Erwarten wir von Interventionen der Tschechischen Zentralbank nicht zu viel? Wie wird sich die Tschechische Krone entwickeln?

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Die Tschechische Zentralbank wird für den abgeschwächten CZK/EUR-Wechselkurs bis Ende 2016 intervenieren. Da die Intervention erst in der ersten Hälfte 2017 aufgehoben werden sollte, wird  sie mehr als drei  Jahre lang dauern. Wir müssen nun die Frage beantworten, ob das Währungsrisiko nach einer längeren verhältnismäßig ruhigen Zeit nicht vergessen wird. ​
​Der Bankrat der Tschechischen Zentralbank hat im Februar die Entschlossenheit bekräftigt, für die Tschechische Krone durch den Einkauf der Krone und Verkauf von Euro weiterhin zu intervenieren, um den CZK/EUR-Wechselkurs  auf einem Niveau von rund 27 Kronen pro Euro zu halten. Der Umfang von notwendigen Interventionen wird logisch geheim gehalten. Welchem Druck die Tschechische Krone ausgesetzt ist, kann nur schwer festgestellt werden.  

Gegenüber den Signalen des Bankrats wurde entschieden, dass die Intervention erst in der ersten Hälfte 2017 aufgehoben wird. Es ist sicher, dass die Tschechische Krone bis Ende 2016 abgeschwächt bleibt - wenn sich die Präferenzen des Bankrats nach dem Wechsel von zwei von sieben Mitgliedern im Juli nicht ändern. Dies wird jedoch nicht erwartet, da die Zentralbank durch eine neue Währungsstrategie ihren Ruf verlieren könnte. 

In unserem Artikel werden nicht die Vor- und Nachteile der Intervention beurteilt. Dies ist auch nicht notwendig, da statistische Angaben über die Entwicklung des Wechselkurses wie erwartet beweisen, dass die Volatilität der Tschechischen Krone nach dem Beginn der Intervention, die den Wechselkurs von 27 CZK/EUR halten, gesunken ist und die Schwankungen des Wechselkurses vermindert wurden. ​

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Die Ruhe auf dem imaginären Schlachtfeld der Kurspolitik ist nur scheinbar und deutet auf bevorstehende umwälzende Ereignisse. Es ist durchaus möglich, dass nach der Aufhebung der Intervention starke Kursschwankungen eintreten. Die Überwindung der dadurch entstehenden Schwierigkeiten wird auch für erfahrene Finanzleiter eine große Herausforderung sein.

Welche Maßnahmen sind zu treffen? Zuerst sollte beurteilt werden, inwieweit Ihre Gesellschaft den Kursschwankungen ausgesetzt ist. Welche Bilanzposten reagieren empfindlich auf die Kursschwankungen? Wie hoch sind die Ein- und Verkäufe in Fremdwährung?

Die Wechselkursunsicherheit kann dadurch abgeschwächt werden, dass bei den Bilanzpositionen für eine Währungsparität gesorgt wird.  Dadurch lassen sich die Auswirkungen von Kursschwankungen ausgleichen; eine Position ist gewinn-, eine andere Position demgegenüber verlustbringend (Natural Hedging). Zu typischen Beispielen zählen Forderungen und Kreditverbindlichkeiten in derselben Währung oder die Einlösung von Fremdwährungsbeträgen und Forwards für den CZK-Ver­kauf, die zum Zeitpunkt der vereinnahmten Fremdwährungsbeträge vereinbart werden.

Natural Hedging

Die Wechselkursrisiken können am einfachsten eliminiert werden, wenn die Aktiv- und Passivposten in der Fremdwährung mit den Mittelflüssen korrespondieren. In einigen Branchen ist es üblich, dass die Abrechnung in Fremdwährung erfolgt - z.B. in der Automobilbranche werden oft nur die Löhne und Steuern in Kronen bezahlt. Auch die Developer, die ihre Darlehensverbindlichkeiten in EUR erfüllen, berechnen ihre Mieteinnahmen in EUR.

Die Optimierung von Fremdwährungsgeschäften mit Kunden, Lieferanten, Banken oder verbundenen  Unternehmen ist jedoch nicht grenzenlos. Viele Gesellschaften schaffen es einfach nicht, alle Kurrisiken durch das Natural Hedging abzudecken. Wie sich George W. Bush mal geäußert hat: „Die Mehrzahl unserer Importe stammt aus dem Ausland”. Zu solchen Gesellschaften zählen z.B. reine Importeuers, die die tschechischen Kleinhändler beliefern. Wie können diese Unternehmen ihre Währungsrisiken noch reduzieren?

