Stärkere Bande knüpfen: Das bahnbrechende Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und Indien und seine wirtschaftlichen Auswirkungen

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​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​veröffentlicht am 12. Mai 2025 | Lesedauer ca. 3​ Minuten


D​as Vereinigte Königreich und Indien haben am 6. Mai 2025 ein wegweisendes Freihandelsabkommen (FTA) geschlossen, das einen wichtigen Meilenstein in ihren bilateralen Beziehungen darstellt. Dieses Abkommen wird voraussichtlich tiefgreifende wirtschaftliche Auswirkungen für beide Länder haben. Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte.​

Hintergrund und Kontext​

Das Vereinigte Königreich und Indien haben eine langjährige Beziehung, die durch historische Bindungen und eine große indische Diaspora im Vereinigten Königreich untermauert wird. Diese Beziehung hat sich zu einer soliden Wirtschaftspartnerschaft entwickelt, mit einem bilateralen Handelsvolumen von 43 Milliarden Pfund im Jahr 2024. Die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen, die im Januar 2022 begannen, standen vor mehreren Herausforderungen, darunter politische Veränderungen im Vereinigten Königreich und globale wirtschaftliche Unsicherheiten. Beide Länder waren jedoch entschlossen, ein Abkommen zu erzielen, das ihren Volkswirtschaften zugutekommt und ihre strategische Partnerschaft stärkt.

​​Die wichtigsten Bestimmungen des Freihandelsabkommens ​

Zollsenkungen​

Das Abkommen sieht erhebliche Zollsenkungen für eine breite Palette von Waren vor. Indien wird die Einfuhrzölle für britische Waren schrittweise senken, wodurch die meisten Waren innerhalb eines Jahrzehnts vollständig zollfrei sein werden. Das Vereinigte Königreich wird von reduzierten Zöllen auf Produkte wie Whisky, hochwertige Fertigungsteile und Lebensmittel wie Lammfleisch, Lachs, Schokolade und Kekse profitieren. Besonders erwähnenswert ist die Halbierung der Zölle auf Whisky und Gin von 150 % auf 75 %, bevor sie bis zum zehnten Jahr des Abkommens auf 40 % gesenkt werden, Die Zölle auf Kraftfahrzeuge sollen im Rahmen von Mengen-Quoten von über 100 % auf 10 % sinken. 

Auch Indien wird von den Zollsenkungen profitieren, wenn die UK-Zölle auf Waren wie Kleidung und Schuhe, Lebensmittel einschließlich gefrorener Garnelen, Schmuck und Edelsteine sowie einiger Autos reduziert werden.


Nicht-monetäre Erleichterungen

Das Abkommen zielt zudem darauf ab, nicht-monetäre Handelsbarrieren abzubauen. Es enthält Bestimmungen zur Vereinfachung von Zollverfahren, Förderung der Investitionsströme zwischen den beiden Ländern. Im Dienstleistungssektor, insbesondere bei IT- und Finanzdienstleistungen, wird es zu einer verstärkten Zusammenarbeit und zum Abbau von Hemmnissen kommen, was beiden Volkswirtschaften zugute kommt.
Rechte an geistigem Eigentum sollen besser geschützt und eine Durchsetzung für die auf beiden Märkten tätigen Unternehmen gewährleistet werden. Ebenfalls ein Schwerpunkt ist der digitale Handel, mit Maßnahmen zur Förderung des elektronischen Handels und des Datenschutzes.

Einwanderungsregelungen​

Entgegen der Bemühungen Indiens um eine erleichterte Einwanderung für Fachkräfte und Studenten, enthält das   Handelsabkommen keine Änderung der Einwanderungspolitik des Vereinigten Königreiches. Allerdings sieht das Abkommen eine dreijährige Befreiung von der Sozialversicherungspflicht für indische Arbeitnehmer vor, die mit einem Kurzzeitvisum im Vereinigten Königreich arbeiten. Dies soll es Menschen mit bestimmten Qualifikationen erleichtern, vorübergehend im Vereinigten Königreich für Unternehmen zu arbeiten, die in beiden Ländern vertreten sind.

Wirtschaftliche Auswirkungen​

Das Freihandelsabkommen soll den bilateralen Handel langfristig um 25,5 Milliarden Pfund jährlich steigern. Dieses Wachstum soll durch die sich ergänzenden Charaktere der beiden Volkswirtschaften und das rasche Wirtschaftswachstum Indiens angetrieben werden. Das BIP des Vereinigten Königreichs wird voraussichtlich um 4,8 Milliarden Pfund steigen, während das Lohnvolumen um 2,2 Milliarden Pfund pro Jahr zunehmen soll.

Strategische Bedeutung​

Das Freihandelsabkommen spiegelt das Engagement beider Länderwider, ihre wirtschaftlichen Stärken zu nutzen und das gegenseitige Wachstum zu fördern. Das Abkommen wird als strategischer Schritt für das Vereinigte Königreich nach dem Brexit gesehen, da es seine Fähigkeit unter Beweis stellt, eigenständig bedeutende Handelsabkommen zu schließen.

Das Abkommen positioniert beide Länder als wichtige Akteure in der globalen Handelslandschaft, insbesondere vor dem Hintergrund der sich verändernden wirtschaftlichen Machtdynamik. Es schafft auch einen Präzedenzfall für Indiens Ansatz bei Handelsverhandlungen mit anderen großen Volkswirtschaften, einschließlich der USA und der EU.

Zudem zeigt es, dass Staaten unter Einfluss der aktuellen Tarifpolitik der USA mit Nachdruck und erfolgreichen alternative Handelsruten stärken und so eine erhöhte Unabhängigkeit anstreben.
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