Rückblick Bundesfachtagung Betreiberverantwortung

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​veröffentlicht am 2. November 2021

 

Am 6.3.2012 fand die erste Bundesfachtagung Betreiberverantwortung, damals noch parallel zu FM-Messe und Kongress, in Frankfurt am Main statt. Dies war das Schlüsseljahr für die FM Branche, in dem es hieß „Das Puzzle ist fertig, die Lösung steht!”. Es wurden zahlreiche neue GEFMA-Richtlinien und der erste Masterplan Betreiberverantwortung veröffentlicht. Die Bundesfachtagung stellt seitdem eine der wichtigsten Veranstaltungen zum Thema Betreiberverantwortung im FM dar, auf der aktuelle Themen und Best-Practice-Ansätze von erfahrenen Referenten aus Wirtschaft und Verbänden vorgestellt werden. Daneben bietet die Fachtagung eine ideale Plattform zum Netzwerken und zum Erfahrungsaustausch. Die Ausrichtung der Veranstaltung erfolgte auch in diesem Jahr wieder in Zusammenarbeit zwischen FORUM Zeitschriften und Spezialmedien GmbH für den organisatorischen Teil und Rödl & Partner für die Programmgestaltung. Pandemiebedingt erfolgte die Durchführung in Fulda im Esperanto Kongress & Kulturzentrum in hybrider Form.

 

Erster Tag — Vortragsblock Aktuelles

Traditionell wurde die 10. Bundesfachtagung von Rechtsanwalt Jörg Schielein von Rödl & Partner mit einem interessanten Überblick über die in den zurückliegenden 12 Monaten geänderten Regelwerke eröffnet. Dabei reichte das Themenspektrum vom Umweltschutz und Verfassungsrecht über das neue Gesetz über überwachungsbedürftige Anlagen (ÜAnlG) bis hin zum Gebäude-Elektromobilitätsgesetz sowie Änderungen bei DIN, VDE und VDI. Es ist nach wie vor eine hoch dynamische Entwicklung bei den FM-relevanten Regelwerken ersichtlich, was für die Praxis eine regelmäßige Informationspflicht bedingt.

 

Anschließend führte Syndikusrechtsanwalt Martin Faller (WISAG Dienstleistungsholding GmbH) zu dem für alle Teilnehmer aktuellen und sehr relevanten Thema der Rechtsfragen rund um Covid-19 aus. Beispielsweise: Welche Auswirkungen hat die epidemische Lage auf Bestandsverträge, die Betreiberpflichten und Vertragsneuabschlüsse? Mögliche Lösungsansätze könnten die Aufnahme einer Pandemieregelung, mehr Flexibilität und digitale Lösungen sein.

 

Abschließend gab Joachim Lenoir (BüchnerBarella Holding) Einblicke in ausgewählte Versicherungsschadensfälle und machte auf die Krux des Kleingedruckten in Versicherungsverträgen bzgl. Sach- und Personenschäden aufmerksam. Die Substanz eines geeigneten und risikogerechten Versicherungsschutzes ergibt sich aus dem Kleingedruckten und nicht aus einer pauschalen Versicherungsbestätigung!

 

Erster Tag — Vortragsblock Arbeitsschutz / Elektrosicherheit

Der Gerichtssachverständige Dr.-Ing. Thorsten Neumann gab einen Einblick in die Diskrepanz zwischen Normen und Gefährdungsbeurteilung. Die Forderungen nach Brandschutz und normgerechter Umsetzung oder auch Mitarbeiterschutz vs. Brandschutz können zu Konflikten führen.

 

Rechtsanwalt Henning Wündisch von Rödl & Partner beleuchtete den Bereich der Elektrotechnik aus organisationsrechtlicher Sicht. Hierbei ging es um die rechtlichen Grundlagen einer Elektroorganisation sowie die Abbildung in der betrieblichen Organisation und die Anforderungen an die im Betrieb tätigen Personen im Bereich der Elektrotechnik gem. der neuen DIN VDE 1000-10:2021-06.

 

Der fachliche Abschluss des ersten Tages wurde durch den diesjährigen Platinpartner der Bundesfachtagung Loy & Hutz, Software-Anbieter in den Bereichen CAFM und Instandhaltung, gesetzt. Sven Balsmeyer ging auf die Notwendigkeit der Digitalisierung ein und stellte die intelligente Integration von REG-IS in das CAFM-System waveware von Loy & Hutz vor.  

 

Den geselligen Abschluss des ersten Tages bot ein dem Jubiläum angemessenes Abendevent, das unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen für ein wenig Normalität gesorgt hat. Die Teilnehmer konnten im Grillrestaurant „Toro Negro” ein außergewöhnliches kulinarisches Erlebnis genießen und in entspannter Atmosphäre auf der Dachterrasse mit Blick über Fulda die Möglichkeit zum persönlichen Austausch nutzen.

 

Zweiter Tag — Keynote

Den zweiten Tag eröffnete der stellvertretende Vorsitzende des deutschen Verbands für Facility Management GEFMA e. V. Wolf-Dieter Adlhoch mit einem Rückblick auf die Entwicklung des Facility Managements in den vergangenen Jahren und die Auswirkungen und Themen rund um die Covid-19-Pandemie.

