Erfolgreich investieren in der Slowakei

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​​​​​zuletzt aktualisiert am 23. Juli 2025 | Lesedauer ca. 4 Minuten

 

    

   

​​Wie schät­zen Sie die der­zei­ti­ge wirt­schaft­li­che La­ge in der Slo­wa­kei ein?

Trotz anhaltender Unsicherheiten aufgrund globaler und nationaler Herausforderungen wird für die slowakische Wirtschaft auch für das Jahr 2025 ein Wachstum prognostiziert. Das reale BIP-Wachstum dürfte mit 2,1 Prozent leicht unter dem Wert von 2,3 Prozent im Jahr 2024 liegen, was vor allem auf Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung, darunter Steuererhöhungen und Kürzungen der öffentlichen Ausgaben, zurückzuführen ist. Dennoch dürften der nachlassende Inflationsdruck und steigende Reallöhne den privaten Konsum stützen und damit die Binnennachfrage aufrechterhalten.

Nach einem Höchststand im Jahr 2023 dürfte die Inflation in 2025 auf etwa 5,1 Prozent zurückgehen, da sich die Energiepreise stabilisieren und das Lohnwachstum anhält. Die Abschaffung staatlicher Energiesubventionen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 23 Prozent tragen jedoch zu einem anhaltenden Preisdruck bei. Die inländischen Produktionskosten sind dank eines im Vergleich zu den Vorjahren günstigeren Energiemarktes relativ stabil geblieben.

Der wichtigste Motor des Wirtschaftswachstums bleibt die Absorption von EU-Mitteln, die weiterhin öffentliche Investitionen und Infrastruktur finanzieren. Auf außenwirtschaftlicher Ebene wird die Exportleistung der Slowakei durch nachlassende Lieferkettenstörungen und niedrigere Rohstoffpreise gestützt, wobei die schwächere Nachfrage wichtiger Handelspartner wie Deutschland die Zuwächse jedoch dämpfen könnte.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Arbeitslosigkeit auf ein historisches Tief von 5,3 Prozent gesunken. Der demografische Rückgang schränkt jedoch das Arbeitskräfteangebot ein, sodass insbesondere der Produktions- und Dienstleistungsbranche verstärkt auf ausländische Arbeitskräfte zurückgegriffen wird, um den Arbeitskräftebedarf zu decken. Angesichts des anhaltend angespannten Arbeitsmarktes wird erwartet, dass die Slowakei weiterhin ausländische Arbeitskräfte integrieren wird, um die Wirtschaftstätigkeit zu stützen.

Die geopolitischen Konflikte sind die größten Bedrohungen der kommenden Monate. Langfristig werden es auch die Risiken der Cybersicherheit und der Klimawandel sein. Die Unternehmen müssen sich auf die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) vorbereiten, die in den nächsten Jahren zuzunehmen scheint.

Wie würden Sie das Investitionsklima in der Slowakei beschreiben? Welche Branchen bergen großes Potenzial?

Die Slowakei bleibt auch im Jahr 2025 eines der attraktivsten Investitionsziele in Mitteleuropa. Hunderte von prominenten Investoren (auch aus Deutschland) haben die Slowakei als geeigneten Standort v.a. für die Automobilindustrie ausgewählt. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und neuer globaler Handelsentwicklungen – wie den nach der US-Präsidentschaftswahl 2024 eingeführten Zollanpassungen – bleibt das Investitionsklima in der Slowakei stabil und wettbewerbsfähig. 

Zu den Hauptfaktoren, die Investoren in die Slowakei locken, gehören:
  • das stabiles und investorenfreundliches Umfeld;
  • die zentrale geografische Lage innerhalb der EU;
  • das Wirtschaftswachstum;
  • der Euro als offizielle Währung;
  • die fortschreitende Digitalisierung und Infrastrukturentwicklung;
  • die qualifizierten und produktiven Arbeitskräfte;
  • die hohe Produktivität.

Obwohl sich die Weltwirtschaft aktuell durch protektionistische Tendenzen (u.a. höhere US-Zölle auf europäische Industriegüter) verändert, profitiert die Slowakei weiterhin von ihrer engen Einbindung in den EU-Binnenmarkt und von stabilen Handelsbeziehungen innerhalb Europas. 

