Verkürzte Regulierungsperioden: Chancen und Herausforderungen

PrintMailRate-it

​​​​veröffentlicht am 14. Mai 2025​​​​​​


Im Rahmen des neuen Regulierungsrahmens plant die Bundesnetzagentur (BNetzA) eine Verkürzung der Regulierungsperiode im Strom- und Gasnetz von fünf auf drei Jahre. Das ist ein bedeutender Schritt, der sowohl Vorteile als auch Nachteile für Verteilernetzbetreiber mit sich bringt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Energiewende effizienter und flexibler zu gestalten, doch sie erfordert auch eine sorgfältige Abwägung der damit verbundenen Herausforderungen. Welche Vorteile erwartet die BNetzA, welche Nachteile lassen sich erkennen, und wie sieht es im europäischen Vergleich aus? Wir geben einen Überblick.
 

Vorteile aus Sicht der BNetzA

  1. Schnellere Anpassung an Veränderungen: In einer sich schnell wandelnden Energielandschaft ist die Fähigkeit, rasch auf Veränderungen zu reagieren, von entscheidender Bedeutung. Kürzere Regulierungsperioden ermöglichen es Verteilernetzbetreibern, schneller auf Änderungen in den Kostenstrukturen und technologischen Entwicklungen zu reagieren. Dies ist besonders wichtig angesichts der zunehmenden Integration erneuerbarer Energien und der fortschreitenden Digitalisierung der Netze.
  2. Erhöhte Flexibilität: Die Flexibilität, die durch kürzere Regulierungsperioden gewonnen wird, erlaubt eine schnellere Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Dies ist besonders in Zeiten der Energiewende von Vorteil, da neue Technologien und Geschäftsmodelle schneller in den Markt integriert werden können. Verteilernetzbetreiber können so besser auf die dynamischen Anforderungen des Marktes reagieren.
  3. Verbesserte Kosteneffizienz: Durch häufigere Überprüfungen der Kostenstrukturen können ineffiziente Ausgaben schneller identifiziert und korrigiert werden. Dies führt zu einer besseren Kosteneffizienz und kann langfristig zu niedrigeren Kosten für die Verbraucher führen. Zudem können Verteilernetzbetreiber durch regelmäßige Anpassungen ihre Investitionen gezielter steuern und optimieren.
 
Inwieweit die aufgezeigten Vorteile durch die Netzbetreiber realisiert werden können, bleibt indes abzuwarten. Aus Perspektive der Netzbetreiber zeigen sich allerdings auch erhebliche Nachteile.

Nachteile aus Sicht der Netzbetreiber 

  1. Höherer Verwaltungsaufwand: Eine Verkürzung der Regulierungsperioden bedeutet zwangsläufig mehr Bürokratie. Verteilernetzbetreiber und Regulierungsbehörden müssen häufiger Überprüfungen und Anpassungen vornehmen, was den administrativen Aufwand erhöht. Dies kann zu einer Belastung für die beteiligten Akteure führen und Ressourcen binden, die anderweitig genutzt werden könnten.
  2. Planungsunsicherheit: Kürzere Regulierungsperioden können zu einer erhöhten Planungsunsicherheit führen. Verteilernetzbetreiber haben weniger Zeit, langfristige Investitionen zu planen und umzusetzen. Dies kann insbesondere bei großen Infrastrukturprojekten problematisch sein, die eine langfristige Finanzierung erfordern.
  3. Erhöhte Kosten: Die häufigeren Anpassungen und Überprüfungen können zu höheren Kosten für die Verteilernetzbetreiber führen. Insbesondere im Bereich der Rechts- und Beratungskosten können zusätzliche Ausgaben entstehen. Diese Kosten könnten letztlich auf die Verbraucher umgelegt werden, was zu höheren Energiepreisen führen könnte.
 

Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus?

Eine Regulierungsperiode von fünf Jahren ist am weitesten verbreitet und wurde von neun nationalen Regulierungsbehörden übernommen – darunter z. B. Tschechien, Kroatien, Irland, Litauen, die Niederlande und Rumänien.
Eine vierjährige Regulierungsperiode ist ebenfalls weit verbreitet und wird derzeit von neun Ländern angewendet: Österreich, Belgien, Griechenland, Finnland, Frankreich, Ungarn, Italien, Luxemburg und Schweden.
Drei nationale Regulierungsbehörden verwenden jeweils drei- (Bulgarien, Portugal, Slowenien) und einjährige (Dänemark, Lettland, Polen) Regulierungsperioden.
Weitere zwei Länder haben unterschiedliche Zeiträume – Spanien verwendet eine sechsjährige Regulierungsperiode, während Estland keine festgelegte Periode hat. In Estland gilt die Preisobergrenze, bis der Übertragungsnetzbetreiber (TSO) einen neuen Tarifantrag einreicht oder die nationale Regulierungsbehörde von sich aus eine Überprüfung einleitet.
 
Insgesamt könnte die Verkürzung der Regulierungsperiode zu einer effizienteren und flexibleren Gestaltung der Energiewende beitragen, erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung der damit verbundenen Herausforderungen. Ein Blick in andere europäische Länder zeigt: Die Gestaltung der Regulierungsperioden variiert, am häufigsten jedoch liegt ihre Dauer zwischen vier und fünf Jahren. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich diese neuen Rahmenbedingungen auf die langfristige Kosteneffizienz und die Integration innovativer Technologien auswirken werden.


FOLGEN SIE UNS!

LinkedIn Banner

Kontakt

Contact Person Picture

Jürgen Dobler

Diplom-Betriebswirt (FH), Steuerberater

Partner

+49 911 9193 3617

Anfrage senden

Contact Person Picture

Yuliya Sidarovich

M.A. Internationale Wirtschaft und Governance

+49 911 9193 1701

Anfrage senden

WIR BERATEN SIE GERN!

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu