Erfolgreich investieren in den USA

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​​​​​​​​​​​zuletzt aktualisiert am 17​. Juli 2025 | Lesedauer ca. 4 Minuten

 

   

   

​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in den USA ein?

Trotz einer angespannten politischen Lage und zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung in den USA präsentiert sich die wirtschaftliche Entwicklung der USA weiterhin bemerkenswert stabil im Jahr 2025. 

Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um 2,7 Prozent anstieg, verzeichnete es nur einen leichten Rückgang im ersten Quartal 2025. Das unterstreicht die robuste Verfassung der US-Wirtschaft, auch wenn Prognosen der Federal Reserve und anderer Institute auf eine mögliche moderate Abkühlung im weiteren Jahresverlauf hinweisen.

Der stabile Arbeitsmarkt ist ein zusätzlicher Indikator: Die Erwerbsquote hat sich weiter erhöht und liegt deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau. Im Jahr 2025 sind rund 163 Millionen Menschen in den USA erwerbstätig, das ist ein Anstieg um etwa 1,5 Millionen gegenüber 2023 bzw. rund 2,4 Millionen gegenüber 2024.

Die Inflation, die im Jahr 2022 mit 9,1 Prozent ihren Höhepunkt hatte, wurde durch konsequente Zinspolitik der US-Notenbank (FED) deutlich verringert. Im Jahr 2024 lag die durchschnittliche Inflationsrate bei 3,2 Prozent, für 2025 wird ein weiteres Absinken auf rund 2,8 Prozent erwartet.

Insgesamt lässt sich die wirtschaftliche Lage der USA als solide und widerstandsfähig beschreiben, auch wenn eine moderate Abkühlung im weiteren Jahresverlauf möglich ist.
   

Wie würden Sie das Investitionsklima in den USA beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Das Investitionsklima in den USA ist im Jahr 2025 von einem Spannungsfeld geprägt: Einerseits bestehen weiterhin attraktive Rahmenbedingungen wie eine starke Binnennachfrage, ein innovationsreiches Umfeld und massive staatliche Subventionsprogramme. Andererseits erschwert die zunehmende handelspolitische Unberechenbarkeit unter der neuen US-Regierung verlässliche Planungen, insbesondere für ausländische Investoren. Dennoch bleiben die USA nach wie vor ein interessanter Wirtschaftsmarkt. Gesetzesinitiativen wie der „Inflation Reduction Act“, „Clean Energy Program“, oder der „Chips and Science Act“ stärken gezielt Zukunftsbranchen und fördern Produktion und Technologie, womit sich die USA als führender Industrie- und Technologiestandort positionieren will. Allerdings sind aktuell Bestrebungen der amtierenden Regierung zu beobachten, die auf eine Reduzierung bzw. Aufhebung bestimmter Fördermittel abzielen. Diese Entwicklungen sollten aufmerksam weiterverfolgt werden.

Gleichzeitig sorgt die zunehmend protektionistische Handelspolitik, unter anderem durch kurzfristig eingeführte Zölle und „Buy American“-Vorgaben für Unsicherheit, die sich direkt auf die Investitionsbereitschaft ausländischer Unternehmen auswirkt.

Entscheidungen über Investitionen in die USA hängen damit zunehmend von der strategischen Risikobereitschaft und der Anpassungsfähigkeit der Unternehmen ab.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Investitionsklima insgesamt positiv, insbesondere für Unternehmen mit langfristiger Perspektive, lokaler Präsenz und hoher Eigenkapitalstärke. Die Kombination aus staatlicher Förderung, lokaler Nachfrage und strategischer Marktgröße bietet weiterhin Chancen, insbesondere dann, wenn Unternehmen bereit sind, lokale Produktionskapazitäten und Wertschöpfungsketten in den USA aufzubauen und flexibel auf regulatorische Veränderungen zu reagieren. 

Basierend auf den Förderungen bietet sich ein besonders großes Potenzial in den Bereichen Erneuerbare Energien und Umwelttechnik, im Bereich der Informationstechnologie, wie Künstlicher Intelligenz oder Softwareentwicklung, aber auch klassische Sektoren wie die Automobilindustrie sowie das Gesundheitswesen, die Pharmaindustrie und die Biotechnologie bieten für deutsche innovative Unternehmen Potenziale für die künftige Entwicklung, vor allem in Kombination mit einem USA Standort.

Es gibt kurz- bis mittelfristig attraktive Möglichkeiten für strategisch gut aufgestellte Unternehmen. Ausgerüstet mit technologischer Kompetenz, einer langfristigen Ausrichtung und einer hohen Anpassungsfähigkeit haben deutsche Unternehmen eine gute Basis, um sich am US-Markt zu etablieren. Langfristig bleibt die US-Wirtschaft auf Wachstumskurs, jedoch unter der Prämisse einer stärkeren lokalen Verankerung von Produktion und Wertschöpfung.
 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in den USA gegenüber?

Die USA haben ein unternehmerfreundliches Umfeld mit teilweise ähnlichen Steuersätzen bei der Unternehmensbesteuerung wie in Deutschland, aber mit geringeren bürokratischen Hürden. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Stärkung der lokalen Wertschöpfung in den USA durch Handels- und Zollschranken auf der einen Seite, aber auch durch konkrete Konjunktur- und Transformationsprogramme auf der anderen Seite führen sowohl zu Chancen als auch Herausforderungen für den Markteintritt in den USA.