Die Regierung plant zudem steuerliche und strukturelle Maßnahmen zur weiteren Ankurbelung der Inlandsnachfrage und zur Unterstützung von Schlüsselindustrien. Zu den Industriezweigen, die sich schon seit Langem am dynamischsten entwickeln, gehören der Maschinenbau, die Elektroindustrie und natürlich die Automobilindustrie.  
 

Welchen Herausforderungen steht ein deutscher Unternehmer beim Engagement in der Slowakei gegenüber?

Die politische Lage in der Slowakei gilt auch im Jahr 2025 insgesamt als stabil, wenngleich die innenpolitische Debatte in der letzten Zeit intensiver geworden ist. Die Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2024, bei der sich ein konservativer Kandidat durchgesetzt hat, brachte gewisse Veränderungen im politischen Klima mit sich – etwa in der Rhetorik gegenüber EU-Institutionen und der Ausrichtung einzelner Reformvorhaben. Dennoch bewerten internationale Agenturen die Slowakei weiterhin als eines der sichersten und politisch stabilsten Länder in Mittel- und Osteuropa. Die Risiken in Bezug auf politische Unruhen, Eingriffe ins Privateigentum oder Währungsrisiken sind weiterhin gering.

Bereits vor der Aufnahme der Geschäftstätigkeit in der Slowakei sollte berücksichtigt werden, dass sich die slowakische Gesetzgebung in einigen Bereichen vom deutschen System teilweise unterscheidet (z.B. Arbeitsrecht). Zudem sind in der Slowakei relativ häufige Änderungen der steuerlichen und rechtlichen Vorschriften zu beobachten (im Vergleich zu Deutschland). 

Die seit Jahren sehr niedrige Arbeitslosenquote stellt in der Slowakei eine der größten Herausforderungen überhaupt dar. Darüber hinaus hat der jahrelange Kampf der Arbeitgeber um qualifizierte Arbeitskräfte teilweise zu einem Anstieg der Lohnkosten geführt. 

Welche Bedeutung hat Deutschland für die Slowakei?

Deutschland bleibt auch 2025 der wichtigste wirtschaftliche Partner der Slowakei. Rund 2.400 Unternehmen mit direkter oder indirekter deutscher Kapitalbeteiligung sind derzeit auf dem slowakischen Markt aktiv. Viele davon zählen zu den größten Arbeitgebern und haben entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der slowakischen Industrie, insbesondere in der Automobil- und Maschinenbaubranche.

Die Slowakei erwirtschaftet weiterhin einen Handelsüberschuss mit Deutschland, trotz der leicht gebremsten Dynamik durch neue US-Zölle und veränderte globale Lieferketten. Investitionen in Erneuerbare Energien, Wärmepumpentechnologie und Batterieproduktion gewinnen zunehmend an Bedeutung. 

Wie wird sich aus Ihrer Sicht die Slowakei weiterentwickeln?

Die Slowakei wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren ein attraktiver Standort für Investitionen bleiben.

Die Fähigkeit des Landes, sich schnell an neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen und technologische Trends anzupassen, ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Es ist zu erwarten, dass sich das seit Jahren anhaltende Wirtschaftswachstum fortsetzen wird, wenn auch wahrscheinlich nicht mit der gleichen Dynamik und im gleichen Umfang wie bisher. 
Für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung werden jedoch strukturelle Reformen notwendig sein:
  • Verbesserung des Bildungssystems mit stärkerem Fokus auf praxisnahe Ausbildung und Digitalisierung;
  • Abbau regionaler Unterschiede und Investitionen in benachteiligte Regionen;
  • Effizienzsteigerung der öffentlichen Verwaltung und Rechtssicherheit;
  • gezielte Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation.

Die slowakische Wirtschaft dürfte auch durch die fortlaufende Nutzung von EU-Fonds neuen Auftrieb erhalten.

Kontakt

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Michal Kujan

Attorney at Law (Slowakei)

+421 2 5720 0461

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