Warum gute Daten und eine langfristige Wirtschaftsplanung für Stadtwerke für die Energiewende entscheidend sind

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​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 11. Juni 2025


​Die Bedeutung langfristiger Wirtschaftsplanung in der Energiewende

Die Energiewende ist längst nicht mehr nur ein ökologisches Projekt – sie ist ein wirtschaftlicher Kraftakt. Besonders für Stadtwerke, die in der Wärmesparte tätig sind, bedeutet die Transformation hin zu klimaneutralen Versorgungsstrukturen eine tiefgreifende Neuausrichtung. Neue gesetzliche Vorgaben wie das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und steigende Anforderungen an Dekarbonisierung und Energieeffizienz verlangen nicht nur technologische Innovationen, sondern vor allem eines: eine vorausschauende, belastbare und datenbasierte Wirtschaftsplanung.
Wärmenetze, Speicher, Großwärmepumpen oder Geothermieanlagen – all diese Investitionen sind kapitalintensiv und haben lange Amortisationszeiten. Laut einer Umfrage des VKU (2024) sehen viele EVU und Ver- und Entsorgungsunternehmen vier große Investitionsschwerpunkte in den kommenden 10 Jahren, siehe Abbildung 1. Der Investitionsbedarf übersteigt bei vielen Unternehmen das Doppelte des bilanzierten Anlagevermögens.



​Abbildung 1: Verteilung von Investi​tionsschwerpunkten bei kommunalen Unternehmen
in den kommenden 10 Jahren

Ohne eine klare wirtschaftliche Perspektive riskieren Stadtwerke Fehlinvestitionen, ineffiziente Strukturen oder sogar wirtschaftliche Schieflagen. Eine langfristige Planung schafft Investitionssicherheit und Resilienz, weil Entscheidungen auf fundierten Szenarien beruhen und finanzielle Risiken minimiert werden. Sie sorgt für Transparenz gegenüber Aufsichtsgremien und Gesellschaftern, stärkt das Vertrauen in die Unternehmensführung und ermöglicht eine verlässliche Kommunikation mit Kunden und Partnern. Gleichzeitig schafft sie Stabilität für die Belegschaft, da strategische Orientierung und Arbeitsplatzsicherheit Hand in Hand gehen.

Die zentrale Rolle einer guten Datengrundlage

Was man nicht misst, kann man nicht verbessern – dieser Grundsatz gilt in der Wärmewirtschaft mehr denn je. Eine belastbare Wirtschaftsplanung braucht valide Informationen über den Gebäudebestand, die Netzinfrastruktur, die Erzeugungskosten und die zukünftige Nachfrageentwicklung. Nur wenn Stadtwerke wissen, welche Gebäudetypen in ihrem Versorgungsgebiet vorhanden sind, wie hoch deren spezifischer Wärmebedarf ist und in welchem energetischen Zustand sie sich befinden, können sie realistische Anschlussquoten und Ausbaupotenziale ermitteln.

Ebenso wichtig ist ein präzises Bild der bestehenden Netzinfrastruktur: Wo verlaufen die Leitungen? Wo gibt es Lücken oder Verdichtungsmöglichkeiten? Welche technischen Restriktionen bestehen? Auch die Erzeugungskosten verschiedener Technologien – von Solarthermie über Biomasse bis hin zu Großwärmepumpen – müssen bekannt sein, ebenso wie die Fördermöglichkeiten, die sich aus Bundes- und Landesprogrammen ergeben. Schließlich spielen auch externe Faktoren wie Sanierungsraten und demografische Entwicklungen eine Rolle: Wenn der Gebäudebestand schrumpft oder sich stark verändert, beeinflusst das direkt die Wirtschaftlichkeit von Wärmenetzen.

Wie schafft man eine gute Datengrundlage?

Um eine belastbare Datengrundlage für die strategische Wärmeplanung zu schaffen, müssen Stadtwerke gezielt in digitale Werkzeuge, Prozesse und Kompetenzen investieren. Ein zentraler Baustein ist der Aufbau eines digitalen Wärmekatasters, das Gebäudedaten, Verbrauchsprofile und Anschlussdichten in einem GIS-System zusammenführt. Ergänzt wird dies durch Monitoring- und Steuerungssysteme, die mithilfe von Sensorik und Smart Metering Echtzeitdaten aus Netzen erfassen – etwa zu Netzlasten oder Rücklauftemperaturen.

Ein oft unterschätzter Datenpool ist die Buchhaltung. Zahlen aus der Kostenstellenrechnung, Anlagenbuchhaltung oder dem Controlling liefern wertvolle Informationen für die strategische Bewertung von Wirtschaftlichkeit und Effizienz – insbesondere, wenn sie mit technischen Betriebsdaten verknüpft werden.

