Erfolgreich investieren in Italien

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​​​​​​​zuletzt aktualisiert am 17. Juli 2025​​ | Lesedauer ca. 3 Minuten

 

 

   

Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation in Italien?

Im Juni 2025 zeigt die italienische Wirtschaft eine zurückhaltende, aber stabile Dynamik. Der IWF rechnet für das Gesamtjahr nur noch mit einem Wachstum von etwa 0,4 Prozent, gleichwohl stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 0,7 Prozent im Jahresvergleich. Getragen wird dieser Trend von robusten privaten Investitionen und einer Inflation unter zwei Prozent. Die Staatsverschuldung dürfte sich in Richtung 139 Prozent des BIP bewegen, weshalb fiskalische Disziplin trotz anhaltender EU-Zahlungen aus dem Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (NRRP) unerlässlich bleibt.​
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Wie würden Sie das Investitionsklima in Italien beschreiben? Welche Sektoren bieten das größte Potenzial?

Für deutsche Unternehmen lohnt sich eine selektive Expansion. Projekte in den Bereichen grüne Energie, digitale Infrastruktur sowie Industrie 4.0 profitieren weiterhin von attraktiven Steuergutschriften und NRRP-Kofinanzierungen. Italiens weltweit anerkannte Luxus-, Design- und Agrar-Food-Marken, oft mit deutscher Technologie verknüpft, eröffnen zusätzliche Synergien. Eine frühzeitige Strukturierung unter Einbindung rechtlicher und steuerlicher Expertise verwandelt diese Anreize in messbare Renditen.​
   

Welchen Herausforderungen sehen sich deutsche Unternehmen beim Engagement in Italien gegenüber?

Ein Markteintritt oder eine Expansion in Italien erfordert mehr als Kapital und ein gutes Produkt – entscheidend sind sorgfältige Vorbereitung und strategisches Geschick auf mehreren Ebenen. 

Investitionskontrolle und Meldepflichten 

Das italienische Investitionskontrollrecht erfasst mittlerweile zahlreiche strategische Sektoren – von Energie, Telekommunikation, Logistik bis hin zu Cloud-Dienstleistungen. Dies kann zu zusätzlichen Meldepflichten und engen Fristen führen, die frühzeitig berücksichtigt werden müssen. 

Zahlungsverhalten und Liquiditätsmanagement

Trotz positiver Entwicklungen liegt das durchschnittliche Zahlungsverhalten im B2B-Geschäft weiterhin bei 50 bis 60 Tagen. Das belastet das Working Capital und erfordert ein vorausschauendes Liquiditätsmanagement.

Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen

Trotz Reformen bleibt das italienische Arbeitsrecht komplex. Unternehmen müssen sich mit einem Geflecht aus nationalen Tarifverträgen, regionalen Lohnzuschlägen und gewerkschaftlichen Gepflogenheiten auseinandersetzen. Diese sollten in klaren und rechtssicheren HR-Richtlinien abgebildet werden, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden. 

Regionale Verwaltungsverfahren

Verwaltungsverfahren sind bürokratisch und langwierig. Sie unterscheiden sich nicht nur von Region zu Region, sondern teilweise sogar von Gemeinde zu Gemeinde – ein Faktor, der bei der Standortwahl und Projektplanung berücksichtigt werden sollte. 

Steuerliche Compliance

Die steuerliche Compliance reicht über Körperschaftsteuer und Umsatzsteuer hinaus. Branchenspezifische Abgaben, differenzierte Verrechnungspreisvorgaben und eine neue Welle digitaler Meldepflichten erfordern frühzeitige Anpassung an die italienische Praxis, um Nachforderungen zu vermeiden. 

Geschäftskultur und Kommunikation

Die italienische Geschäftskultur ist stark beziehungsorientiert. Persönliche Glaubwürdigkeit, Italienischkenntnisse und ein Gespür für regionale Etikette können über den Erfolg von Vertragsverhandlungen entscheiden. 

Fazit: Erfolgsfaktoren für den Markteintritt

Wer rechtliche, steuerliche und kulturelle Expertise von Anfang an integriert, beschleunigt den Markteintritt, reduziert Risiken und sichert die Marge.​

Warum sollten sich Unternehmen für den Eintritt in den italienischen Markt bzw. den Verbleib dort entscheiden?

Als logistisches Drehkreuz des Mittelmeerraums bleibt Italien ein zentraler Baustein europäischer Lieferketten. Leistungsfähige Nord-Süd-Korridore verbinden das norditalienische Industriedreieck mit Südeuropa und Nordafrika. Cluster in den Bereichen Automobilelektronik, Life Sciences und erneuerbaren Energien suchen nach strategischen Partnern. 

Über 30 Milliarden Euro an NRRP-Mitteln steigern die Attraktivität von – vorausgesetzt, die Projekte sind investitionsreif und regelkonform. In diesem Umfeld schaffen erfahrene, grenzüberschreitend tätige Berater einen spürbaren Mehrwert.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht Italien weiterentwickeln?

Die Regierung in Rom treibt Verwaltungs- und Justizreformen voran, um Genehmigungs- und Durchsetzungs­​verfahren zu beschleunigen und damit mittelfristig die Produktivität zu steigern. Angesichts einer strengeren EU-Haushaltskontrolle wird die zeitnahe Beobachtung von Änderungen bei Steuergutschriften, Verrechnungspreis­regeln und Nachhaltigkeitsberichterstattung entscheidend sein. Deutsche Investoren, die sich frühzeitig beraten lassen, eine transparente Governance etablieren und regionale Marktdynamiken berücksichtigen, können sich in einem der anspruchsvollsten, aber chancenreichsten Märkte Europas einen klaren Vorsprung sichern.​

Kulturelle Besonderheiten in Italien

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Dr. Vanessa Wagner

Rechtsanwältin, Avvocato

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