 

Zweiter Tag — Vortragsblock Erfahrungsberichte

Den Einstieg dieses Vortragsblocks übernahm Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht und Notar Thomas Herrig mit einem Update zur Trinkwasserhygiene. Durch den aktuellen coronabedingten (Teil-)Leerstand von Gebäuden gab es zuletzt überdurchschnittlich viele Infektionen mit Legionellen. Bestimmte Kontrollen und Vorsorgemaßnahmen müssen jederzeit getroffen und Beeinträchtigungen beseitigt werden.

 

Im folgenden Vortrag gaben Antje Schmid und Engelbert Titz von der KUKA AG ein erneutes Update zum Wechsel der CAFM-Software von KUKA. Besonderes Augenmerk bedarf es hierbei der Ressourcenbereitstellung und der Systempflege.

 

Als letzter Referent des Vortragsblocks gab Gunnar Jentzen von der SBB AG einen interessanten Einblick in die Betreiberverantwortung im Schweizer Recht. Der Themenaspekt der Betreiberverantwortung befindet sich aktuell in der Schweiz noch im Aufbau, wobei einige lösungsorientierte Schritte bereits auf den Weg gebracht sind.

 

Zweiter Tag — Vortragsblock Sonderbauten

Christoph Kaluza (Lidl Dienstleistung GmbH & Co.KG) gab einen interessanten Praxiseinblick in die Vorgehensweise der Durchführung von Tragwerksprüfungen bzgl. der Dachstatik bei filialisierenden Unternehmen. Um einen einheitlichen Prüfungsstandard zu etablieren, wurden konkrete Vorgaben (Leistungsverzeichnis/Mängelbeschreibung/Sanierungskatalog) für die Prüfer mit anschließendem Monitoring und Erfahrungsaustausch zur Qualitätssicherung ausgearbeitet.

 

Anschließend berichtete Rechtsanwalt Volker Löhr über die Anforderungen und Besonderheiten von Versammlungsstätten. Danach muss bspw. während des Veranstaltungsbetriebs ein Veranstaltungsleiter ständig anwesend sein, müssen ein Räumungskonzept oder auch ein Sicherheitskonzept erarbeitet und mögliche Programmänderungen im Vorfeld berücksichtigt werden.

 

Den Abschluss des Vortagsblocks bildete Christian Scherer vom TÜV Rheinland Industrie Service GmbH zu „Prüfpflichten in Sonderbauten”. Die Gebäudefunktionalität steht an erster Stelle und ist durch die Überprüfung der Sicherheitsfunktionen technischer Anlagen sicherzustellen. In Abhängigkeit des Bundeslandes müssen bestimmte Anlagen auf ihre Wirksamkeit und Betriebssicherheit einschließlich des bestimmungsgemäßen Zusammenwirkens von Anlagen (Wirk-Prinzip-Prüfung) geprüft werden.

 

Zweiter Tag — Vortragsblock Betreiberverantwortung bei GEFMA

Prof. Dr.-Ing. Christian Meysenburg von der SRH Hochschule Heidelberg leitete den letzten Themenblock des Tages mit dem Thema „Nachhaltigkeit im FM – Neuer Schwung durch die Interessen von Investoren und Eigentümern” ein. Ausreden zählen nicht mehr, auch die FM-Branche muss nachhaltig werden. Ein aktueller Ansatz ist SustainFM, das ein Scoringsystem für die Nachhaltigkeit im FM unabhängig von der Objektsubstanz darstellt und bei der operativen Umsetzung von ESG-Maßnahmen unterstützen soll.

 

Als Abschluss des Vortragsblocks Betreiberverantwortung bei GEFMA stellte Dipl.-Ing. (FH) Ulrich Glauche (Rödl & Partner) den aktuellen Stand ausgewählter GEFMA-Richtlinien vor. Von besonderem Interesse war hierbei die Neufassung der GEFMA 190. 17,5 Jahre nach der Erstfassung erscheint nun die von der Branche langersehnte Überarbeitung „Betreiberverantwortung 2.0”. So hat sich bspw. seit der Erstveröffentlichung ein neues Verständnis bezüglich des Betreiberbegriffs in der Praxis gebildet, der einer Präzisierung bedurfte. Zudem beinhaltet die Neufassung eine Differenzierung der Pflichtenkreise Unternehmer- und Betreiberpflichten nach Adressat sowie die unabdingbaren Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ebenfalls wurde die Überarbeitung der GEFMA 310 „Vorschriften, Technikklauseln und Konformitätslevel im FM” vorgestellt, die mit der GEFMA 190 eng verzahnt ist.

 

Fazit

Das auch in diesem Jahr wieder sehr große Interesse an der Bundesfachtagung mit einer Vielzahl relevanter Themen, die angeregten Diskussionen während und zwischen den Vortragsblöcken sowie der Austausch der Teilnehmer sowohl untereinander als auch mit den Referenten, unterstreichen die Notwendigkeit der fortgesetzten Auseinandersetzung mit der Betreiberverantwortung und damit die Wichtigkeit der Tagung für die gesamte Branche.


 

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Ann-Kristin Kuhn

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