Die Datengrundlage sollte systematisch aufgebaut werden:

  1. Datenerhebung: Verbrauchs-, Netz- und Marktdaten sowie externe Informationen wie Wetter oder Demografie werden automatisiert erfasst – z. B. über Smart Meter und IoT-Sensoren. Auch buchhalterische Daten wie Investitionskosten, Abschreibungen oder Energiebeschaffungskosten können einfließen.
  2. Datenintegration: Alle Datenquellen werden in ein zentrales System überführt, etwa über ERP- oder Datenmanagement-Plattformen. Moderne Datenmanagement- oder Business-Intelligence-Systeme sorgen für eine konsistente, abteilungsübergreifende Datenbasis.
  3. Datenqualität: Regelmäßige Prüfungen und automatisierte Validierungen sichern Aktualität und Konsistenz.
  4. Analyse & Modellierung: Business-Intelligence-Tools und KI helfen, Trends zu erkennen und Szenarien zu simulieren – etwa zur Nachfrageentwicklung, Anlageneffizienz oder Amortisationszeiten.
  5. Datenkompetenz: Mitarbeitende werden geschult, der Aufbau interner Datenkompetenz ist ein zentraler Erfolgsfaktor.

Wichtig ist auch die enge Zusammenarbeit mit Kommunen und Wohnungswirtschaft. Gemeinsame Datenplattformen und abgestimmte Planungen – etwa im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung – schaffen Synergien. Ergänzend helfen Szenarien und Simulationen, verschiedene Entwicklungspfade wirtschaftlich und technisch zu bewerten – stets mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus der Investitionen.



Abbildung 2: Systematik der Schritte von der Datenerhebung bis zur Investitionsentscheidung

Das Prinzip „Garbage in, Garbage out“ bedeutet: Nur mit hochwertigen, vollständigen und aktuellen Daten lassen sich verlässliche Analysen und gute Entscheidungen treffen. Fehlerhafte oder unvollständige Daten führen zwangsläufig zu schlechten Ergebnissen – deshalb ist ein sauberes Datenmanagement für Stadtwerke und ihre Planung unverzichtbar.

Mehr als nur Zahlen: Positive Effekte auf das Unternehmen

Eine fundierte Datenbasis und eine vorausschauende Wirtschaftsplanung sind nicht nur technische oder strategische Notwendigkeiten – sie bieten handfeste Vorteile für das gesamte Unternehmen und seine Mitarbeitenden.

Für Stadtwerke bedeutet dies zunächst eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Durch präzise Prognosen und datenbasierte Marktanalysen können sie schneller auf Veränderungen reagieren – sei es bei Energiepreisen, regulatorischen Anforderungen oder Kundenbedürfnissen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Geschäftsfelder wie Energiedienstleistungen, Quartierslösungen oder Ladeinfrastruktur für Elektromobilität, die gezielt entwickelt und wirtschaftlich bewertet werden können.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Steigerung der Kosteneffizienz. Investitionen werden auf Basis konkreter Bedarfsanalysen und Szenarien getätigt. Das reduziert Fehlinvestitionen, vermeidet Überkapazitäten und sorgt für eine optimale Allokation von Ressourcen – sowohl finanziell als auch personell.

Auch das Risikomanagement profitiert erheblich. Eine fundierte Planung hilft, Unsicherheiten frühzeitig zu erkennen und zu steuern. Ob regulatorische Änderungen, volatile Märkte oder technologische Umbrüche – wer vorbereitet ist, kann flexibel und souverän reagieren.

Nicht zuletzt wird durch eine strategisch ausgerichtete Planung auch die Nachhaltigkeit gestärkt. Stadtwerke, die ihre Investitionen gezielt auf grüne Technologien ausrichten, positionieren sich als verantwortungsbewusste Akteure der Energiewende und erfüllen gleichzeitig gesellschaftliche Erwartungen.

Diese Vorteile wirken sich auch positiv auf die Mitarbeitenden aus. Eine klare strategische Ausrichtung schafft Klarheit und Sicherheit. Mitarbeitende wissen, wohin sich das Unternehmen entwickelt, welche Ziele verfolgt werden und wie ihr Beitrag dazu aussieht – das stärkt das Vertrauen in die Zukunft.

Gleichzeitig fördert der Umgang mit modernen Datenanalysetools die Kompetenzentwicklung innerhalb der Belegschaft. Neue digitale Fähigkeiten werden aufgebaut, und es entstehen zukunftsfähige Rollenprofile, die Perspektiven für Weiterentwicklung und Spezialisierung bieten.

Darüber hinaus steigt die Motivation, wenn Mitarbeitende aktiv in datenbasierte Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Sie erleben, dass ihre Arbeit auf fundierten Grundlagen basiert und einen echten Beitrag zur Transformation leistet – das stärkt die Identifikation mit dem Unternehmen und die gemeinsame Zielorientierung.

Datenbasierte Planung als Schlüssel zur Zukunft

Die Wärmewende ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und Stadtwerke brauchen dafür einen klaren, wirtschaftlich tragfähigen Plan. Wer heute in gute Daten und langfristige Planung investiert, sichert sich nicht nur regulatorische Konformität, sondern auch wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz.

Denn eines ist klar: Ohne gute Daten keine guten Ergebnisse.

Sollten Sie Unterstützung bei der Erstellung einer langfristigen Wirtschaftsplanung benötigen, melden Sie sich gerne bei uns.



Quelle:​​

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Dipl.-Ing. Regenerative Energiesysteme

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