Steueroasen und Offshore-Gesellschaften

PrintMailRate-it
von Filip Straka, Rödl & Partner Prag, und Robert Němeček
 
Das Thema Transaktionen, die über so genannte Offshore-Gesellschaften mit Sitz in Steueroasen abgewickelt werden, resoniert in der letzten Zeit in der breiten Öffentlichkeit. Was genau sind Offshore-Gesellschaften, wozu dienen sie und wo sollte man nach Steueroasen suchen? Wir versuchen, diese und andere hiermit zusammenhängende Fragen im folgenden Artikel zu beantworten.

Der Begriff Offshore-Gesellschaft kann für fast jedes Unternehmen verwendet werden, das seinen offiziellen Sitz in einem Land mit günstigen steuerlichen Regelungen hat, meist in einem exotischen Land, das dann auch als Steueroase bezeichnet wird. Durch dieses Instrument können erhebliche Steuereinsparungen erzielt werden, da in den meisten dieser Länder die Gesamtbesteuerung deutlich niedriger ist als beispielsweise in der Tschechischen Republik. Es gibt natürlich mehrere Gründe für die Gründung einer Offshore-Gesellschaft, aber einer der häufigsten ist zweifelsohne das Bestreben, Steuern zu vermeiden. Der Hauptvorteil von Offshore-Destinationen liegt in den erheblichen administrativen Erleichterungen und vor allem in der lokalen Gesetzgebung, nach der Unternehmen oft überhaupt keine Unternehmenssteuern bezahlen oder mit einem niedrigen, festen Betrag veranlagt werden, unabhängig von den erzielten Gewinnen. In der Praxis kann man sich diese Situation als eine gezielte Verlagerung von Gewinnen z. B. einer in der Tschechischen Republik aktiven Gesellschaft durch eine weitverzweigte Eigentümerstruktur in eine Offshore-Gesellschaft vorstellen, wo Gewinne nach der lokalen Gesetzgebung niedrig (oder gar nicht) besteuert werden. In einigen Ländern ist es sogar möglich, die Verpflichtung zur Abgabe von Steuererklärungen und damit die Buchführung selbst zu umgehen.

Offshore-Gesellschaften sind nicht nur ein wirklich wirksames Instrument zur Steueroptimierung, sondern werden auch in großem Umfang dazu genutzt, eine Art Informationsnebel rund um Eigentümerstrukturen zu schaffen. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, inwieweit es sich noch um ein Optimierungsinstrument handelt und wann von einer gezielten Umgehung von Gesetzen gesprochen werden muss. Die Gründung einer Offshore-Gesellschaft ist an sich keine illegale Tätigkeit; viele Unternehmer nutzen diese Möglichkeit für legitime Zwecke, sei es aus verschiedenen präventiven Gründen oder zum Schutz der Privatsphäre. Wenn dieser Weg jedoch in erster Linie zu einem illegalen Zweck beschritten wird, typischerweise zur Verschleierung der wahren Eigentumsverhältnisse, zur Umgehung von Gesetzen mit dem Ziel, Steuern zu vermeiden oder sogar Geld zu waschen, kann zweifelsohne von einem gezielten Kalkül gesprochen werden, das von den Steuerbehörden als aggressive Steuerplanung gewertet werden kann, die den Rahmen der Legalität überschreitet. 

Länder, die günstige Bedingungen für anonymen Besitz bieten und deren Gesetzgebung eine Steuervermeidung erleichtert, werden als Steueroasen bezeichnet. 

Die Europäische Union kämpft seit langem gegen eine solche illegale, aber gezielte Inanspruchnahme der Vorteile von Steueroasen. Zweimal jährlich veröffentlicht die EU eine Liste mit den so genannten nicht kooperativen Steuergebieten, die ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung und illegale Steuervermeidung oder -umgehung sein soll.

Diese Liste, die erstmals im Dezember 2017 vom Rat der Europäischen Union erstellt wurde und über die wir bereits in unseren früheren Newslettern berichtet haben, umfasst nach einer Überarbeitung durch die Europäische Union zum 12. Oktober 2021 die folgenden Länder und Gebiete:

  • Amerikanisch-Samoa
  • Fidschi
  • Guam
  • Palau
  • Panama
  • Samoa
  • Trinidad und Tobago
  • die Amerikanischen Jungferninseln (U.S. Virgin Islands)  
  • Vanuatu

Transaktionen mit Personen, die in einem nicht kooperativen Steuergebiet ansässig sind, können für tschechische Rechtsträger eine Reihe von steuerlichen Auswirkungen haben, insbesondere die Verpflichtung, den höchsten Quellensteuersatz (d.h. 35 %) auf solche Einkünfte anzuwenden, die nach tschechischem Recht der Quellensteuer unterliegen.

Der Rat der Europäischen Union überprüft regelmäßig die Erfüllung von festgelegten Kriterien und Verpflichtungen, die sich aus Reformen im Rahmen internationaler Steuerstandards ergeben, und nimmt in diesem Zusammenhang eine Überprüfung und anschließende Aktualisierung der Liste der nicht kooperierenden Steuergebiete vor. Die aktuelle Liste, die nur Drittländer ausweist, die so genannte unfaire Steuerpraktiken unterstützen, wird seit 2020 zweimal jährlich aktualisiert, wobei die nächste Überarbeitung im Februar des kommenden Jahres erfolgen wird.

 Aus dem Newsletter

Kontakt

Contact Person Picture

Miroslav Kocman

Tax Consultant (Tschechische Republik)

Partner

+420 236 1637 50

Anfrage senden

Deutschland Weltweit Search Menu