Rechenzentrum als Mehrwertdienst für die Telekommunikationssparte

PrintMailRate-it

​veröffentlicht am 1. März 2018

 

Vor allem Stadtwerke und kommunale Versorgungsunternehmen, die bereits Gewerbekunden an ein Glasfasernetz anschließen, denken immer wieder über den Aufbau bzw. die Erweiterung eines Rechenzentrums und die externe Vermarktung nach. Da eine Vielzahl von Gewerbetreibernden zukünftig mit den steigenden Anforderungen durch Digitalisierung und EU-DSGVO sowie einer zunehmend veralteten eigenen IT-Infrastruktur konfrontiert ist, ergibt sich hier unter Umständen ein interessanter Nischenmarkt für Versorgungsunternehmen.

 

​Der Betrieb eines eigenen Rechenzentrums bzw. eigener Server ist für eine große Anzahl mittelständischer Unternehmen und Verwaltungseinrichtungen heute ein notwendiges Übel bei der Bewältigung des Alltagsgeschäftes.
 
Mit zunehmenden Anforderungen an Kapazität und Sicherheit wird das eigene Rechenzentrum insbesondere für klassische KMU zu einer nicht unerheblichen Belastung.
 
Aus Kapazitätsgründen oder aufgrund technischer Weiterentwicklungen ist dann die Frage zu klären, wie zukünftig mit der IT- und Serverhardware umzugehen sein wird. Insofern stehen dann Entscheidungen bzgl. Neubau, Modernisierung oder Outsourcing an.
 
Die Klimatechnik und Spannungsversorgung unternehmenseigener Rechenzentren wurde in der Vergangenheit oftmals in die Gebäudeplanung integriert, weshalb eine Kapazitätserweiterung dann nur unter erschwerten Bedingungen erfolgen kann. Auch die zur Verfügung stehende Fläche für Serverschränke ist regelmäßig begrenzt.
 
Zudem nehmen im Hinblick auf die Sicherheit die Anforderungen stetig zu. So ergeben sich aus der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) insbesondere bei der Speicherung personenbezogener Daten weitreichende Pflichten und Haftungsmechanismen für das KMU.
 
Letztendlich kann eine größere Datenmenge auch nur dann unternehmerisch sinnvoll, beispielsweise durch den Außendienst, genutzt werden, wenn das Rechenzentrum über einen hochbitratigen Anschluss mit der Außenwelt verbunden ist.
 

Positionierung regionaler Telekommunikationsunternehmen

Aus Sicht von Stadt- und Gemeindewerken könnte sich aus dem Serverbedarf von KMU ein interessanter Nischenmarkt ergeben.
Als lokaler Spezialist für Infrastruktur fällt Versorgungsunternehmen die Herstellung einer passiven Glasfaseranbindung oft nicht schwer.
 
Außerdem gehört für viele Versorger der Betrieb eines Rechenzentrums schon im Zuge der Netzbewirtschaftung zum Alltag. Dabei sollten schon aus Eigeninteresse sämtliche Vorkehrungen im Hinblick auf die Sicherheit und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben insbesondere auch im Hinblick auf die EU-DSGVO getroffen sein.
 
Mit der Einführung der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) ab dem Jahr 2018 werden die Vorgaben für Datenschutz in der gesamten EU noch weiter verschärft. So müssen sämtliche Organisationen, die Informationen von EU-Bürgern verarbeiten, nachweisen, dass sie die Pflichten zum Datenschutz gemäß EU-DSGVO vollumfänglich erfüllen. Sollten diese Pflichten nicht eingehalten werden, so können die Strafen Ausmaße von bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes erreichen. Dies dürfte sich zukünftig als eine zusätzliche Motivation für KMU und Verwaltungseinrichtungen bezüglich einer Auslagerung ihrer Daten in externe Rechenzentren herausstellen.
 
Aufgrund der räumlichen Nähe und einer häufig bereits bestehenden Kundenbeziehung zwischen lokalem Versorger und Gewerbetreibendem dürfte hier ein vergleichsweise guter Kundenzugang bestehen. Hinzu kommt die durchaus hohe Rechtssicherheit, die durch den Standort des Rechenzentrums in Deutschland gewährleistet wird.
 

Geschäftsmodell regionales Rechenzentrum

Im Wesentlichen bildet ein Rechenzentrum eine zentralisierte Lagerstätte, die Daten und Informationen speichern, verwalten und verarbeiten kann. Es ist somit ein datenverarbeitender Servicebetrieb, der Dienstleistungen für andere Unternehmen erbringt. Zur effizienten Bereitstellung dieser Dienstleistungen spielen beim optimalen Betrieb der technischen Infrastruktur eines Rechenzentrums unterschiedliche Bereiche eine wichtige Rolle. So sind neben der Breitbandanbindung und der IT-Hardware auch die Etablierung von Umgebungskontrollsystemen, die Stromversorgung und Sicherheitsmaßnahmen von Bedeutung.

