Eigenkapital stärken – Zukunft sichern

PrintMailRate-it

​veröffentlicht am 21. September 2015

 

Energieversorgungsunternehmen stehen in den nächsten Jahren vor signifikanten Investitionen. Bei der Finanzierung müssen die Unternehmen auf einen ausgewogenen Mix von Eigen- und Fremdkapital achten. Allerdings ist die Eigenkapitalbasis in den letzten Jahren bei vielen Unternehmen gesunken und sollte zukünftig durch die Thesaurierung von Gewinnen gestärkt werden.

 

Ausgelöst durch den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2022 und die damit einhergehende Beschleunigung der von der Bundesregierung angestrebten Energiewende müssen Energieversorgungsunternehmen in den nächsten Jahren signifikante Investitionen bewältigen. Allein auf Ebene der Stromversorgungsnetze belaufen sich die auf die Energiewende zurückzuführenden Investitionskosten bis zum Jahr 2030 auf etwa 30 bis 40 Millarden Euro. Gleichzeitig hat sich die wirtschaftliche Situation vieler Energieversorgungsunternehmen in den letzten Jahren eingetrübt. Gründe hierfür sind u. a. ein zunehmender Wettbewerb im Strom- und Gasvertrieb, ein verschärfter Regulierungsrahmen mit steigendem Kostendruck bei Strom- und Gasversorgungsnetzen und ein schwieriges Marktumfeld im Erzeugungsbereich mit hohen Stillstandzeiten bei konventionellen Kraftwerken verbunden mit einem Verfall der Margen für den erzeugten Strom. Auf den Punkt gebracht bedeutet diese Gemengelage: Hoher Kapitalbedarf für notwendige Investitionsmaßnahmen einerseits bei gleichzeitig geringeren Gewinnen bzw. Cashflows andererseits.

 

Finanzierung auf dem Prüfstand

Dieses Spannungsfeld erfordert von den Entscheidungsträgern der Energieversorgungsunternehmen eine intensive Auseinandersetzung mit den zukünftigen Finanzierungsoptionen. In der Vergangenheit wurden viele Investitionsmaßnahmen mit einem hohen Anteil an Fremdkapital (Bankdarlehen) finanziert. In der Zukunft empfiehlt es sich, das Augenmerk auf eine Stärkung der Eigenfinanzierung zu richten. In diesem Kontext muss die bisher geübte Ausschüttungspraxis auf den Prüfstand gestellt werden. Eine von uns aktuell durchgeführte Analyse der Jahresabschlüsse von ca. 150 kleinen und mittleren Energieversorgungsunternehmen im Zeitraum 2010 bis 2013 zeigt eine mittlere Ausschüttungsquote von ca. 85 Prozent. Eine andere vorliegende Studie kommt auf Ausschüttungsquoten von über 90 Prozent. Nicht selten werden sogar 100 Prozent des Jahresgewinns an die Gesellschafter ausgeschüttet. Im Vergleich dazu zahlen börsennotierte Aktiengesellschaften in Deutschland nur ca. 45 Prozent ihres Gewinns als Dividende an die Aktionäre aus. Die hohe Ausschüttungsquote bei Energieversorgungsunternehmen ist sicher auf die angespannte finanzielle Lage vieler Kommunen zurückführen, die oftmals darauf angewiesen sind, mithilfe dieser Gewinne andere kommunale Aufgaben zu subventionieren.

 

Ausgewogener Finanzierungsmix

Auf der anderen Seite werden viele Kommunen nur dann nachhaltig an den Gewinnen ihrer kommunalen Energieversorgungsunternehmen partizipieren, wenn diese Unternehmen wirtschaftliche Chancen realisieren können und Investitionen auf ein tragfähiges finanzielles Fundament gestellt werden. Hierzu bedarf es eines ausgewogenen Finanzierungsverhältnisses. Unsere Analyse der Jahresabschlüsse im Zeitraum 2010 bis 2013 zeigt, dass die Finanzierungsbalance in diesem Zeitraum allerdings nicht immer gewahrt ist. Ein Anstieg des mittleren Verschuldungsgrades um ca. sechs Prozentpunkte in diesem Zeitraum ist Spiegelbild einer fremdkapitallastigen Finanzierung. Aber gerade auch im Hinblick auf zukünftige Fremdfinanzierungen bedarf es einer angemessenen Eigenkapitalquote. Kreditinstitute prüfen mittlerweile deutlich intensiver und kritischer die Darlehensanträge der Unternehmen – auch bei einer vollständig kommunalen Gesellschafterstruktur. Überwiegend fremdfinanzierte Investitionsmaßnahmen setzen zwangsläufig eine Abwärtsspirale aus steigender Verschuldung, niedrigerer Eigenkapitalquote, restriktiverer Kreditvergabe, höheren Fremdkapitalkosten und niedrigeren Gewinnen in Gang.
  

Strukturwandel finanzieren

Hohe Ausschüttungen sind generell ein Merkmal reifer Unternehmen in einem eingeschwungenen Zustand. Dieser Zustand war auch für die Energiebranche in der Vergangenheit kennzeichnend. Spätestens aber seit dem Jahr 2011 ist die Branche von dynamischen und strukturellen Veränderungen geprägt. Aus diesem Grund müssen die Geschäftsmodelle angepasst oder neu erfunden werden. Nur wenn dieser Strukturwandel in den kommenden Jahren von den Gesellschaftern mitfinanziert wird, können auch in der Zukunft attraktive Gewinnausschüttungen erwartet werden.

 

Contact Person Picture

Christoph Beer

Diplom-Betriebswirt (FH), Certified Valuation Analyst (CVA)

Partner

+49 911 9193 3600

Anfrage senden

Wir beraten Sie gern!

Befehle des Menübands überspringen
Zum Hauptinhalt wechseln
Deutschland Weltweit Search Menu