Eine weitere zentrale Herausforderung stellen die kulturellen Unterschiede dar, da Kommunikationsstil, Konsumerverhalten und Marktanforderungen regional stark variieren. Auch die Suche nach qualifiziertem Personal kann sich komplexer gestalten. Hinzu kommt, dass deutsche Unternehmen in den USA häufig mit keiner oder geringer Markenbekanntheit beginnen. Daher ist es entscheidend eine aktive Präsenz in sozialen Medien und anderen digitalen Quellen zu etablieren und gleichzeitig ein Netzwerk mit Lieferanten, Kunden, Industrieverbänden oder Regierungsstellen zu entwickeln.

Eine weitere Herausforderung kann das komplexe Rechts- und Steuersystem mit Bund, Bundesstaaten und lokalen Ebenen sein, das vorab eine sorgfältige Planung des Engagements in den USA erfordert. 

Bei all diesen Faktoren ist zu beachten, dass der US-Markt äußerst dynamisch ist und sich die Rahmenbedingungen schnell ändern können. Um in den USA erfolgreich sein zu können, müssen sich die Unternehmen daher flexibel aufstellen und effizient umstellen können.

Indem deutsche Unternehmen die wesentlichen Aspekte in der Planung berücksichtigen und sich gründlich auf den Markteintritt in den USA vorbereiten, können sie die Erfolgschancen verbessern und potenzielle Stolpersteine minimieren.
   

Wie schätzen Sie die Optionen für deutsche Unternehmen ein, die in den USA investieren wollen?

Im Jahr 2025 ist die direkte Investition in den US-Markt weiterhin eine strategisch sinnvolle Option, allerdings unter deutlich veränderten Rahmenbedingungen. Die zweite Amtszeit von Präsident Trump ist durch eine zunehmend protektionistische Wirtschaftspolitik gekennzeichnet, mit kurzfristig eingeführten Zöllen, Buy-American-Vorgaben und regulatorischen Eingriffen. Eine grundsätzliche Kehrtwende zurück zu freihandelsfreundlicheren Strukturen ist derzeit nicht absehbar, ganz im Gegenteil: die Stärkung des Binnenmarkts und der Fokus auf lokale Wertschöpfung bleiben zentrale wirtschaftspolitische Leitlinien.

Der Aufbau einer eigenen US-Geschäftspräsenz – sei es in Form einer Tochtergesellschaft, Joint Venture oder lokalen Produktion – gilt mehr denn je als erfolgreicher Ansatz, um sich Zugang zum Markt zu sichern und sich gleichzeitig gegen handelspolitische Risiken abzusichern. Eine solche Präsenz signalisiert langfristiges Engagement, und ist auch zunehmend erforderlich, um von staatlichen Förderprogrammen zu profitieren und die Chancen bei öffentlichen Ausschreibungen zu erhöhen.

Zudem bevorzugen US-Kunden zunehmend Partner vor Ort. Eine lokale Präsenz erleichtert außerdem die Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte, ermöglicht eine höhere Nähe zu Kunden und erlaubt schnellere Reaktionen auf regulatorische Änderungen.

Gleichzeitig intensivieren US-Steuerbehörden auf Bundes- und Bundesstaatenebene ihre Anstrengungen, um Steuersubstrate nicht ansässiger Unternehmen zu erfassen. Die US-Steuerbehörden analysieren verstärkt ausländische Unternehmen mit wirtschaftlicher Tätigkeit in den USA, um steuerlich relevante Betriebsstätten oder umsatzsteuerpflichtige Leistungen zu identifizieren. Dies kann auch ohne physische Präsenz erfolgen, etwa bei Montageeinsätzen, digitalen Dienstleistungen oder Plattformmodellen. Eine frühzeitige steuerliche Strukturierung ist daher zwingend erforderlich.
   

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die USA weiterentwickeln?

Das Jahr 2025 markiert für die Vereinigten Staaten einen wirtschaftspolitischen Wendepunkt. Die US-Regierung verfolgt eine gezielte Industriepolitik mit dem Fokus, Re-Nationalisierung von Wertschöpfungsketten und Protektionismus zu stärken. Maßnahmen wie kurzfristig verhängte Zölle, „Buy American“-Anreize und Eingriffe in internationale Lieferketten bestimmen zunehmend das wirtschaftliche Umfeld. Diese Entwicklung sorgt für Unsicherheit, bietet aber gleichzeitig strategische Chancen, insbesondere für Unternehmen, die sich frühzeitig und substanziell im US-Markt positionieren.

Trotz politischer Polarisierung und unberechenbarer handelspolitischer Eingriffe bleibt die wirtschaftliche Grunddynamik der USA kraftvoll. Die Binnennachfrage ist weiterhin robust, die Beschäftigungszahlen hoch, und Investitionen in strategische Zukunftssektoren wie Energie, Halbleiter, Verteidigung und Digitalisierung werden durch umfangreiche Förderpakete wie den Inflation Reduction Act oder CHIPS and Science Act weiter gestützt.

Aus europäischer Sicht bleibt damit die mittelfristige Perspektive für die US-Wirtschaft attraktiv, insbesondere für Unternehmen, die sich mit lokaler Präsenz, Anpassungsfähigkeit und langfristiger Planung auf die neuen Spielregeln einstellen. Die politische Linie mag sich mit künftigen Wahlen wieder ändern, aber der eingeschlagene Kurs reflektiert eine grundlegende Positionierung der USA – so wird er in dieser oder sehr ähnlicher Form erhalten bleiben und sich entsprechend dynamisch entwickeln.​

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