Ausstattung Rechenzentrum

Abbildung 1 – Ausstattung und Organisation eines Rechenzentrum
 
 
Bezüglich der Leistungsfähigkeit sind insbesondere Unterschiede in der Systemtechnik, der Energie-Effizienz, der Datensicherheit oder auch der verwaltungstechnischen Organisation zu beobachten. Insbesondere die Verfügbarkeit des Rechenzentrums bzw. die Ausfallsicherheit ist aus Kundensicht von besonderer Bedeutung. Dahingehend werden Rechenzentren anhand der folgenden vier Qualitätsstufen unterteilt:

 

Qualitätsstufen Rechenzentrum
Abbildung 2 – Qualitätsstufen eines Rechenzentrums
 
Auf Grundlage der technischen Einrichtung können aus einem Rechenzentrum heraus verschiedene Produktgruppen vermarktet und angeboten werden.
 

Höheneinheiten

Das errichtete Rechenzentrum wird mit einer Reihe von Serverschränken (sog. Racks) ausgestattet, die den Kunden im Ganzen oder in Form von skalierbaren Höheneinheiten zur Anmietung zur Verfügung stehen. So ist es den Kunden möglich, einzelne Höheneinheiten oder ganze Server-Racks anzumieten und dort ihre eigenen Server zu betreiben.

 

Storage-Area-Network (SAN)

Ein SAN ist ein Datenspeicher-Netzwerk, das in der Lage ist, große Datenmengen zu speichern und zu bewegen. In einem SAN wird der gesamte Speicher zentral verwaltet und zu virtuellen Einheiten zusammengefasst. Der Zugriff auf den Speicher erfolgt über Server, die für die Verwaltung der Laufwerke zuständig sind. Kunden sind so in der Lage, Daten auf den Festplatten eines externen Rechenzentrums zu speichern.

 

Datensicherung (DaSi)

Kunden können unter Inanspruchnahme dieser Dienstleistung ihre Daten auf den Festplatten des Rechenzentrums für Backup-, Archivierungs- und Recoveryzwecke sichern.

 

Platform-as-a-Service (PaaS)

Hierbei handelt es sich um eine Dienstleistung, bei der es dem Kunden ermöglicht wird, auf der angebotenen Infrastruktur mittels Schnittstellen eigene Programme zu entwickeln und auszuführen. Der PaaS-Anbieter stellt hierzu Entwicklungsumgebungen in Form von Frameworks zur Verfügung, wobei er Vorgaben zu den zu verwendenden Programmiersprachen und Schnittstellen zu Datenspeichern, Netzwerken und Datenverarbeitungssystemen macht.

 

Software-as-a-Service (SaaS)

In diesem Produkt werden dem Kunden sowohl Infrastruktur als auch Software bereitgestellt. Der Anbieter übernimmt die Administration und Betreuung beider Komponenten und der Kunde agiert als reiner Anwender.

 

Managed Firewall

Bei dieser Dienstleistung übernimmt der Anbieter den Schutz des Unternehmensnetzwerkes vor Angriffen aus dem Netz. Die Managed Firewall überwacht den Datenverkehr und entscheidet anhand bestimmter Regeln, ob einzelne Datenpakete durch die Firewall durchgelassen werden oder nicht.

 

Fazit

Der Aufbau eines regionalen Rechenzentrums eignet sich vor allem für Stadtwerke und kommunale Versorgungsunternehmen, die bereits eine zumindest rudimentäre Glasfaserinfrastruktur aufgebaut haben. Ein großer Teil der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland dürfte in Zukunft aufgrund der Digitalisierung sowie einer zunehmend veralteten Infrastruktur der betriebseigenen Rechenzentren Umstrukturierungen bzw. Modernisierungen vornehmen müssen. Steigende Anforderungen an den Datenschutz im Rahmen der Einführung der EU-DSGVO sind ein weiterer Grund dafür, dass viele Unternehmen und Verwaltungseinrichtungen eine Auslagerung ihrer Daten in externe Rechenzentren favorisieren dürften, um somit potenzielle Haftungs- und Kostenrisiken zu vermeiden.

Kontakt

Contact Person Picture

Peer Welling

Diplom-Kaufmann

Partner

+49 911 9193 3718

Anfrage senden

Contact Person Picture

Benedikt Rohlmann

M. Sc. Nachhaltige Energieversorgung

Senior Associate

+49 221 9499 092 33

Anfrage senden

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu