Interne CO₂-Bepreisung – das Tool für Managemententscheidungen

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​veröffentlicht am 26. Juni 2025

Der verpflichtende Emissionshandel, durch den Treibhausgasemissionen reguliert und schrittweise reduziert werden sollen, gewinnt weltweit an Bedeutung. Nach dem Carbon Pricing Dashboard​ der World Bank gibt es derzeit global 113 Systeme zur CO2-Bepreisung, auf nationaler oder subnationaler Ebene, die in Form einer CO2-Steuer, als staatliche Anrechnungsmechanismen oder als Emissionshandelssystem (ETS) umgesetzt werden.

Der EU-Emissionshandel (EU-ETS)​ als größtes grenzüberschreitendes Handelssystem spielt dabei eine wichtige Rolle als zentrales Instrument zur kosteneffizienten Reduktion von Treibhausgasemissionen in der EU.  Ziel ist es, durch ein marktbasiertes System einen wirtschaftlichen Anreiz für Unternehmen zu schaffen, ihre Emissionen zu verringern. Eine Analyse von Agora Energiewende und Agora Verkehrswende (2023) bestätigt: CO2-Preise setzen Dekarbonisierungsanreize und bilden eine fundamentale Grundlage für ambitionierte Klimaschutzstrategien.

Vor dem Hintergrund eines dynamischen regulatorischen Umfelds, der Frage der Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens, zunehmender Markttransparenz sowie steigender Erwartungen von Kapitalgebern und weiteren Stakeholdern gewinnt auch die interne CO2-Bepreisung in Unternehmen zunehmend an strategischer Bedeutung. Über die Kompensation hinaus wird sie zu einem zentralen Steuerungsinstrument für Management und Investitionsentscheidungen. Insbesondere im Bereich der unternehmenseigenen Klimastrategie, auch Climate Transition Planning, spielt die interne CO2-Bepreisung eine wichtige Rolle bei strategischen Entscheidungen. Indem Treibhausgasemissionen (und deren Kostenansatz) in finanzielle Entscheidungsprozesse integriert werden, können wirtschaftlich fundierte Klimastrategien gefördert werden. So können Klimarisiken und -chancen frühzeitig erkannt und die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells gezielt gestärkt werden.

Interne CO2-Preise im unternehmerischen Kontext

Bei einer internen CO2-Bepreisung handelt es sich um einen intern definierten monetären Wert, der pro Tonne ausgestoßenem CO2-Äquivalent angesetzt wird. Grundsätzlich kann zwischen einem Schattenpreis, interner CO2-Gebühr oder einem internen Emissionshandel unterschieden werden. Anschließend hat jedes Unternehmen die Höhe des CO2-Preises, die Spanne der Abdeckung von Treibhausgasemissionen, die Zeit der Umsetzung sowie die Einflusshöhe der tatsächlichen Preise auf Entscheidungen und Strategie des Unternehmens festzulegen. Dadurch lässt sich gezielt ein Instrument kreieren, das bei der Bewertung von Investitionen, zur Anreizsetzung in Geschäftsbereichen sowie zur Risikosimulation im Rahmen langfristiger Transformationspfade erheblich unterstützt.


 
Die interne CO2-Bepreisung schafft somit eine Antwort auf regulatorische Entwicklungen im Rahmen der Nachhaltigkeit sowie Möglichkeiten zur frühzeitigen Steuerung klimabezogener Finanz- und Reputationsrisiken. Neben europäischen Konzernen folgen inzwischen auch viele global agierende Unternehmen diesem Trend, nicht zuletzt im Zuge wachsender Anforderungen an die Nachhaltigkeit durch interne und externe Stakeholder.

Vorteile für Unternehmen 

Die Einführung eines internen CO2-Preises bringt für Unternehmen eine Vielzahl potenzieller Vorteile mit sich. Intern ermöglicht sie eine konsistente Bewertung emissionsintensiver Prozesse und fördert die Priorisierung nachhaltiger Technologien. Zugleich schafft sie ökonomische Anreize für Emissionsvermeidung und verbessert die Entscheidungsqualität bei Investitionen.

Extern stärkt eine glaubwürdig angewandte CO2-Bepreisung die Position des Unternehmens gegenüber Kapitalmärkten, Regulierungsbehörden und Stakeholdern. Sie zeigt, dass das Unternehmen über ein strukturiertes Verständnis seiner Klimawirkungen verfügt, aktiv an der Dekarbonisierung seines Geschäftsmodells arbeitet und diese bei Entscheidungen berücksichtigt. Insbesondere für Investoren und Finanzinstitute sind ESG-Themen zunehmend von zentraler Bedeutung. So hat die European Banking Authority Anfang 2025 Leitlinien für das Management von ESG-Risiken herausgegeben, die eine systematische Integration in Geschäftsstrategien, Risikomanagementprozesse und Governance von Finanzinstituten fordern, um langfristige Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu sichern.

CO2-Bepreisung als Grundlage für Climate Transition Planning

Eine strategisch verankerte CO2-Bepreisung unterstützt Unternehmen dabei, glaubwürdige Climate Transition Plans, auch Übergangspläne für den Klimaschutz genannt, zu formulieren und umzusetzen. Diese Pläne werden im Rahmen der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der Voluntary Sustainability Reporting Standards (VSME), durch internationale Standards wie die TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures), oder von internen sowie externen Stakeholdern wie Mitarbeitende, Investoren oder Kunden zunehmend gefordert. Ein integrierter CO2-Preis schafft dabei die Grundlage für quantitative Szenarioanalysen, Kosten-Nutzen-Abwägungen in Bezug auf Emissionsreduktionen und Investitionsentscheidungen sowie die Entwicklung klar definierter Dekarbonisierungspfade. Gleichzeitig fördert er unternehmensweite Transparenz und Verantwortlichkeit, indem er Emissionen in wirtschaftliche Entscheidungsprozesse übersetzt. In Verbindung mit physischen und transitorischen Klimarisikoanalysen wird so ein robustes Fundament für die Klimastrategie gelegt.

Fazit

Die interne CO2-Bepreisung ist ein optionales Instrument, gehört aber zu einem integralen Bestandteil zukunftsfähiger Unternehmenssteuerung. Im Kontext regulatorischer Verschärfungen und wachsender Anforderungen an Klimatransparenz und Transition Planning bietet sie Unternehmen die Möglichkeit, Klimaziele wirtschaftlich greifbar zu machen, Risiken aktiv zu steuern und zukunftssichere Investitionsentscheidungen zu treffen. Damit bildet sie einen zentralen Baustein für eine strategisch verankerte Klimatransformation für Unternehmen.

Wir unterstützen Sie gerne mit unseren Sustainability Services​ nicht nur in diesem Thema, sondern auch allen weiteren Themen im Bereich unternehmerischer Nachhaltigkeit.

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Hidir Altinok

M.Sc. Renewable Energy Systems, Dipl.-Ing. (FH) Versorgungstechnik

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