Warum Solution Architecture in Zukunft immer wichtiger für mittelständische Unternehmen wird

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Eine Zeitreise durch 15 Jahre IT-Wandel

​Es war einmal… monolithisch und stabil

Als ich meine Tätigkeit als Solution Architect begann, waren die Landschaften unserer Kunden hauptsächlich noch monolithisch geprägt: In sich geschlossene Systeme, überwiegend gleichbleibende Leistungen und das Thema Cloud stand noch am Anfang. Meine Arbeit habe ich Freunden immer mit der Metapher des Architekten vom Bau erklärt: Der Architekt ist der Künstler, der die Wünsche des Kunden mit Blick auf dessen Budget funktional umsetzt – die Bau-Architekten mögen mir diese simplifizierte Darstellung verzeihen.


Dieses Bild änderte sich innerhalb weniger Jahre grundlegend. In Ausschreibungen fanden sich plötzlich Aufforderungen, die den Leistungsvergleich zwischen Private und Public Cloud beinhalteten. Microsegmentierung in der Data Center-Infrastruktur, Verschlüsselung des Datenverkehrs zwischen den Systemen, die Integration von Betriebsleistungen verschiedener öffentlicher Cloud-Welten und der privaten Cloud sind inzwischen Normalität. Waren es bisher das Verständnis über die Technologien im eigenen Haus, sind es zunehmend auch technische Entwicklungen, die spezielle Herausforderungen an die eigene (Betriebs-)Mannschaft stellen. Allgemein spricht man heute von der Transformation in der IT.

Von Infrastrukturwissen zur Architecturekompetenz
Um eine Anwendung betreiben zu können, reichte bisher das Verständnis des Betriebssystems auf einer Infrastruktur-Plattform, vielleicht in der Kombination mit dem Wissen um die Handhabung einer Datenbank – das Ganze mit Blick auf maximale Ausfallsicherheit und Kosten. Heute wird Wissen darüber benötigt, mit welcher Entität aus welcher Cloud, welcher dazu passenden Datenbank und welcher Programmiersprache ein vergleichbares Problem gelöst werden kann. Eine Ende-zu-Ende-Ausfallsicherheit muss programmiert und dabei den Fluss von Datenströmen zwischen den Data Centren der Cloudprovider im Auge behalten werden. Die neue Welt ist mit Blick auf die Kosten dann günstiger, wenn die Bedürfnisse an die neuen Modelle angepasst werden.

Wenn wir bei der Metapher des Bau-Architekten bleiben, müsste dieser heute nicht ein Haus entwerfen, sondern idealerweise auch den Wohnraum, der auch auf Reisen nutzbar ist.

Zwei Entwicklungen verdeutlichen die Transformation der IT besonders gut: Die Anwendungsentwicklung auf Containerplattformen sowie die Umstellung der Lizenzmodelle der Softwarehersteller, die in den letzten Jahren einen deutlichen Impakt auf die Produktion von IT-Infrastrukturen hatten.

Containerplattformen wurden ursprünglich entwickelt, um Entwicklern eine Chance zu geben, zusammen zu arbeiten. Entwickler nutzen unterschiedliche Betriebssysteme, unterschiedliche Programmiersprachen – von unterschiedlichen Lokationen und Zeitzonen sehe ich hier ab –, um eine Applikation oder einen Teil dieser, gemeinsam zu entwickeln. In der Praxis hat sich dieses Modell schnell verbreitet. Nicht nur, weil es mit DevOps zur schnelleren Entwicklung stabiler Software dient, sondern weil Anwendungen, die auf der Containerplattform laufen, besser skaliert werden können. 

Neben Daten gelten Lizenzen als das neue Gold, welches in der IT-Industrie geschürft wird. Darüber hinaus wurde durch Veränderungen in den Bezugswegen der Lizenzen auch Lizenzbundles, -bezeichnungen – und nicht zuletzt auch der Preis – verändert. So spielen unter anderem Informationen über Lizenzen, Erfahrungen über Überbuchungsmöglichkeiten, das Wissen über die Nutzung von im Bundle beinhalteten Tools zunehmend eine entscheidende Rolle, um die vorgegebene Preissteigerung einerseits mit Automation andererseits zu kompensieren. 

Nicht zuletzt sollte der Solution Architect während der Design-Phase überlegen: Was passiert, wenn der Kunde dem Designvorschlag heute folgt und sich die Anforderungen in der Zukunft ändern? Welche Maßnahmen werden später erforderlich, um dieses Design wieder aufzulösen, zu ändern oder anzupassen? Denn: Die Transformation ist ein stetiger Prozess und Dienstleister wie Kunden müssen sich daran anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

…und wenn sie nicht verzweifelt sind
Die vorstehenden Beispiele zeigen; IT-Umgebungen werden immer komplexer und ein einzelner Solution Architect kann diese Vielfalt an Technologien, Frameworks und Anforderungen kaum noch allein überblicken. In der Praxis hat sich die Rolle des Solution Architects daher in eine semi-virtuelle Ressource „Team Solution Architect“ gewandelt. Das „Team Solution Architect“ sind die Spezialkompetenzen vieler Mitarbeiter, deren Input der Solution Architect im Solution Design vereint. Natürlich darf erwähnt werden, dass auch Solution Architects künstliche Intelligenz einsetzen – Doch der entscheidende Mehrwert entsteht dort, wo menschliche Erfahrung, kontextbezogenes Denken und technologische Kompetenz zusammenkommen. 

