Photovoltaik – aktuelle Entwicklungen in Deutschland

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PV-Strom ist zurzeit so günstig wie noch nie. Daraus ergibt sich ein großes Potenzial, nicht nur in Hinblick auf Eigenversorgung, sondern auch auf PPAs. Die EEG-Vergütung ist in vielen neuen Szenarien dabei nicht mehr die beste Erlösquelle, sondern dient lediglich der wirksamen Absicherung von Abnehmerrisiken.

 

Für kreative Projektentwickler und Investoren sind also weiterhin Projekte erschließbar bzw. zu akquirieren. Bifacial- und Floating PV tragen zusätzlich zur Erhöhung des Projektpotenzials bei. Mit Hinblick auf die immer noch bestehende Förderobergrenze von 52 GW sollte aus Finanzierungs- und Absicherungsgründen die aktuell noch positive Situation genutzt werden.


Wenig verkörpert die Energiewende so sehr wie Photovoltaik (PV). Hier spielen sich seit Einführung des EEGs im Jahr 2000 viele Dramen und Erfolgsgeschichten ab. Der Aufbau und Zusammenbruch der deutschen bzw. europäischen PV-Industrie begleitet von sehr großen Kostensenkungen, haben von Beginn an für viel Bewegung in dem Markt gesorgt. Zuletzt hat der Wegfall der europäischen Importzölle die Investitions- und somit die Stromgestehungskosten noch weiter gesenkt, sodass PV-Strom noch wettbewerbsfähiger geworden ist. Die positiven Marktgegebenheiten haben dazu geführt, dass in den letzten Monaten im Jahr 2018 der PV-Zubau wieder in der Nähe des im EEG fixierten Zielkorridors lag.1

 

Widersprüchliche Signale aus Berlin und Brüssel

Der Beschluss des Energiesammelgesetzes Mitte Dezember 2018 hat jedoch eine stark gedämpfte Stimmung in der deutschen PV-Branche bewirkt. Das Herabsetzen der Förderung für Mieterstrom und von PV-Anlagen auf Gebäuden zwischen 40 kWp und 750 kWp2 konterkariert die oben genannte Entwicklung und zeigt, dass in der Berliner Politik die PV offenbar nicht zu den Schwerpunkten der Energiepolitik gehört.

 

Die gleichzeitig beschlossenen Sonderausschreibungen verbessern zwar zahlenmäßig das Bild, jedoch wurde der PV die Grundlage genommen, ihre eigentliche Stärke auszuspielen, die in der Implementierung von kleinen und dezentralen Anlagen liegt.

 

Auf europäischer Ebene wurde im Gegensatz dazu gleichzeitig ein positives Signal in Form des Maßnahmenpaketes „Saubere Energie für alle Europäer – Wachstumspotenziale Europas erschließen” beschlossen. Ein europäisches Ziel lautet dabei bis 2030 mindestens 32 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen. Dabei wird unter anderem untersagt, Abgaben, Umlagen oder Gebühren für ungeförderten Eigenstrom aus Anlagen kleiner als 30 kWp zu erheben, was der dezentralen Erzeugung zum Eigenverbrauch im gewerblichen Sektor erheblichen Auftrieb geben dürfte.3

 

PV-Anlagen sind trotz Kürzungen immer noch wirtschaftlich

Trotz all dieser politisch widersprüchlichen Signale bietet der PV-Markt nach wie vor viel Potenzial. Zum einen ist festzustellen, dass Dachanlagen in dem Bereich, in dem sich die Förderung schrittweise bis April 2019 auf 8,9 ct/kWh verringern wird, speziell auch mit Hinblick auf die Möglichkeit zur Eigenversorgung wirtschaftlich gut darstellbar sind.

 

 

Systematische Darstellung des Eigenverbrauchs bei PV-Dachanlagen

 

Abbildung 1: Systematische Darstellung des Eigenverbrauchs bei PV-Dachanlagen 

 

Ebenso bleibt der Bau von kleineren Dachanlagen sowie von Freiflächenanlagen speziell im 110-Meter-Bereich längs von Autobahnen und Bahnlinien bis zu einer Größe von 750 kWp attraktiv. Geht man von konservativen Prämissen und einem günstig gelegenen Netzanschlusspunkt aus, können aktuell bei Freiflächen und Dachanlagen in dem Segment bis 750 kWp in der Regel Gesamtkapitalverzinsungen oberhalb von 5,0 Prozent erreicht werden. Bei der aktuellen Zinslage sind PV-Projekte dieser Größenordnung nach wie vor lukrativ und sollten bei Investitionsüberlegungen in Betracht gezogen werden.

