Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung erhöhen: Standardisierung und freiwillige Prüfungen

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Obwohl Nachhaltigkeits­berichte zunehmend an Relevanz gewinnen, wird ihre Glaubwürdigkeit regelmäßig kritisch diskutiert. Die mitunter fehlende Möglichkeit zur Quantifizierung weicher ökologischer und sozialer Faktoren sowie die in Ermangelung gesetzlicher Regelungen denkbare selektive Darstellung aus­schließlich vorteilhafter Aspekte, um ein positives Unternehmens­bild zu suggerieren (Greenwashing), stehen dabei im Zentrum der Kritik. Um die Glaub­würdigkeit der Nach­haltigkeits­bericht­erstattung zu erhöhen, gibt es jedoch verschiedene Optionen. 
 

Im Spannungsfeld von Information und Manipulation

Oftmals sehen sich Ersteller von Nachhaltigkeitsberichten von Seiten der Öffentlichkeit mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Berichterstattung aufgrund der weitgehenden Gestaltungsfreiheit eher als Imagebroschüre fungiere denn als glaubwürdiges Berichtsinstrument. Die unterstellte plakative Wirkung der Nachhaltigkeits­berichterstattung wurde in der Vergangenheit durch die Aufdeckung einiger Skandale und Verfehlungen berichterstattender Unternehmen zum Teil bestätigt.
     

Der Nutzung adäquater Instrumente zur Steigerung der Verlässlichkeit und Erhöhung der Glaubwürdigkeit der eigenen Nachhaltigkeits­berichterstattung kommt deshalb in der Praxis eine große Bedeutung zu. Anzuführen sind diesbezüglich v.a. eine weitgehende Standardisierung der Berichterstattung sowie die Durchführung von externen Prüfungen.
      

Standardisierung der Nachhaltigkeits­berichterstattung

Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Glaub­würdigkeit der bereitgestellten Informationen besteht in Form der Standardisierung der unternehmerischen Nachhaltigkeits­berichterstattung durch Verwendung international etablierter und anerkannter Rahmen­konzepte. Zu nennen sind hier insbesondere die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Diese fordern genau definierte Mindestangaben und zusätzliche Informationen zur Erstellung des Berichts sowie den damit verbundenen Entscheidungen und Einschätzungen des Unternehmens. Das gewährleistet eine ausgewogene, überprüfbare und vergleichbare Nachhaltigkeits­berichterstattung.
      

Selektiver Informationsbereitstellung wird des Weiteren entgegengewirkt, indem die für ein Unternehmen wesentlichen Aspekte der Nachhaltigkeits­berichterstattung auf Basis eines Stakeholder-Dialogs identifiziert werden. Er ist im Bericht schließlich transparent darzustellen und zu erläutern. Somit kann die Berichterstattung direkt an den Interessen und Erwartungen der Anspruchsgruppen ausgerichtet werden. 
      

Erhöhung der Glaubwürdigkeit durch (freiwillige) externe Prüfungen

Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit der bereitgestellten Informationen bietet die Vornahme externer Prüfungen, die sicherstellen, dass keine fehlenden oder falschen Angaben im Nachhaltigkeits­bericht enthalten sind. Da das Gros der Nachhaltigkeits­­berichterstattung derzeit der freiwilligen Unternehmenspublizität zurechnen ist, z.B. bei Veröffentlichung eines klassischen Nachhaltigkeits­berichts, ist eine externe Prüfung freiwillig. Sie wird jedoch, u.a. von der GRI, gleichsam empfohlen und von Unternehmen in zunehmendem Maße auch veranlasst. Ebenfalls ist eine Beschränkung auf die prüferische Durchsicht der Nachhaltigkeitsberichterstattung möglich.
      

Die Prüfung kann dabei von Wirtschafts­prüfungsgesellschaften, wissenschaftlichen Einrichtungen oder spezialisierten Zertifizierungs­organisationen vorgenommen werden. Für diese Zwecke wurden von Seiten der Wirtschaftsprüfer bereits verschiedene Standards entwickelt, die zu einer Vereinheitlichung der Prüfung beitragen sollen. Möglich ist aber auch eine kombinierte Prüfung bei der neben das Testat des Wirtschaftsprüfers eine zusätzliche Bescheinigung eines Experten für besonders komplexe Sachverhalte, z.B. im Hinblick auf bestimmte ökologische Einschätzungen, tritt.

 

Fazit

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um die Glaub­würdigkeit ihrer Nachhaltigkeits­berichterstattung zu erhöhen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Standardisierung der Bericht­erstattung durch Verwendung anerkannter Rahmenwerke und die externe Prüfung der Informationen. Letztere gewinnt sowohl national als auch international immer mehr an Bedeutung.
    

zuletzt aktualisiert am 30.11.2016

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