Strompreis, Industriestrompreis, Brückenstrompreis: Ein Überblick

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veröffentlicht am 04. Oktober 2023

 

Der Strompreis als Wirtschaftsfaktor

In einer Zeit, in der die Energiewende und der Klimaschutz die politische Agenda dominieren, kommt dem Strompreis eine Schlüsselrolle zu. Der Preis für elektrische Energie in Deutschland ist nicht nur ein relevanter Kostenfaktor, sondern wird auch als ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von heimischen Unternehmen gesehen.


Deutschland im internationalen Vergleich: Im Mittelfeld?

Mit einem durchschnittlichen Großhandelsstrompreis von 20 Cent pro Kilowattstunde (kWh) im zweiten Halbjahr 2022 positioniert sich Deutschland im europäischen Mittelfeld. Im Vergleich zur EU, wo der Durchschnittspreis bei 21 Cent liegt, erscheint dies zunächst als wettbewerbsfähig. Allerdings offenbart der internationale Vergleich mit den USA und China, die mit Preisen von etwa 8 bzw. 9 Cent pro kWh deutlich unter dem europäischen Niveau liegen, eine potenzielle Gefahr für die globale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.

 

Quelle: Eurostat, U.S. Energy Information Administration, Statista Research Department

 

Die Strompreisbremse als Vorbild für einen Industriestrompreis

Momentan wird unter dem Schlagwort Industriestrompreis die Einführung eines gedeckelten Strompreises für die Industrie und andere Großabnehmer diskutiert. Diese Deckelung würde sich wiederum an der noch bestehenden Strompreispreise orientieren. Daher lohnt sich auch aus dieser Perspektive ein Blick auf die Strompreisbremse: Diese sieht bis Dezember 2023 einen Nettopreis von 13 Cent pro kWh für 70% des prognostizierten Verbrauchs von Unternehmen vor.

 

Siehat aber durchaus eine ambivalente Wirkung. Einerseits bietet sie Unternehmen kurzfristige finanzielle Entlastung und Planungssicherheit. Andererseits ist sie an spezifische Voraussetzungen geknüpft, deren Nichteinhaltung zu Rückforderungen und rechtlichen Konsequenzen führen kann. Unternehmen müssen daher die Anwendbarkeit und die Compliance-Anforderungen sorgfältig prüfen.


Industriestrompreis: Finanzierung aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF)?

Für den angedachten gesetzlich geregelten Industriestrompreis – in der Diskussion mit Blick auf seinen Zweck auch als „Brückenstrompreis” bezeichnet - hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen Preis von sechs Cent pro kWh für 80 Prozent des Standardverbrauchs vorgeschlagen. Die Finanzierung dieses Industriestrompreises könnte durch den Klima- und Transformationsfonds (KTF) erfolgen, der einen finanziellen Spielraum von mindestens 15 Milliarden Euro bietet.

 

Problematisch ist allerdings, dass 25 bis 30 Milliarden Euro bis 2030 als Finanzierungsbedarf prognostiziert werden. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, wird erörtert, den Kreis der anspruchsberechtigten Unternehmen zu minimieren und den Industriestrompreis lediglich energieintensiven Unternehmen zugutekommen zu lassen. Gleichzeitig soll laut dem BMWK der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft und bedeutender Arbeitgeber nicht von dem Industriestrompreis ausgeschlossen werden.

 

Alternativen zum Brückenstrompreis

Neben dem – an die Strompreisbremse angelehnten – Mechanismus des Industriestrompreises werden auch andere Entlastungsmöglichkeiten diskutiert. Diese sind u.A.:

  • Ausweitung der Strompreiskompensation: Eine Überlegung ist die Ausweitung der Strompreiskompensation, die bereits für einige energieintensive Branchen existiert.
  • Steuersenkungen: Eine Reduzierung der Stromsteuer könnte ebenfalls eine flächendeckende Entlastung für alle Unternehmen darstellen.
  • Investition in energieeffiziente Technologien: Förderprogramme könnten mittelständische Unternehmen dabei unterstützen, in energieeffiziente und dezentrale Energietechnologien zu investieren und so langfristig Kosten zu sparen und Abhängigkeiten zu minimieren.

 

Der Industriestrompreis als strategischer Hebel

Die staatliche Fixierung eines Industriestrompreises bietet zwar eine kurzfristige Entlastung, aber sie ist sicherlich kein Allheilmittel. Unternehmen sollten in jedem Fall proaktiv Strategien entwickeln, um in einem sich ständig verändernden Energiemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Ab 2030 könnten die Strompreise durch eine fortschreitende Energiewende und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen nachhaltig sinken. Bis dahin müssen praktische Lösungen gefunden werden.

 

Für Unternehmen, die sich nicht nur auf kurzfristige Entlastungen verlassen möchten, sondern auch an einer langfristigen, nachhaltigen Markttransformation interessiert sind, bieten unter anderem Klimaschutzverträge eine vielversprechende Option.​

 

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