Klima- und Hochwasserschutz in NRW – Bedeutung für die Wasserversorger

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veröffentlicht am 28. Januar 2022

 

Hitzewellen, Wasserknappheit, Starkregen und Hochwasser – Schlagworte, die in aller Munde sind. Neben den extremen Trockenjahren 2003 und 2018 gab es in verschiedensten Regionen Nordrhein-Westfalens in den letzten zehn Jahren auch eine Reihe starker Unwetter mit schweren Folgen. So hatten und haben neben den zuletzt im Juli 2021 zahlreichen betroffenen Gebieten im Bergischen Land und der Eifel auch Münster, Wachtberg, Bonn-Bad Godesberg, Düsseldorf und Wuppertal mit den Folgen von Starkregen und Hochwasser zu kämpfen. 

 

Wenngleich Extremwetterereignisse schon immer vorkamen, haben sich diese in den letzten zehn Jahren deutlich gehäuft. Unter der Annahme unumkehrbarer klimatischer Veränderungen werden atypisch trockene Sommer und Starkregenereignisse aller Voraussicht nach noch zunehmen.1 Folgt man dem jüngsten Bericht der IPCC, ist damit zu rechnen, dass bereits zehn Jahre früher als bislang prognostiziert – nämlich im Jahr 2030 – eine Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius droht.2

 

Klima- und Hochwasserschutz nimmt deshalb in den letzten Jahren eine zentrale Rolle in der Bundes- und Landespolitik ein. In Nordrhein-Westfalen wurde etwa bereits in der vergangenen Legislaturperiode das Handlungskonzept Starkregen erarbeitet oder Hochwassergefahren- und risikokarten erstellt. Die Ereignisse im Sommer 2021 haben jedoch deutlich gemacht, dass die bisherigen Maßnahmen vielerorts nicht ausreichen. Deshalb wurde die Landesregierung mit der Drucksache 17/14892 vom 24.08.2021 aufgefordert,

  1. den Wiederaufbau vorsorgend zu gestalten,
  2. der Natur wieder mehr Raum zu geben,
  3. Kommunen nachhaltig zu entwickeln,
  4. das Hochwasser- und Starkregenrisikomanagement zu verbessern,
  5. den technischen Hochwasserschutz und das Talsperren-Management anzupassen und zu erweitern und
  6. für den Ernstfall vorzusorgen.3

Hierzu gab es im Dezember 2021 eine gemeinsame Anhörung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz und für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen, in denen vor allem Talsperren als ein wichtiges Element identifiziert wurden, um Hochwasserschutz zu betreiben.4

 

Doch was bedeutet das für die Wasserversorgung in Nordrhein-Westfalen?

Nordrhein-Westfalen gehört zu den Bundesländern mit den meisten Stauanlagen, vor allem mit den meisten Talsperren. Diese dienen in erster Linie der Trinkwasserversorgung, aber eben auch der Regulierung des Wasserstandes im Fluss und natürlich dem Hochwasserschutz. Eigentümer und Betreiber der Anlagen ist nicht das Land, sondern überwiegend die Wasserverbände und Stadtwerke.5

 

Nun stehen ebendiese vor der Herausforderung, die verschiedenen Zwecke zu vereinen. Will man für Hitzesommer vorsorgen, d. h. möglichst viel Wasser im Sommer bevorraten, so muss die Leerraumkapazität für den Hochwasserschutz im Sommer klein gehalten werden. Der Hochwasserschutz kann jedoch nur gewährleistet werden, wenn die Leerraumkapazität genutzt wird. Bis vor etwa zwei Dekaden war diese Gegenläufigkeit kein Problem, denn lang anhaltende Starkniederschläge kamen im Sommer nur selten vor.6

 

Die durch den Klimawandel inzwischen jedoch häufiger auftretenden Großwetterereignisse können zu stationären Dauerniederschlägen führen, die ganze Flusseinzugsgebiete betreffen. Derzeit kommt ein solches Unwetter hierzulande im Schnitt an neun bis 15 Tagen im Jahr vor. Die Häufigkeit ihres Auftretens wird laut DWD bis zum Jahr 2100 jedoch noch einmal um etwa 20 Prozent steigen. Die Betreiber der Talsperren wiederum verweisen darauf, dass sie bei den im Sommer üblicherweise hohen Füllständen der Talsperren mindestens einen Vorlauf von fünf Tagen benötigen, um ausreichend Stauraum zu schaffen.7 

 

Eine örtlich präzise Vorhersage ist mit fünf Tagen Vorlauf jedoch kaum möglich. Es darf daher mit Spannung erwartet werden, welche Lösungsvorschläge hier zwischen den Beteiligten erarbeitet werden, um sowohl die Anpassung des Hochwasserschutzes an die veränderten Verhältnisse als auch den Versorgungsunternehmen, deren Talsperren oftmals Teil eines integrierten Hochwassermanagements sind, gerecht zu werden. Wir halten Sie diesbezüglich auf dem Laufenden!

 

 

1 Fürst, Daria (BDEW): Interview Karsten Schwanke: „Niemand kann den Klimawandel leugnen“. Im Gespräch mit dem TV-Meteorologen Karsten Schwanke, 24.01.2022; www.bdew.de/online-magazin-zweitausend50/schwerpunkt-stadt-land-fluss/interview-karsten-schwanke/; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
2 ipcc Deutsche Koordinierungsstelle: Der sechste Berichtszyklus des Weltklimarats IPCC; De-IPCC_Flyer_Der_sechste_Berichtszyklus_des_IPCC.pdf; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
3 Landtag Nordrhein-Westfalen, 17. Wahlperiode: Drucksache 17/14892 vom 24.08.2021; https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-14892.pdf; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
4 Landtag Nordrhein-Westfalen, 17. Wahlperiode: Ausschussprotokoll 17/1652 vom 01.12.2021; https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA17-1652.pdf; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
5 Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Talsperren und Stauanlagen; https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-wasser/gewaesser/talsperren-und-stauanlagen; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
6 Luhmann, Hans-Jochen: Hochwasserschutz: Dilemma der Talsperren. Wirtschaftsdienst 101, 670 (2021). https://doi.org/10.1007/s10273-021-2993-3; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
7 Ebenda.
 
8 Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Talsperren und Stauanlagen; https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-wasser/gewaesser/talsperren-und-stauanlagen; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.
 
9 Deutsches Talsperrenkomitee e. V.: Talsperren in Deutschland; https://www.talsperrenkomitee.de/de/talsperren-in-deutschland.html; zuletzt aufgerufen am 25.01.2022.

 

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Tina Wiedebusch

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