 

Der Weg zu erfolgreichen PV-Projekten führt über eine gründliche Bestandsanalyse und ein passendes Projektdesign

Da aktuell die Nutzung des von der PV-Anlage erzeugten Stroms als Eigenstrom die höchste Rentabilität aufweist, sollte bei möglichen Projekten ein erster Schritt die Ermittlung eines Abnehmers und dessen Lastkurvenanalyse des Strombezugs sein. Durch den Abgleich mit der Produktion einer PV-Anlage kann so, je nach Zielgröße, die optimale Leistung der PV-Anlage bestimmt werden. Zu untersuchen sind an dieser Stelle auch die Einbindungsmöglichkeiten weiterer Energieerzeugungsarten wie zum Beispiel BHKWs oder Wärmepumpen bzw. die Nutzung von Batteriesystemen zur Verringerung des Leistungspreises durch sog. „Peak-Shaving”. Eine Herausforderung bei direkter Belieferung diverser Letztverbraucher ist zwar das Messwesen, dies kann aber durch innovative Unternehmen mittlerweile digital gelöst werden.

 

Besteht Zugriff auf Konversionsflächen bzw. Flächen in dem erwähnten 110-Meter-Korridor zu Autobahnen und Schienenwegen, die sich für die Installation von Freiflächenanlagen eignen, sind auch das potenziell wertvolle Standorte für neue Projekte. In Betracht kommen auch Areale zur Doppelnutzung, bei denen sich z.B. durch PV-Carports Synergieeffekte der PV-Stromerzeugung mit der E-Mobilität ergeben.

 

PPAs und Pacht als attraktive Modelle

Sind Flächen in direktem Umfeld der Stromverbraucher nicht groß genug oder nicht geeignet für die geplante Eigenstromproduktion, besteht darüber hinaus die Möglichkeit, den Stromabsatz über ein Corporate PPA (engl. Power Purchase Agreement, Strombezugsvertrag) abzusichern. In solchen langfristig geschlossenen Verträgen kann Strom aus einer bestimmten, geographisch vom Endkunden entfernten Stromerzeugungsanlage (hier PV-Anlage) vermarktet werden (im Gegensatz zu Merchant-PPAs, bei denen der Strom von einem Händler in seinen Bilanzkreis aufgenommen wird). Es kann so für den Betreiber und den Abnehmer der Strompreis langfristig abgesichert werden und ein Teil des Strombezugs  günstiger und nachhaltig realisiert werden. Solche Strombezugsverträge werden in Deutschland noch relativ selten genutzt, sind aber in vielen Teilen der Welt inzwischen Standardregelungen zwischen Stromerzeuger und -verbraucher.

 

Insbesondere für Unternehmen, die sich nicht mit dem Thema der eigenen Energieerzeugung auseinandersetzen wollen, ist neben dem Abschluss eines PPAs die Pachtthematik sehr relevant. Durch diesen Ansatz werden für den Abnehmer bzw. Flächeneigentümer Profite bzw. Einsparungen ohne wesentlichen Mehraufwand erzielt.

 

Da oft Mischformen der eben genannten Modelle das Optimum darstellen und insbesondere PPAs für beide Vertragsparteien Unsicherheiten mit sich bringen, ist die Unterstützung von Beratern zu empfehlen. Neben der rechtlichen Betreuung sind besonders bei maßgeschneiderten Lösungen eine effiziente Ressourcennutzung und das Management der Prozesse bzw. Geschäftsformen mit mehreren Stake- und Shareholdern, sowie das Messkonzept ein wichtiger Schritt zum Erfolg.


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1 Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien Statistik; Monatsbericht zur Entwicklung der erneuerbaren Stromerzeugung und Leistung in Deutschland – Stand 13.12.2018; 2018; Website aufgerufen am 3.1.2019: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/372/dokumente/agee-stat_monatsbericht_12-2018.pdf
2 Clearingstelle EEG, KWKG; Energiesammelgesetz; Website aufgerufen am 3.1.2019: http://www.clearingstelle-eeg-kwkg.de/eeg2017/aenderung7/material
3 Europäische Kommission: Saubere Energie für alle Europäer; 2018; Website aufgerufen am 3.1.2019: https://ec.europa.eu/energy/en/topics/energy-strategy-and-energy-union/clean-energy-all-europeans
 

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Kai Imolauer

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