Klimakonferenz 2018: Weltklimarat und UN alarmieren

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Der Anstieg der Temperatur des Weltklimas ist unabwendbar – der konkrete globale politische Willen zur Abwendung einer Klimakatastrophe bleibt unberechenbar.

 

Nachdem in der Weltklimakonferenz 2015 in Paris die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius vereinbart wurde, warnt dieses Jahr der Weltklimarat vor den verehrenden Folgen einer Überschreitung von 1,5 Grad Celsius zum vorindustriellen Basisjahr. Es bedarf drastischer und dauerhafter Verringerungen der Treibhausgasemissionen, um dem Temperaturanstieg entgegen zu wirken. Laut des UN-Umweltprogramms ist die Bemühung zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze zu verfünffachen.

 

Das erste Grad Erderwärmung ist erreicht

Bereits 2010 wurde auf der Klimakonferenz in Cancùn das Ziel vereinbart, die globale Erwärmung auf durchschnittlich zwei Grad Celsius zum vorindustriellen Wert zu begrenzen.1 Beim Blick auf den aktuellen Stand der Erderwärmung, der bereits das erste Grad Erwärmung erreicht hat, verbleibt bis zum Ende des Jahrhunderts lediglich ein halbes Grad (siehe Abbildung 1).2


Während der Weltklimakonferenz 2015 in Paris forderten vor allem die von dem steigenden Meeresspiegel teileweise in ihrer Existenz bedrohten Staatengruppe, dass der sehr wichtige Passus in dem Protokoll festzuhalten ist: Es sollen „Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen”. Hinzukommend wurde ein Sonderbericht des Weltklimarates IPCC verlangt, der die Folgen eines Anstiegs um mehr als 1,5 Grad Celsius beschreibt.3

 

 Entwicklung der globalen mittleren Oberflächentemperatur

 Abbildung 1: Entwicklung der globalen mittleren Oberflächentemperatur4


Weltklimarat warnt vor 1,5-Grad-Überschreitung

Jetzt stellte der Weltklimarat, in dem 91 Autoren aus 195 beteiligten Mitgliedsstaaten involviert waren, seine Ergebnisse zum Sonderbericht vor: Die Erderwärmung erfolgt wesentlich schneller als zuvor angenommen. Hierbei ist vor allem mit schwerwiegenden Extremwettern zu rechnen, die abgesehen von wirtschaftlichen Folgen besonders humanitäre Auswirkungen haben werden.

 

Kommt es zu einem Temperaturanstieg von bis zu 2 Grad Celsius, so sind dessen Folgen weitgehend unkontrollierbar. Übersteigt die globale Erderwärmung die 1,5-Grad-Grenze, werden diese durch den Klimawandel hervorgerufenen Risiken exponentiell zunehmen. Dahin gehend wird dringend darauf verwiesen, dass ohne drastische und dauerhafte Verringerungen der Treibhausgasemissionen ein Temperaturanstieg von 2 bis 3 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu erwarten ist.5, 6 

Anstrengungen für das 1,5-Grad-Ziel verfünffachen

Wenige Tage vor der Klimakonferenz Anfang Dezember 2018 in Kattowitz, Polen, präsentiert das UN-Umweltprogramm (UNEP) seine Ergebnisse zur Erdtemperaturerwärmung. Aus der theoretischen Perspektive ist es weiterhin möglich, die durchschnittliche Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad zu begrenzen. Allerdings erfordert dies mindestens eine durchgreifende Verfünffachung der bisherigen weltweiten Bemühungen.


Bereits die Erreichung des 2-Grad-Ziels benötigt das Dreifache aller heute geplanten Anstrengungen. Ein unverändertes Verhalten der Nationen würde einen Anstieg der Erdtemperatur um etwa 3,2 Grad Celsius zum Basisjahr bewirken. Dadurch ergibt sich die sogenannte „Emissionslücke” zwischen der aktuell anhaltenden Erwärmung und den Zielbegrenzungen, wie es aus dem „Emissionslücke-Bericht” hervor geht (siehe Abbildung 2).

