Erfolgreich investieren in Mexiko

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​​​​zuletzt aktualisiert am 17​. Juli 2025​ | Lesedauer ca. 4 Minuten


 

 

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in Mexiko ein?

Zur Jahresmitte 2025 zeigt sich Mexikos Wirtschaft in einem Spannungsfeld aus Widerstandsfähigkeit und anhaltenden Herausforderungen. Nach einem schwachen Jahresausklang 2024 konnte das Land zwar eine technische Rezession vermeiden, doch das Wachstum im ersten Quartal 2025 fiel mit lediglich 0,2 Prozent äußerst gering aus. Eine solches Bild geringer wirtschaftlicher Dynamik ist historisch gesehen in Mexiko nach einem Regierungswechsel – wie zuletzt im Oktober 2024 – der Regelfall. Zudem wird dieses Bild durch ein zunehmend komplexes internationales Umfeld verschärft, das vor allem von den Vereinigten Staaten verhängten Zollmaßnahmen geprägt ist. Dies fällt insbesondere ins Gewicht, da die Vereinigten Staaten Mexikos wichtigster Handelspartner sind und in diesem Kontext das Gesamthandelsvolumen im Jahr 2024 circa 840 Milliarden US-Dollar betrug. 

Unter diesen Vorzeichen hat das mexikanische Finanzministerium seine Wachstumsprognosen für das Jahr 2025 von zuvor 2,0 bis 3,0 Prozent auf nun 1,5 bis 2,3 Prozent nach unten korrigiert. Für 2026 prognostiziert dieselbe Behörde ein Wachstum von 1,5 bis zu 2,5 Prozent. Hierbei darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass unabhängige Einschätzungen zu anderen Ergebnissen kommen. Beispielsweise hat die mexikanische Zentralbank „Banco de México“ im Mai 2025 in ihrem zweiten Quartalsbericht ihre Jahreswachstumsprognose von noch 0,6 Prozent des Erstquartalberichts auf 0,1 Prozent  zurückgeschraubt. Schlussendlich erwarten dieselben Analysten für 2026 ebenfalls lediglich ein Wachstum von 0,9 Prozent. 

Mexiko verfügt jedoch über eine institutionelle Stärke, die die Risiken einer Stagnation oder gar Rezession abfedern kann. Die Handelsliberalisierung, der flexibel Wechselkurs und die Unabhängigkeit der Zentralbank sind nach wie vor wichtige Säulen der makroökonomischen Stabilität. Ferner bietet die für 2026 im Vertragstext vorgesehene und möglicherweise noch in diesem Jahr stattfindende Überprüfung des trilateralen Freihandelsabkommens „USMCA“ zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada die Chance, für mehr Sicherheit in den Handelsbeziehungen zu sorgen, sodass sich Mexiko in den globalen Lieferketten gestärkt positionieren kann. 

Ein weiterer Lichtblick für Mexikos Wirtschaft ist der von der aktuellen Regierung unter der neuen Präsidentin Claudia Sheinbaum entwickelte „Plan México“, der eine umfassende und vorausschauende nationale Strategie zur Industrialisierung und geteilten Prosperität abbildet. Durch die Vorhaben zur Förderung der industriellen Entwicklung und durch Infrastrukturprojekte soll insbesondere die Abhängigkeit von externen Märkten reduziert, regionale Ungleichheiten abgebaut und 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der strategischen Fertigungsindustrie bis 2030 geschaffen werden. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die mexikanische Wirtschaft im Jahr 2025 einen Weg des vorsichtigen Optimismus beschreitet. Einerseits sind die makroökonomischen Fundamentaldaten relativ solide und die Chancen durch Nearshoring erheblich. Andererseits werden die Beseitigung struktureller Schwächen und die Gewährleistung politischer Stabilität entscheidend sein, um das Wachstum aufrechtzuerhalten und den Lebensstandard im ganzen Land zu verbessern.

  

Wie würden Sie das Investitionsklima in Mexiko beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Mexiko etabliert sich zunehmend als bevorzugter Standort für internationale Investoren – und das nicht nur aufgrund seiner geografischen Nähe zu den Vereinigten Staaten. Vielmehr überzeugt das Land durch eine Kombination aus wettbewerbsfähigen Lohnkosten, gut ausgebildeten Fachkräften, solider Infrastruktur und einer zunehmend qualifizierten lokalen Zulieferindustrie. Ein weiterer entscheidender Standortvorteil ist Mexikos einzigartiges Netz an Freihandelsabkommen: Das Landgenießt aufgrund von Abkommen mit insgesamt 50 Ländern genießt das Land einen privilegierten Zugang zu den wichtigsten Weltmärkten – ein strategischer Vorteil, der Investoren weltweit anzieht.

