Erfolgreich investieren in der Türkei

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zuletzt aktualisiert am 16. Juni 2023 | Lesedauer ca. 3 Minuten


 

 

​​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in der Türkei ein?

Die türkische Wirtschaft verzeichnet mit dem Wertverlust der Türkischen Lira sowie der Inflation einerseits und der konsumfreudigen, jungen Gesellschaft andererseits weiterhin einen komplexen Verlauf. Im Jahr 2022 erlitt die Türkische Lira gegenüber dem Euro einen Wertverlust von knapp 36 Prozent und gegenüber dem US-Dollar von 44 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Die Inflationsrate ist 2022 auf über 64 Prozent gestiegen, während sie im ersten Quartal 2023 sinkende Tendenz zeigt. Die Inflationsrate im April 2023 ist im Vergleich zum Vorjahr auf 43,68 Prozent gesunken, und liegt damit knapp 7 Prozent unter dem Vorjahrswert. Der Leitzins der türkischen Zentralbank wurde 2022 mehrfach gesenkt, das Jahr wurde mit 9 Prozent abgeschlossen. Seit Februar 2023 wiederum gilt ein durch die Zentralbank der Türkei festgelegter Leitzinssatz von 8,5 Prozent. Das BIP ist 2022 auf 905,53 Milliarden USD gestiegen, im Jahr 2021 waren es 806,8 Milliarden USD. Damit ist das BIP auch im Vergleich zum Vorjahr stetig am Wachsen. 

 

Wie würden Sie das Investitionsklima in der Türkei beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die Türkei als ein Wachstumsland ist für ausländische Investoren weiterhin attraktiv und ist mit verschiedenen Branchen und Ressourcen breit aufgestellt. Die Investitionsentscheidung großer Konzerne in der Vergangenheit bestätigen das attraktive Investitionsklima in der Türkei.
 
Der Produktions- und Fertigungssektor mit Fahrzeugen, Kfz-Teilen und Maschinen als Vorreiter weist mit über­wiegend ausländischen Herstellern und Joint Ventures große Kapazitäten und gute Erfahrungen aus. Darüber hinaus gelten die Branchen der Elektrotechnik, Haushaltsartikel und Konsumgüter als beliebte und profitable Investitionen.
 
Beachtliches Investitionspotenzial bietet aufgrund der vorteilhaften geographischen Lage und des Klimas die noch vorwiegend unentdeckte Agrar- und Landwirtschaft sowie Saatgut und Düngetechnik. 
 
Im Energiebereich bietet die Türkei gerade im Bereich der erneuerbaren Energien ein enormes Potential und gilt als großer Wachstumsmarkt.
 
Die Eisen- und Stahlindustrie neben weiteren Rohstoffen und Mineralien umfassen zusätzliches Entwicklungs- und Ausdehnungspotenzial. Gleiches gilt für die Bereiche Textilindustrie, Maschinenbau-, Chemie- und Dienst­leistungs­sektor und Logistik, den gesamten Hightech-Bereich, die Telekommunikationstechnologie und Elektronik. Zudem bietet die Türkei für den Fachkräftemangel im IT-Markt in Europa weitergehende Chancen. Durch Aus­wei­tung bestehender oder Etablierung neuer Standorte in der Türkei sowie kreative Recruiting Wege wird dem Fach­kräftemangel effektiv entgegengewirkt. Ausländische Investoren sehen zudem für die weltweiten Supply Chain Umstellungen nach der Pandemie in der der Türkei sehr gute, in vielerlei Hinsicht rentable Chancen. 
 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Türkei gegenüber?

Deutsche Unternehmen müssen sich vor allem folgenden Herausforderungen stellen:
 
  • dem Aufbau vertrauensvoller Partnerschaften,
  • rechtliche und steuerliche Aspekte,
  • schnelllebiges Umfeld,
  • politische Ungewissheit und
  • bürokratische Hürden.
 
Eine fachkundige Beratung im Vorfeld einer geplanten Investition ist stets zu empfehlen. 
 
Die hohe Inflation und die schwache Türkische Lira belasten insbesondere die auf den Binnenmarkt aus­ge­rich­te­ten Unternehmen. Den schwierigen Rahmenbedingungen des Binnenmarktes begegnete die Industrie mit einer Zunahme der Exporterlöse, der Währungs-schwäche mit einer Erhöhung der lokalen Wertschöpfungstiefe.

 

Wie nachhaltig ist der Erfolg in der Türkei?

Die Türkei erwies sich insbesondere im Pandemiejahr als äußerst anpassungsfähig und reagierte auf die wan­deln­den Bedingungen der Wirtschaft mit schnellen Maßnahmen und Umstrukturierungen. Diese Eigenschaften waren jedoch vor der Pandemie wie auch danach weiterhin gegeben. Die stetige Ausweitung der Digitalisierung, deren Einbindung in den Berufsalltag, die digitale Verwaltung stellen ebenso einen relevanten Schlüssel zum Erfolg dar. Das große Potential qualifizierter und wettbewerbsfähiger Arbeitskräfte, eine gute Infrastruktur sowie die zentrale Lage zwischen Europa und Asien bilden weiterhin nachhaltige Wachstumsfaktoren. Die staatliche Ausrichtung zur vermehrten Investition insbesondere in die regionale Produktions- und Fertigungsindustrie wie auch in den Energie- und Umweltsektor – wie beispielsweise nachhaltige und erneuerbare Energien – weisen auf eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung hin.

 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Türkei weiterentwickeln?

Die rasche Anpassungsfähigkeit in einem schnelllebigen wirtschaftlichen und sozialen Umfeld sowie die weiterhin wachsende Wirtschaft lassen den positiven Ausblick auf die Zukunft aufrechterhalten. Die mittel- bis langfristigen Chancen für Unternehmen sind weiterhin als gut einzuschätzen. Das Land hat im Vergleich zu Europa gute Wachs­tumsraten, eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung und vor allem auch unternehmerisch denkende Menschen. Maßnahmen gegen den gegenwärtigen Wertverlust der Türkischen Lira und der damit einhergehenden Inflation sind diverse Stabilisierungspakete unter anderem in Zusammenhang mit Verlusten aus Wechselkursschwankungen und der Förderung von Lira-Einlagen. 
 
Die türkische Wirtschaft kann in den kommenden Jahren kräftig wachsen und gleichzeitig die Inflation eingrenzen. Das erste Quartal 2023 indiziert dies auch vorerst. Es kommt nun darauf an, der Inflation und damit den Wechsel­kurs­schwankungen Einhalt zu bieten, die Leistungsbilanz wieder auszugleichen und das Vertrauen der Investoren zu stärken.
 
Aufgrund diverser Krisenerfahrungen bringt die Türkei eine bestimmte Krisenfestigkeit und die damit einher­gehende Handlungs- und Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung mit sich. Dies ist ein bedeutender Unterschied zu anderen Ländern. 
 
Die Türkei bleibt als Bindeglied zwischen Ost und West konkurrenzfähig und ein wichtiger Wirtschaftspartner.

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Korhan Dengiz

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