Sustainable Finance – Entwicklungen bei der nachhaltigen Finanzierung von Unternehmen

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veröffentlicht am 20. November 2023 | Lesedauer ca. 2 Minuten

 

Insbesondere den Banken hat der Gesetzgeber eine gewichtige Rolle für die Forcie­rung von ESG-Themen zugewiesen. Dies spiegelt sich mehr und mehr auch bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen wider. Nachfolgend sollen kurz die gängigen Formen von nachhaltigen Unternehmenskrediten sowie die aktuelle Entwicklung am Markt dargestellt werden. 

Aufgrund seines massiven Einflusses spielt der Finanzsektor eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeitsziele des Pariser Abkommens und der Agenda 2030 umzusetzen. Unter dem Begriff „Sustainable Finance“ werden von diversen Finanzakteuren unterschiedliche Ansätze herausgearbeitet, die darauf abzielen, Finanzflüsse in Richtung nachhaltigerer Wirtschaftsaktivitäten zu lenken. Hierbei orientieren sich die deutschen Finanzinstitute insbesondere an den Anforderungen, die die EU-Taxonomie Verordnung und die Environmental, Social und Governance (ESG)-Kriterien stellen. Im Kontext von Sustainable Finance fungieren ESG-Kriterien als Parameter, durch die bestimmt und gemessen werden kann, wie nachhaltig eine Finanzierung wirklich ist. Die Vergabe von sogenannten nachhaltigen Krediten findet zwar keine Berücksich­tigung in der EU-Taxonomie Verordnung, trotzdem stellen diese einen nicht unbedeutenden und an Gewicht zunehmenden Ansatz dar, Nachhaltigkeitszielen oder ESG-Zielen näher zu kommen und diese umzusetzen. 

Herauskristallisiert haben sich hierbei zwei unterschiedliche Modelle der nachhaltigen Kredite: 
  • das sogenannte ESG-linked Loan; und 
  • das sogenannte Green (oder Social) Loan. 

Beide unterliegen keinen spezifischen rechtlichen Vorgaben, sodass Finanzinstitute frei in der spezifischen Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsaspekte der Verträge sind. Allerdings herrscht Einigkeit darüber, wie sich die zwei Kreditmodelle voneinander unterscheiden. 

 

ESG-linked Loans

ESG-linked Loans sind kein neuer Darlehenstypus. Vielmehr werden übliche Darlehensverträge durch spezielle nachhaltigkeitsbezogene Finanzierungsanreize ergänzt. Der Zweck der Finanzierung selbst kann hierbei unabhängig von etwaigen Nachhaltigkeitsaspekten sein, allerdings wird der Zinssatz in der Regel mit dem Erreichen bestimmter nachhaltiger Zielwerte verknüpft. Hierbei einigen sich Darlehensgeber und -nehmer im Vorfeld auf bestimmte ESG-Ziele und vereinbaren etwa Zinsboni, sofern diese Ziele vom Darlehensnehmer erreicht werden. Ob die Ziele tatsächlich erreicht werden, bestätigt hierbei üblicherweise ein externer Nachhaltigkeits- oder ESG-Berater, der durch den Darlehensnehmer beauftragt wird, quartalsweise oder jährlich. 

Ein gängiger Fall in der Praxis ist etwa die Höhe des Zinses eines Darlehens daran zu knüpfen, inwieweit es dem Darlehensnehmer während der Laufzeit des Darlehens gelingt, seinen CO2-Ausstoß zu reduzieren. 

 

Green bzw. Social Loans

Green oder Social Loans hingegen sind zweckgebundene Kredite, die ausschließlich für die Finanzierung von grünen bzw. sozialen Projekte vergeben werden. 

Grüne Projekte umfassen etwa Projekte im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien, wie beispielsweise der Bau von Erneuerbare-Energien-Anlagen oder Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Soziale Projekte hingegen konzentrieren sich etwa auf die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.
 
Die Höhe des Zinssatzes ist hierbei nicht an die Erreichung eines vereinbarten Ziels gebunden, sondern wird im Hinblick auf den generellen Projektzweck bereits im Vorfeld, i.d.R. unter dem üblichen Marktzins, vereinbart.
 

Aktueller Stand und Ausblick

Aktuell ist der Markt von ESG-linked Loans und Green/Social Loans noch überschaubar. Dies liegt insbeson­dere daran, dass private Finanzinstitute noch keine staatliche Förderung erhalten, um derartige Finanzie­run­gen zu vergeben und deshalb die gewährten Zinsboni überschaubar sind.

Nichtsdestotrotz ist davon auszugehen, dass diese Themen künftig an Signifikanz gewinnen werden. Denn es ist durchaus denkbar, dass die EZB künftig Finanzinstituten vergünstigte Zinsen anbietet, die diese im Rahmen von ESG-linked Loans oder Green/Social Loans an Darlehensnehmer weiterreichen.

Des Weiteren ist bereits jetzt absehbar, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit im Rahmen des Ratings von Darlehensnehmern bei Banken eine wichtigere Rolle spielen wird. Hierbei ist es für dieses Rating von Vorteil, sollte der Darlehensnehmer etwa über ein ESG-linked Loan seine Nachhaltigkeit und somit mittelbar auch sein Rating verbessern.

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