Im Jahr 2024 verzeichnete das Land ausländische Direktinvestitionen („FDI“) in Höhe von 36,87 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Topinvestoren kamen dabei aus den Vereinigten Staaten (16,1 Milliarden US-Dollar), Japan (4,28 Milliarden US-Dollar) und aus Deutschland (3,78 Milliarden US-Dollar). Für 2025 wird mit einem weiteren Anstieg auf über 39 Milliarden US-Dollar gerechnet – ein klares Signal für das anhaltende Vertrauen internationaler Unternehmen in den mexikanischen Markt.

Besonders bemerkenswert: Der Anteil der FDI am Bruttoinlandsprodukt lag 2024 bei 24,5 Prozent – ein Indikator für die zentrale Rolle, die ausländisches Kapital für das mexikanische Wirtschaftswachstum spielt. Die Investitionen konzentrieren sich vor allem auf strategische Sektoren wie die Automobil-, Luftfahrt-, Elektronik-, Chemie- und Pharma-Industrie und zunehmend auch auf die Halbleiterfertigung, was Mexiko als Produktionsstandort im Rahmen globaler Lieferketten weiter stärkt. In diesem Kontext kamen die bisherig größten Investitionszusagen von folgenden Konzernen: Mexico Pacific (LNG-Infrastruktur), Woodside Energy (Erdöllagerung) und Amazon AWS (Logistik und Cloud-Infrastruktur).

Ferner haben die Europäische Union und Mexiko die Verhandlungen über ein modernisiertes Freihandelsabkommen im Januar 2025 abgeschlossen. Die Ratifizierung durch beide Seiten wird noch im Laufe des Jahres erwartet. Die modernisierte Form des seit 2000 bestehenden Abkommens sieht die Zollbefreiung von zahlreichen Agrargütern und Lebensmitteln aus der EU vor, auf die bisweilen ein Zollsatz von mehr als 20 Prozent erhoben wurde. Darüber hinaus soll es unter anderem erleichterten Zugang von EU-Unternehmen zu öffentlichen Ausschreibungen in Mexiko ermöglichen. Diese Neuerungen eröffnen erhebliche Marktchancen für europäische Produzenten und stärken gleichzeitig die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Mexiko und der EU. 

  

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in Mexiko gegenüber?

Trotz der wachsenden Attraktivität Mexikos als Investitionsstandort sehen sich ausländische Unternehmen und Investoren mit einer Reihe struktureller Herausforderungen konfrontiert, die den Markteintritt und die Geschäftstätigkeit erschweren können.

Betroffene berichten im Speziellen von Stolpersteinen im Geschäftsbetrieb aufgrund von regulatorischen Unvorhersehbarkeiten und Rechtsunsicherheiten. Gesetzesänderungen können kurzfristig erfolgen, was die Planungssicherheit beeinträchtigt. Hinzu kommen bürokratische Hürden und langwierige Genehmigungsverfahren, die insbesondere für Neueinsteiger im Markt eine Belastung darstellen.

Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die weit verbreitete hohe Kriminalitätsrate eine zusätzliche Herausforderung für das Engagement im Land darstellt. Sie beeinflusst unter anderem den internen Betrieb von Unternehmen und auch den Transport von Waren. Der negative ökonomische Einfluss von Kriminalität und Gewalt wird in mehreren Studien in Bezug auf die letztvergangenen Jahre mit über 200 Milliarden US-Dollar jährlich bemessen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist der Investitionsstau in der öffentlichen Infrastruktur. Während die Exporte Mexikos in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, blieb der Ausbau der Transport- und Grenzinfrastruktur weitgehend aus. Das führt zu überlasteten Verkehrswegen und Verzögerungen im Warenverkehr. Auch die Energieversorgung stellt ein Risiko dar: Unternehmen sind häufig auf den staatlichen Energieversorger CFE angewiesen, dessen Stromlieferungen nicht immer zuverlässig sind. Der Zugang zu Erneuerbaren Energien ist vielerorts eingeschränkt. Ähnlich problematisch ist die Wasserversorgung – in mehreren Bundesstaaten herrscht aufgrund veralteter Infrastruktur und zunehmender Trockenperioden Wasserstress.

Heikel ist zudem der steigende Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, vor allem in technologieintensiven Branchen. Unternehmen müssen daher zunehmend in Aus- und Weiterbildung investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Schlussendlich kann für einen deutschen Unternehmer das Steuer- und Zollsystem Mexikos herausfordernd sein. Es gilt als komplex und schwer durchschaubar. Besonders bei grenzüberschreitenden Produktionsmodellen – etwa im Rahmen von Nearshoring – kann die Zollabwicklung zeit- und ressourcenintensiv sein. Unternehmen sind daher auf spezialisierte Beratung angewiesen, um rechtliche und steuerliche Fallstricke zu vermeiden.​

Kulturelle Besonderheiten in Mexiko

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Dr. Dirk Oetterich, LL.M.

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