 

 

Emissionen von Treibhausgasen im Status Quo Szenario
Abbildung 2: Emissionen von Treibhausgasen im Status Quo Szenario sowie im 1,5-Grad- und 2-Grad-Szenario7

 

Die Autoren sprechen eindrücklich ihre Warnungen aus, wie es auch der Weltklimarat zwei Monate zuvor publizierte: „Mehr als jemals zuvor müssen die Länder jetzt handeln.” Darin inbegriffen ist unter anderem die intensive Stärkung der Emissionsminderungsziele für 2030 und die Festlegung einer uneingeschränkten Treibhausgasneutralität bis 2050. Die Umsetzung dieser Darlegungen „ist heute deutlich mehr machbar, als es damals möglich erschien.”, so die Autoren des Berichts.


Die Kosten für die Technologien zur erneuerbaren Energiegewinnung haben sich seit der Klimakonferenz 2015 in Paris um etwa ein Drittel reduziert. Dennoch stagniert es vor allem bei der Reduzierung der Subventionen für fossile Brennstoffe, bei Förderprogrammen für erneuerbare Energien, E-Mobilitäts-Programmen und Emissionsnormen bei schweren Nutzfahrzeugen. Dadurch werden die G-20-Staaten voraussichtlich ihre nationalen festgelegten Klimaziele verfehlen. Eine Ausnahme bilden Brasilien, Japan und China.8

 

Unerreichbare Klimaschutzversprechen

Trotz aller Warnungen der hochrangigsten Organisationen und Instituten wurde 2017 zum ersten Mal seit drei Jahren wieder ein weltweiter CO2-Emissionsanstieg von 1,6 Prozent verzeichnet. Dabei wurde gleichzeitig ein Rekordhoch erreicht. Die Internationale Energieagentur (IEA) warnt, dass sich dieser Trend fortzusetzen droht.9


Besonders in Deutschland wurden ehrgeizige Klimaschutzziele gesteckt, die sich aber heute schon als unerreichbar herausstellen. Beispielsweise lag der Fokus auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung. Im Jahr 2017 war der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch in Deutschland unter 14 Prozent bei einem Investitionsbetrag von hohen dreistelligen Milliardenbeträgen. Einige Fachmedien deuten dies als einen ineffizienten Einsatz von finanziellen Ressourcen, der sich bisher fast ausschließlich auf den Stromsektor fokussierte.10

 

Handlungsbedarf

Laut dem UN-Umweltprogramm ist die Überbrückung der Emissionslücke und damit die Einhaltung der Grenze von 1,5 Grad Celsius aus technischer Sicht realisierbar. Hierbei stellt sich einzig und allein die Frage, ob die Politik und die Industrie bereit sind, den dringend notwendigen Umbruch vorzunehmen – oder nicht.


Über die Hälfte der CO2-Emissionen in Deutschland entstehen im Bereich der Wärme- und Kältebereitstellung. Hier sind die kommunalen Stadtwerke gefordert: In dicht besiedelten Bereichen ist die leitungsgebundene thermische Energiebereitstellung mit einer so weit wie möglich dekarbonisierten Erzeugung umsetzbar und muss sobald wie möglich angesteuert werden. Diese Chance ist gleichzeitig auch die Verantwortung der kommunalen Energieversorger.

 

 

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1 United Nations Framework Convetion on Climate Change (15.03.2011): Report of the Conference of the Parties on its sixteenth session, held in Cancun from 29 November to 10 December 2010 
2 Meteorological Office UK (18.01.2018): An overview of global surface temperatures in 2017
3 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (19.09.2016): Gesetz zu dem Übereinkommen von Paris
4 Weltklimarat IPCC (Oktober 2018): Special Report on Global warming of 1.5°C (SR15)
5 Weltklimarat IPCC (Oktober 2018): Hauptaussagen des PCC-Sonderberichts über 1,5 °C globale Erwärmung
6 Nick Reimer und Dagny Lüdemann, ZEIT ONLINE GmbH (7.10.2018): Vergesst das Zwei-Grad-Ziel!
7 Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP (November 2018): Emissions Gap Report 2018

8 Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH (27.11.2018): Länder müssen Bemühungen für Zwei-Grad-Ziel verdreifachen – Hauptquelle: Deutsche Presse-Agentur
9 International Energy Agency (13.11.2018): World Energy Outlook 2018
10 Klaus Stratmann aus Handelsblatt GmbH (09.10.2018): Beim Klimaschutz mangelt es nicht an Mahnungen, sondern an Maßnahmen


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Benjamin Richter

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