Viele Mittelstandskunden lagern zudem vermehrt die „klassischen IT-Systeme“ zu einem oder mehreren Providern oder in die Cloud(s) aus, um sich auf ihr strategisches Kerngeschäft zu konzentrieren. Die schnellen Entwicklungen in allen Teilen der IT führen zu einem Ergebnis, an dessen Ende der Kunde ein Bedarf formuliert, jedoch die zur Lösung erforderlichen Spezialkompetenzen entweder gar nicht mehr oder nur noch im begrenzten Umfang hat.

Unsere Mittelstandskunden haben neben der Entwicklung der eigenen Produkte, die heute vielfach „smart“ sind, um damit früher oder später in das Netz der IT-Landschaft verwoben zu werden, eine zusätzliche Komponente zu beachten: die operative IT-Technologie (OT), zu der die Prozesse und Abläufe zählen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit der Produktion stehen und immer öfter auch das Internet of Things (IoT), also die Systeme und Prozesse, die durch OT überwacht werden.

Viele Unternehmen stehen heute an einem entscheidenden Punkt, an dem sie entscheiden müssen, Spezialwissen selbst aufzubauen oder dieses einzukaufen. Eine Überlegung zwischen strategischer Ausrichtung des eigenen Geschäfts, Risikomanagement, Innovation und Agilität. 

Auf diese Weise geraten Hersteller, die augenscheinlich keine IT-Produkte herstellen, durch den Zwang zur Innovation, in den Strudel der IT. 
  
Ende gut, alles gut.
Aus der Sicht des Solution Architects sind zukünftig Lösungsdesigns oder- Architectures zu entwickeln, die möglichst alle Systeme gleichermaßen betrachten. Ein sinnvolles Bild entsteht nur, wenn präzise Anforderungen (vom Kunden oder dessen Dienstleister) mit viel Erfahrung und Spezialwissen (vom „Team Solution Architect“) zusammenfließen. Und hier gilt das Gleiche, was auch früher schon galt: Eine klar formulierte Anforderung, ein klar formuliertes Budget mit klar formulierten Eckdaten (Strategien) ergibt ein Ergebnis (Architecture), die dann in verschiedenen Facetten angepasst werden kann. Der Solution Architect wird erläutern, was getan werden muss, was erforderlich ist und welche Ressourcen benötigt werden, um die Ziel-Architecture anzupassen.

Und wer ist das „Team Solution Architect“?
Die Liste ist je nach Fall auch länger. Aber um dem Leser dieses Blogs einen kleinen Auszug mit auf den Weg zu geben, hier ein Auszug der wichtigsten Rollen:

  • der Netzwerker, der früher den Router, die Firewall und den Loadbalancer konfiguriert hat, um mit der richtigen WAN-Verbindung möglichst wenig Fremdeingriffe zuzulassen. Dieser kümmert sich heute vermehrt darum, wie mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Microverbindungen an Anwendungen dynamisch angepasst werden müssen.
  • der Plattformbetreiber, der neben den klassischen Rechenzentren, Storage-Systemen, und Hosting-Plattformen die Hyperscaler-Clouds kennen muss. Hierzu gehören das Wissen um Backup, Virenschutz und Lifecycle Management ebenso wie die erforderlichen Maßnahmen im Hinblick auf Betriebs- und Georedundanzen und den damit einhergehenden SLAs.
  • der Lizenzmanager, dessen Arbeit inzwischen eine immer wichtigere Bedeutung zukommt, steckt in den Kosten der Service-Dienstleister immer größere Anteile an den verschiedensten Lizenzen. Sein Wissen ermöglicht erforderliche Optimierungen im Betrieb. 
  • der Security Officer, der heute nicht mehr wegzudenken ist, sofern man seine Produktion schützen möchte.
  • die Software-Entwickler, ohne deren Wissen weder der Betrieb von Container- oder KI-Lösungen im eigenen Data Center noch eine Abbildung von Teil- oder Komplettlösungen in einer Hyperscaler-Cloud erfolgreich sein wird. Seine Aufgabe ist es unter anderem auch dafür zu sorgen, dass verstärkte Anforderungen an die Anwendungen mit skalierenden Betriebsplattformen korrelieren. 
  • Vertrieb und Marketing des eigenen Unternehmens, sind diese doch der Kontakt zu unseren bestehenden und zukünftigen Kunden. Ihre Aufgabe ist es, dem Markt mitzuteilen, wie wir uns als Dienstleister auf sich ändernde Situationen einstellen oder eingestellt haben und welche Mehrwerte wir dem Markt anbieten können.
  • Und der Solution Architect, der mit allen Gewerken in enger Zusammenarbeit steht.




Kontakt

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Uwe Spaderna

Solution Architect

+49 151 1617 3454

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