtwerken zu Liquiditätsengpässen geführt und ein unzureichendes Risikomanagement offen gelegt. Langfristig stoßen Stadtwerke aufgrund der sehr ambitionierten Ziele der Klimaneutralität, die Infragestellung der klassischen Geschäftsmodelle und des exorbitanten Investitionsbedarfs an ihre Grenzen. Darüber hinaus führt der Fachkräftemangel dazu, dass wichtige Prozesse „auf Kante genäht” sind und bei Urlaub oder Krankheit das Funktionieren der gesamten Organisation gefährdet ist.


Daher machen sich derzeit zahlreiche Stadtwerke Gedanken, welche strukturellen Veränderungen wünschenswert und zielführend wären, um gestärkt aus der Krise zu kommen und sich langfristig organisationssicher, wirtschaftlich tragfähig und nachhaltig aufzustellen. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, die abhängig von der Situation und den Zielen des Unternehmens individuell abgewogen werden sollten. Kooperationen spielen hier eine große Rolle, sind aber nicht der einzige Lösungsweg.

 

Die wesentlichen verfügbaren Optionen werden im Folgenden kurz skizziert:

 

- Outsourcing von Leistungen:

 

Wenn Fachkräfte fehlen oder Defizite in der Organisation erkennbar sind und für die Zukunft keine internen Lösungen verfügbar erscheinen, wird regelmäßig über die Vergabe von Leistungen an Dritte nachgedacht. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Organisation grundsätzlich gut aufgestellt ist und sich Defizite nur bei wenigen ausgewählten Prozessen zeigen oder Einzelprozesse aufgrund von Sprungkosten nicht effizient in der eigenen Organisation umgesetzt werden können.

 

- Gründung von regionalen Kooperationen:


Die Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit ist oft ein probates Mittel, wenn vergleichbar strukturierte Versorgungsunternehmen in der Region vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Hier gibt es verschiedene Modelle, angefangen bei einer gemeinsamen Servicegesellschaft, um ausgewählte Prozesse zu bündeln und krisensicher aufzustellen. Über die Gründung einer gemeinsamen Netzgesellschaft, ggf. mit Übergang des Netzeigentums und der Netzbetreiberrolle, um bei den regulierten Netzen Effizienzen zu heben und die Kosten- und Erlösstruktur zu verbessern. Bis hin zur Fusion der Unternehmen bzw. wesentlicher Unternehmensteile (z.B. Versorgungssparten), um die Kooperation langfristig verbindlich zu gestalten und den regionalen Verbund zu stärken. Auch personelle Verflechtungen oder Überkreuzbeteiligungen kommen hier in Frage, um die regionale Zusammenarbeit zu institutionalisieren.

 

- Beteiligung eines Partners:

 

Wenn keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit einem vergleichbaren Unternehmen in der Region möglich erscheint, bleibt noch die einseitige Beteiligung eines anderen Unternehmens, das Know-How und ggf. Finanzmittel mitbringt. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn das Partnerunternehmen entsprechende Dienstleistungen anbietet bzw. wenn die bisherigen Gesellschafter keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stellen können, um die anstehenden Investitionen zu stemmen.

 

- Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren:

 

Bisher oft ein Tabuthema, aber in Zukunft wohl häufiger zu finden, ist die Beteiligung von Finanzinvestoren. Angesichts des immensen Investitionsbedarfs und der steigenen Zinsen werden einige Stadtwerke zukünftig an ihre Grenzen bei der Finanzierung der für die Klimaneutralität anstehenden Investitionen oder sonstiger Infrastrukturvorhaben kommen. Eine projektbezogene Zusammenarbeit findet derzeit schon z.B. bei Glasfaservorhaben statt. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die gemeinsamen Aktivitäten von Stadtwerken und Finanzinstituten ausweiten werden.

 

- Bürgerbeteiligung als Kundenbindungsinstrument:

 

Als Finanz- und Kundenbindungsinstrument stehen auch verschiedene Bürgerbeteilgungsmodelle zur Verfügung. Die Modelle reichen von direkten Beteiligungen an Wind- und Photovoltaikprojekten über Genossenschaftsmodelle bis hin zu Sparbriefen mit lokalen Banken. Hier muss eine marktgerechte Verzinsung gefunden werden, die den Stadtwerken bei der Finanzierung nicht zusätzliche Kosten aufbürdet und trotzdem für die Bürgerinnen und Bürger eine attraktive, risikoadäquate Verzinsung bietet.

 

Fazit

 

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie Stadtwerke mit anderen Unternehmen verstärkt kooperieren. Die Ausweitung der Zusammenarbeit in der Region ist oft die erste Wahl, sofern hier die Chemie stimmt, Synergien gehoben werden und gemeinsame Ziele identifiziert werden können. Aber auch die Beteiligung eines starken Partners als Know-How-Träger oder die Vergabe von Leistungen an Dritte können zu einer besseren Aufstellung des Unternehmens beitragen und krisensicherer für die Zukunft aufstellen.

 

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