Reale Absicherung durch Finanzinstrumente

Das Risikomanagement umfasst meistens derivative Finanzinstrumente. Typisch sind die Forwards, bei denen die Vermögenswerte zu einem bestimmten Preis und zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt gekauft bzw. verkauft werden, oder Futures bzw. Swaps, welche Termingeschäfte auf Währungspaare darstellen. Dabei vereinbaren zwei Geschäftspartner, zu einem fest vereinbarten künftigen Termin eine Währung gegen eine andere Währung zu tauschen, wobei der Tauschkurs schon beim Vertragsabschluss vereinbart wird. Einen anderen Schutz gegen Preisschwankungen stellen Optionen dar, die dem Käufer das Recht – aber nicht die Pflicht - geben, ein Optionsgeschäft abzuschließen (einige Optionsgeschäfte haben dieselben Eigenschaften wie z.B. die Währungsforwards).

Können die Währungsrisiken aus Mittelflüssen bzw. Aktiv- und Passivposten mit einer hinreichenden Sicherheit geschätzt werden, ist es möglich, sie mit einem derivativen Instrument abzudecken. Die Absicherung ist gebührenpflichtig oder wird durch die Vergütung der Bank für die Kursabsicherung abgedeckt.

Die Verträge über derivative Geschäfte sollten sorgfältig geprüft werden. Falsch abgeschätzte Zahlungsströme, nachteilige derivative Geschäfte oder Wahl eines komplexen Finanzinstrumentes, das nicht verständlich ist, erhöht das Risiko und führt im schlimmsten Fall zu einer reinen Währungsspekulation. Mit derivativen Geschäften muss man sorgfältig umgehen. Sie können die Risiken eliminieren, jedoch oft zu hohen Kosten. 

Hedge Accounting

Es bietet sich auch das Hedge Accounting. Durch das Cashflow Hedge erfolgt die Absicherung gegen die Schwankungen von Mittelflüssen. Ein bestimmter Vermögensgegenstand wird bestimmten Schulden gegenübergestellt, wodurch sich die Auswirkungen innerhalb des Geschäftsjahres ausgleichen. Da das Hedge Accounting auch steuerrechtlich zulässig ist, ermöglicht es auch die Steueroptimierung.

Die Beurteilung und Auswertung von Annahmen, die Erstellung von Unterlagen, retrospektive und prospektive Prüfungen, die beim Hedge Accounting unerlässlich sind, sind für die meisten Gesellschaften zu kompliziert. Da die potentiellen Risiken nicht niedrig sind, ist es empfehlenswert, mit dieser Aufgabe einen externen Fachmann zu beauftragen.  
 

Bilanzierungspolitik für Wechselkurse

Die Gesellschaften dürfen im gesetzlichen Umfang ihre Bilanzierungspolitik gestalten. Kurzfristig werden dadurch ausgewählte Gewinn- und Verlustrechnungsposten optimiert. Nach einigen Monaten oder Jahren kann sich aber zeigen, dass die Lösung doch nicht vorteilhaft war. Mit Ausnahme von einigen Geschäften, die z.B. die Vermögensgegenstände und Schulden betreffen (und allgemein Bilanzposten, die die Gewinn- und Verlustrechnung in mehreren Geschäftsjahren beeinflussen), führen die bilanzpolitischen Maßnahmen nur zu einer anders strukturierten GuV. 

Fazit

Durch die fortgeführte Intervention der Tschechischen Zentralbank ist während des Jahres 2016 eine relativ stabile Entwicklung des CZK/EUR-Wechselkurses zu erwarten. Es lohnt sich jedoch, die Maßnahmen und Entscheidungen der Tschechischen Zentralbank auszuwerten. Die unsichere Entwicklung des Wechselkurses wird die Pläne für das Jahr 2017 erschweren. Sollten Ihrer Gesellschaft die Kursschwankungen drohen, empfehlen wir Ihnen, die Kursrisiken abzusichern. ​

Kontakt

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Ivan Brož

Auditor (Tschechische Rep.)

Partner

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