Erfolgreich investieren in der Türkei

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zuletzt aktualisiert am 9. September 2022 | Lesedauer ca. 3 Minuten


 

 

​​​Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage in der Türkei ein?

Die türkische Wirtschaft verzeichnet mit dem Wertverlust der Türkischen Lira sowie der Inflation einerseits und der konsumfreudigen, jungen Gesellschaft andererseits einen komplexen Verlauf. Im Jahr 2021 erlitt die Türkische Lira gegenüber dem Euro einen Wertverlust von knapp 40 Prozent und gegenüber dem US-Dollar von 44 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Die Inflationsrate ist 2021 auf 36,08 Prozent gestiegen und ist 2022 weiter am Steigen. Die Inflationsrate im August 2022 beträgt im Vergleich zum Vorjahr 80,21 Prozent. Der Leitzins der tür­ki­schen Zentralbank wurde im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozentpunkte auf 14 Prozent gesenkt. Das BIP ist 2021 auf 806,8 Milliarden USD gestiegen (2021: 719,92 Milliarden USD). Das BIP konnte sich damit nach pandemie­be­dingtem starkem Einbruch rasant erholen und ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 

 

Wie würden Sie das Investitionsklima in der Türkei beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die Türkei als ein Wachstumsland ist für ausländische Investoren weiterhin attraktiv und ist mit verschiedenen Branchen und Ressourcen breit aufgestellt. Die Investitionsentscheidung großer Konzerne in der Vergangenheit bestätigen das attraktive Investitionsklima in der Türkei.
 
Der Produktions- und Fertigungssektor mit Fahrzeugen, Kfz-Teilen und Maschinen als Vorreiter weist mit über­wie­gend ausländischen Herstellern und Joint Ventures große Kapazitäten und gute Erfahrungen aus. Überdies gelten die Branchen der Elektrotechnik, Haushaltsartikel und Konsumgüter als beliebte und profitable Investitionen. 
  
Beachtliches Investitionspotenzial bietet aufgrund der vorteilhaften geographischen Lage und des Klimas die noch vorwiegend unentdeckte Agrar- und Landwirtschaft sowie Saatgut bzw. Düngetechnik. 
 
Im Energiebereich bietet die Türkei gerade im Bereich der erneuerbaren Energien ein enormes Potential und gilt als großer Wachstumsmarkt.
 
Die Eisen- und Stahlindustrie neben weiteren Rohstoffen und Mineralien umfassen zusätzliches Entwicklungs- und Ausdehnungspotenzial. Gleiches gilt für die Bereiche Textilindustrie, Maschinenbau-, Chemie- und Dienst­leis­tungssektor und Logistik, den gesamten Hightech-Bereich, die Telekommunikationstechnologie und Elektronik. Zudem bietet die Türkei für den Fachkräftemangel im IT-Markt in Europa weitergehende Chancen. Durch Aus­wei­tung bestehender oder Etablierung neuer Standorte in der Türkei sowie kreative Recruiting Wege wird dem Fachkräftemangel effektiv entgegengewirkt. 

 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Türkei gegenüber?

Deutsche Unternehmen müssen sich v.a. folgenden Herausforderungen stellen:
  • dem Aufbau vertrauensvoller Partnerschaften,
  • rechtliche und steuerliche Aspekte,
  • politische Ungewissheit und
  • bürokratische Hürden.
 
Eine fachmännische Beratung im Vorfeld einer geplanten Investition ist stets zu empfehlen. 
 
Die hohe Inflation und die schwache Türkische Lira belasten insbesondere die auf den Binnenmarkt ausge­rich­te­ten Unternehmen. Den schwierigen Rahmenbedingungen des Binnenmarktes begegnete die Industrie mit einer Zunahme der Exporterlöse, der Währungsschwäche mit einer Erhöhung der lokalen Wertschöpfungstiefe.

 

Die Türkei verzeichnete als eines der wenigen Länder für das erste Pandemiejahr eine wachsende Wirtschaft. Wie nachhaltig ist der Erfolg?

Die Türkei erwies sich im Pandemiejahr als weitestgehend anpassungsfähig und reagierte auf die wandelnden Bedingungen der Wirtschaft mit schnellen Maßnahmen und Umstrukturierungen. Staatliche Förderungen durch Kredite mit günstigen Zinsen leisteten eine bedeutende Überbrückungshilfe für den privaten Sektor. Die stetige Ausweitung der Digitalisierung sowie die Einbindung in den Berufsalltag stellen ebenso einen relevanten Schlüssel zum Erfolg dar. Das große Potential qualifizierter und wettbewerbsfähiger Arbeitskräfte, eine gute Infrastruktur sowie die zentrale Lage zwischen Europa und Asien bilden weiterhin nachhaltige Wachstumsfaktoren. Die staat­liche Ausrichtung zur vermehrten Investition insbesondere in die regionale Produktions- bzw. Fertigungsindustrie wie auch in den Energie- und Umweltsektor (bspw. nachhaltige und erneuerbare Energien) weisen auf eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung hin.

 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Türkei weiterentwickeln?

Die rasche Anpassung an die Bedingungen und Folgen der Pandemie sowie die weiterhin wachsende Wirtschaft lassen den positiven Ausblick auf die Zukunft aufrechterhalten. Die mittel- bis langfristigen Chancen für Unter­nehmen sind weiterhin als gut einzuschätzen. Das Land hat im Vergleich zu Europa gute Wachstumsraten, eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung und vor allem auch unternehmerisch denkende Menschen. Maßnahmen gegen den gegenwärtigen Wertverlust der Türkischen Lira und der damit einhergehenden Inflation sind diverse Stabilisierungspakete unter anderem in Zusammenhang mit Verlusten aus Wechselkursschwankungen und der Förderung von Lira-Einlagen. 
 
Die türkische Wirtschaft kann in den kommenden Jahren kräftig wachsen und gleichzeitig die Inflation begrenzen. Es kommt nun darauf an, der Inflation und damit den Wechselkursschwankungen Einhalt zu bieten, die Leistungs­bilanz wieder auszugleichen und das Vertrauen der Investoren zu stärken.
 
Aufgrund diverser Krisenerfahrungen bringt die Türkei eine bestimmte Krisenfestigkeit und die damit einher­ge­hen­de Handlungs- und Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung mit sich. Dies ist ein bedeutender Unterschied zu anderen Ländern. 
 
Die Türkei bleibt als Bindeglied zwischen Ost und West konkurrenzfähig und ein wichtiger Wirtschaftspartner.

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Korhan Dengiz

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