Sonnige Aussichten für Photovoltaik-Anlagen

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Der stetige Rückgang der Stromgestehungskosten führt zu einem immer stärker werdenden Ausbau der PV-Kapazitäten auf den Weltmärkten. Mittlerweile kann der Strom in vielen Regionen zum gleichen oder sogar einem geringeren Preis als jenem konventioneller Kraftwerke angeboten werden. Die weltweit installierte Leistung an PV-Anlagen hat sich von 2007 bis Ende 2015 von 9,2 GWp auf 229,3 GWp erhöht. Bis 2020 rechnet die SolarPower Europe (ehemals European Photovoltaic Industry Association, EPIA) mit einem installierten PV-Mindestvolumen von 489,8 GWp – bestenfalls sogar 716,1 GWp.
 

Marktüberblick

In Deutschland, dem bislang größten Photovoltaik-Markt im europäischen Raum, beträgt die insgesamt installierte Leistung laut Bundesnetzagentur (BNetzA) 40,294 GWp (Stand 31. Juli 2016). Nachdem Deutschland lange Zeit eine Vorreiterrolle beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und insbesondere der Photovoltaik eingenommen hat, ist der Ausbau in den letzten Jahren im weltweiten Vergleich stark zurückgegangen. So wurden im Jahr 2015 nur noch ca. 1,5 GWp an neuen Anlagen installiert. Dagegen verzeichneten China und Japan im gleichen Zeitraum Zuwächse in Höhe von 15,3 bzw. 11,3 GWp und waren damit für über 50 Prozent der neu installierten Kapazitäten verantwortlich. Asien ist die treibende Kraft für das weltweite PV-Wachstum. China hat Deutschland mittlerweile überholt und hält laut SolarPower Europe mit 43,4 GWp nun die größten PV-Kapazitäten der Welt. Im ersten Quartal 2016 wurden dort bereits weitere 7,1 GWp installiert.

 

Aus dem im Jahr 2016 erschienenen „Global Market Outlook Solar Power” von SolarPower Europe geht weiterhin hervor, dass Deutschland selbst in Europa seine Vormachtstellung auf dem PV-Markt verloren hat. So kam es 2015 in Großbritannien zur Neu-Installation der annähernd dreifachen bisherigen Kapazität. Dadurch ließ sich 2015 erstmals wieder ein Wachstum auf dem europäischen Solarmarkt (8,2 GWp) feststellen. Wichtige Wachstumsmärkte im Jahr 2015 lassen sich der unten stehenden Tabelle entnehmen.

 

​LandZubau 2012 in GWP​Zubau 2013 in GWP​Zubau 2014 in GWP​Zubau 2015 in GWP
​USA​3,44,8​6,2​​6,9
​Großbritannien​0,91​2,4​​3,9
​Japan​1,87​9,7​11,3​
​China​3,211​10,6​15,3​
​Indien​11,1​0,8​2​
​Italien3,6​1,7​0,4​0,3​
​Frankreich​1,1​0,70,9​0,9​
​Deutschland​7,63,3​1,9​1,5​

Daten: IEA (Trends 2015 in Photovoltaic Applications und PVPS Annual Report 2014) und SolarPower Europe (Global Market Outlook Solar Power 2016–2020)
 

Weltweit werden im Jahr 2016 Neu-Installationen in Höhe von 64,7 GWp erwartet (Mercom Capital Group). China, Deutschland, Japan, die USA und Italien bleiben global die einzigen Länder mit Kapazitäten von mehr als 10 GWp (SolarPower Europe, Stand Ende 2015).

 

Besonders interessant in Bezug auf die Kombination von Investitionsattraktivität und solarem Potenzial sind natürlich die im „Sunbelt” gelegenen Länder. Insbesondere Süd-China, Singapur, Malaysia, Thailand und Indien sowie Mexico, Brasilien, Argentinien und die Türkei sind diesbezüglich hervorzuheben. Auch Afrika rückt berechtigterweise immer mehr in den Fokus von Projektentwicklern und Investoren. Als Beispiele sind hier Uganda und Kenia aufzuführen.
 

PV-Eigenverbrauch – Geschäftsmodelle in Deutschland und international?

Große Freiflächenanlagen konnten in Deutschland aufgrund der Freiflächenausschreibungsverordnung (FFAV) seit 2015 nur noch im Ausschreibungsmodell Einspeisevergütungen erhalten. Aus der ersten Ausschreibungsrunde vom April 2015 wurden bis Ende Juli 2016 lediglich 25 Prozent der den Zuschlag erhaltenen PV-Anlagen umgesetzt. Die Realisierungsquote der Projekte aus der zweiten Ausschreibungsrunde vom August 2015 liegt aktuell bei 27 Prozent. Eigenverbrauch ist bei „Ausschreibungsanlagen” gesetzlich nicht gestattet, weshalb sich die direkte Nutzung des Stroms auf Dachanlagen beschränkt hat.

 

Das EEG 2017 stellt das Fördersystem für die meisten Erneuerbaren Energien auf Ausschreibungen um. Dies gilt allerdings erst für Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr als 750 kWp. Daher sind PV-Anlagen mit einer Leistung von maximal 750 kWp von der Ausschreibungspflicht befreit und können – ohne an einer Ausschreibung teilgenommen zu haben – vergütet werden. Ein Teil des erzeugten Stroms darf auch für den Eigenverbrauch genutzt werden. PV-Anlagen ab einer Größe von 100 kWp fallen nach wie vor unter die verpflichtende Direktvermarktung. Die Vergütung für Freiflächenphotovoltaikanlagen beträgt dabei unabhängig von der Größe 8,91 ct/kWh[1] (siehe § 48 Abs. 1 EEG 2017). Bei den sog. PV-Dachanlagen ist die Vergütung dagegen abhängig von der Größe der Anlage gestaffelt (siehe § 48 Abs. 2 EEG 2017).


