Tschechien: Richtige Kalkulation der Verrechnungspreise in Corona-Zeiten

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veröffentlicht am 1. Dezember 2020 | Lesedauer ca. 2 Minuten

 

Das Jahresende, die zweite Corona-Welle und Verrechnungspreise. Nur auf den ersten Blick haben diese drei Begriffe nicht viel gemeinsam. Berührungspunkte gibt es jedoch.

 

 

 

Unternehmen, die konzerninterne Lieferungen und Leistungen ausführen, müssen prüfen, ob ihre Verrech­nungspreise fremdvergleichskonform sind und ob ihr Steuergewinn nach § 23 Abs. 7 des Einkommen­steuergesetzes Nr. 586/1992 Gbl. (nachfolgend nur „EStG") ermittelt wurde.

 

Mit dem sich nähernden Jahresende, das bei den meisten Steuerpflichtigen auch als Ende des Veranlagungs­zeitraums gilt, ist u.a. zu klären, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Unternehmensgruppe und deren Ertragslage hat.

 

Es ist offensichtlich, dass zahlreiche tschechische Gesellschaften aus objektiven Gründen gegenüber den Vorjahren niedrigere Gewinne erzielen. Die Ertragsschmälerung oder der Umsatzrückgang werden dazu führen, dass eine niedrigere Körperschaftsteuer bezahlt wird, was der Aufmerksamkeit der tschechischen Finanzbe­hörde mit Sicherheit nicht entgeht. Die Finanzämter werden vor allem prüfen, ob die Ver­rechnungspreise dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen.
 

Mit dem Ziel, berechnete Verrechnungspreise mit Fremdvergleichswerten in Einklang zu bringen, werden oft Anpassungen – TP Adjustment – vorgenommen (Anpassungen von Verrechnungspreisen, die optimal nach vorgegebenen und vertraglich geregelten Grundsätzen angepasst werden). In den meisten international tätigen Konzernen steigt Endes des Jahres die Anzahl von Rechnungen und Gutschriften, um die Gewinne von verbundenen Unternehmen anzupassen.

 

Beim TP Adjustment wird die Rentabilität von Unternehmen (meistens Routineunternehmen) mit dem Ziel angepasst, um einen marktüblichen Gewinn zu erzielen, bzw. Planzahlen an Istzahlen anzupassen (Erträge, Aufwendungen oder Absatzzahlen).

 

Das TP Adjustment basiert sehr oft auf Benchmark-Studien. Bei Durchführung einer Vergleichbarkeitsanalyse werden den Gewinnen einer Gesellschaft Gewinne von voneinander unabhängigen Unternehmen, die eine vergleichbare Geschäftstätigkeit ausüben, gegenübergestellt. Es muss betont werden, dass der Rentabilität von voneinander unabhängigen Unternehmen die Vorjahreszahlen zugrunde liegen – es dauert ca. 18 Monate, bis diese Zahlen in Datenbanken eingespielt werden (aktuell stehen in den meisten Datenbanken Zahlen für das Jahr 2018 zur Verfügung).

 

Bei dem TP Adjustment sollten darüber hinaus übernommene Risiken und Funktionen berücksichtigt werden. Gilt eine Gesellschaft als Routineunternehmen, ist die Antwort auf die Frage, inwieweit sie eine Gewinn­schmälerung oder einen Verlust zu tragen hat, der durch die Unternehmensgruppe oder die Gesellschaft selbst verursacht wurde, nicht einfach. Jeder Fall muss individuell beurteilt werden, wobei die wahrgenommenen Funktionen und die im Konzern abgewickelten Rechtsgeschäfte zu berücksichtigen sind. Primär ist zwar das Verhalten von Beteiligten, sekundär muss jedoch geprüft werden, wer für derartige spezifische Verluste nach abgeschlossenen Verträgen verantwortlich ist.
 

Ist der geprüfte Veranlagungszeitraum mit Vorjahren vergleichbar, sind die oben dargestellten Schritte relativ gut durchführbar. Dies wird jedoch nicht für das Jahr 2020 gelten. Wirtschaftlich ist es wenig sinnvoll, Gewinne des Jahres 2020 mit Gewinnen in wirtschaftlich starken Vorjahren zu vergleichen, da die Geschäfte nicht unter denselben oder vergleichbaren Umständen getätigt wurden.

 

Am praktischen Beispiel erklärt, sollte eine tschechische Produktionsgesellschaft, deren einzige Funktion die Produktion ist (andere wirtschaftlich bedeutende Funktionen werden z.B. durch die Muttergesellschaft wahrgenommen), relativ niedrige, jedoch stabile Gewinne erzielen. Falls die Unternehmensgruppe jedoch einen Verlust ausweist, der nach internationalen Grundsätzen nach einem angemessenen Verteilungsschlüssel von verbundenen Unternehmen zu tragen ist, ist die Erzielung eines stabilen Gewinnes gefährdet. Ungeachtet dessen, wie die Verteilung der geschmälerten Gewinne oder des ausgewiesenen Verlustes vorgenommen wird (TP Adjustment oder ein anderer Ausgleich), müssen detaillierte Analysen und hinreichende Nachweise vorliegen.   
   

Falls Sie eine Anpassung Ihrer Gewinne durch das TP Adjustment planen, ist nun die richtige Zeit für die Beschaffung von Nachweisen.

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