Die Flächenkulisse für Freiflächenphotovoltaikanlagen richtet sich nach § 48 Abs. 1 Nr. 3 lit. c und umfasst u.a.:
  • Flächen, die längs von Autobahnen oder Schienenwegen liegen, und die Anlage in einer Entfernung bis zu 110 Metern, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn, errichtet worden ist,
  • Flächen, die zum Zeitpunkt des Beschlusses über die Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplans bereits versiegelt waren,
  • Konversionsflächen aus wirtschaftlicher, verkehrlicher, wohnungsbaulicher oder militärischer Nutzung, die zum Zeitpunkt des Beschlusses über die Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplans nicht rechtsverbindlich als Naturschutzgebiet oder Nationalpark im Sinne der §§ 23, 24 des Bundesnaturschutzgesetzes festgesetzt worden sind.

 

Das EEG 2017 hat zwar das parlamentarische Verfahren bereits durchlaufen, die Europäische Kommission muss es aber noch genehmigen. Sofern das erfolgt ist, treten die neuen Regelungen zum 1. Januar 2017 in Kraft. Die Zulässigkeit des Eigenverbrauchs bei Freiflächenanlagen bis 750 kWp ermöglicht dann wieder interessante Projekte.

 

Im Folgenden stellen wir Ihnen 3 vielversprechende Geschäftsmodelle kurz vor, mit denen sich die neuen Regelungen nutzen lassen:
  • In Variante A, dem Pachtmodell, wird ein in der Regel 20 Jahre laufender Pachtvertrag für die PV-Anlage mit einer festen monatlichen Rate abgeschlossen. Bei dieser Variante fallen weder Netzentgelte noch eine Stromsteuer und nur eine verringerte EEG-Umlage an.
  • Variante B, eine direkte PV-Strom-Lieferung, hat den Vorteil, die langfristige Vertragsbindung zu umgehen. Hier wird ein Solarstromliefervertrag mit dem Betreiber (= Stromlieferant) abgeschlossen. In diesem Szenario fallen ebenfalls weder Netzentgelte noch Stromsteuer an, allerdings ist die volle EEG-Umlage zu zahlen.
  • In Variante C, dem „EPC-Modell”, investiert der Kunde direkt in eine Gewerbeanlage als Co-Investor. Es fallen keine Netzentgelte, keine Stromsteuer und nur eine verringerte EEG-Umlage an.
 

In jedem der 3 Szenarien wird der überschüssige Strom gegen eine feste Vergütung in das Stromnetz eingespeist. Alle drei Modelle konnten seit der Einführung der FFAV nur noch bei Dachanlagen durchgeführt werden, lassen sich aber aufgrund der Änderungen im EEG 2017 nun auch wieder im Freiflächensegment realisieren Die Grundmodelle sind auch sehr gut auf das Ausland zu übertragen.

 

Ausblick

National wie international beeinflussen regulatorische Rahmenbedingungen, Finanzierung, Stromgestehungskosten und das Strompreisniveau die Rentabilität maßgeblich. Der Eigenverbrauch oder darauf aufbauende Geschäftsmodelle sind in vielen Ländern schon heute attraktiv – als Beispiele lassen sich Brasilien, Italien, Mexico und Chile anführen. Insbesondere in Schwellenländern stoßen Pachtmodelle auf großes Interesse, da sich mit ihnen die für den Betreiber der Anlage anfänglich hohen Investitionskosten umgehen lassen.

 

Nach einer im Auftrag der Agora Energiewende durchgeführten Studie des Fraunhofer Instituts stellen PV-Anlagen bereits heute eine kostengünstige Erneuerbare Energien-Quelle dar, die sich in Zukunft in vielen Regionen der Erde sogar zu der preiswertesten zur Verfügung stehenden Energiequelle entwickeln wird. Um das Ziel zu erreichen, ist die Schaffung eines günstigen finanziellen und regulatorischen Umfelds unabdingbar, obgleich wohl mittelfristig zu erwarten ist, dass die oben skizzierten Geschäftsmodelle im Vertrieb wieder greifen und auch in anderen Ländern umgesetzt werden können.

 

Ebenfalls lohnt es sich, als Investor einen Blick auf den PV-Zweitmarkt zu werfen, denn PV-Anlagen werden als langfristige, stabile Investition mit geringem Verlustrisiko betrachtet. Vorteile des Sekundärmarktes sind das Umgehen des bürokratischen Aufwands und die Kenntnis über die tatsächlichen Ertragszahlen der Anlage. Allerdings herrscht aus den Gründen zurzeit auch ein Mangel an geeigneten Anlagen zu Investitionszwecken.

 

Angesichts der erschwerten Bedingungen auf dem deutschen Markt bieten die prosperierenden PV-Märkte in Asien, Afrika und Lateinamerika eine gute Gelegenheit für deutsche Investoren, sich dort zu etablieren und neue Investitionsmöglichkeiten zu erschließen.

 

Die Speichertechnologien sind das fehlende Puzzleteil, um die PV wieder weiter nach vorne zu bringen, denn sie heben den Hauptnachteil der extremen Volatilität auf. Auch auf diesem Gebiet ist mit einem deutlichen Wachstum im Markt zu rechnen. Deshalb finden Sie hier einen eigenen Artikel zum Thema Speichertechnologien.

 

 
[1] Vergütung im Januar 2017. Bei späterer Inbetriebnahme muss die Degression der Vergütungssätze berücksichtigt werden.
 
 
zuletzt aktualisiert am 05.10.2016

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Kai Imolauer

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