Die VDI-Richtlinie 4062-1 (E): Eine Orientierungshilfe für Evakuierungskonzepte

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​veröffentlicht am 2. Mai 2025



​Die aktualisierte VDI 4062-1 (E), die als Entwurf im Dezember 2024 veröffentlicht wurde und gegen die man bis zum 28.2.2025 Einspruch einlegen konnte, bietet eine Grundlage für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen zur Erstellung und Umsetzung effizienter Evakuierungskonzepte. Die Richtlinie adressiert eine branchenübergreifende Herausforderung: Gefahren wie Brände, Explosionen, der Austritt gefährlicher Stoffe oder Naturereignisse können unerwartet eintreten und bestehende Sicherheitsmaßnahmen überfordern. In solchen Fällen ist eine schnelle und geordnete Evakuierung unerlässlich. Erfolgreiche Evakuierungen setzen durchdachte Konzepte, gezielte Lösungen und regelmäßige Überprüfungen voraus. Die Richtlinie kann Verantwortliche dabei unterstützen, klare Strukturen und Abläufe unter Berücksichtigung baulicher, organisatorischer und technischer Maßnahmen zu entwickeln, um die Sicherheit aller Personen, nicht nur Betriebsangehöriger, sondern auch von Kunden und Fremdfirmenangehörigen, zu gewährleisten. Sie deckt dabei eine Vielzahl von Szenarien ab, von alltäglichen Betriebszuständen bis hin zu Sonderveranstaltungen.


Evakuierungskriterien und Maßnahmen

​Die Evakuierungskriterien sind individuell für jedes Unternehmen festzulegen. Dazu zählt auch, zu bestimmen, wann – je nach Situation – ein sicherer Bereich (wie eine innere oder äußere Sammelstelle) genutzt werden sollte. Dies gilt gleichermaßen für den Fall einer Teilevakuierung. Darüber hinaus sollten Maßnahmen im Konzept beschrieben werden, die während einer Übung Produktionsunterbrechungen vermeiden.

Für reale Ereignisse ist laut der Richtlinie die Aufstellung eines gesonderten Konzeptes erforderlich, um einen sicheren Zustand herzustellen, ohne dabei zusätzliche Gefahren zu schaffen. Schließlich sind auch die Vorgaben aus dem Arbeitsschutz und anderen relevanten Vorschriften für die Planung des Evakuierungskonzepts mit einzubeziehen.

Die Bedeutung der Bestandsaufnahme

Die Erstellung eines Evakuierungskonzepts beginnt gemäß der VDI mit einer Bestandsaufnahme der Gegebenheiten. Dabei werden alle relevanten Unterlagen, wie bestehende Gefährdungsbeurteilungen, herangezogen, um mögliche Risiken für Personen im Gebäude zu identifizieren. Zu den Gefährdungen können beispielsweise Brände oder gefährliche Stoffe zählen. Außerdem sollten die Anzahl der betroffenen Personen, die Entwicklung der Risiken sowie zeitliche Faktoren – etwa für die Gefahrenerkennung und das Eingreifen von Feuerwehr und Rettungskräften – berücksichtigt werden. Auch die Bedingungen angrenzender Grundstücke sind dabei einzubeziehen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Analyse der verbleibenden Zeit nach der Alarmierung, die Personen benötigen, um einen sicheren Bereich oder eine Sammelstelle zu erreichen. Diese Zeiten sollten unter normalen Betriebsbedingungen berechnet werden. Sollte die verfügbare Zeit zur Selbstrettung nicht ausreichen, sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Für den Erfolg des Evakuierungskonzepts ist weiterhin entscheidend, dass die betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation berücksichtigt wird. Zudem hat die Unternehmensleitung Verantwortliche zu benennen, die die Evakuierung koordinieren und, falls erforderlich, unterstützendes Personal mit klar definierten Aufgaben einbeziehen.

Praktische Umsetzung

​Das zentrale Ziel eines Evakuierungskonzepts besteht darin, das Leben aller Personen in einem Gebäude zu schützen, besonders dann, wenn bestehende Schutzmaßnahmen unzureichend sind oder nicht wirksam greifen. Eine erfolgreiche Evakuierung erfordert, dass alle betroffenen Personen den Gefahrenbereich rechtzeitig verlassen, bevor die jeweilige Gefahr auf sie einwirken kann. Um sicherzustellen, dass das Konzept in der Praxis funktioniert, sollte dessen Effektivität regelmäßig überprüft werden. Die VDI 4062-1 (E) bietet hierbei ebenfalls eine Unterstützung, indem sie Empfehlungen für die Durchführung von Evakuierungsübungen entsprechend dem Konzept bereitstellt. Sie gibt Anleitungen, wie solche Übungen sicher und effizient umgesetzt werden können, um potenzielle Risiken zu minimieren und die Beteiligten auf den Ernstfall vorzubereiten. Darüber hinaus empfiehlt die VDI, dass eine Nachbearbeitung der Übung, bei der die Ereignisse dokumentiert und analysiert werden, rechtzeitig zu erfolgen hat, um schnellstmöglich auf aufgetretene schwerwiegende Probleme reagieren zu können. Erkanntes Verbesserungspotenzial sollte gezielt in das Evakuierungskonzept und in die dafür notwendigen Unterweisungen aufgenommen werden. Die regelmäßige Überprüfung und die Anpassung des Konzepts stellen sicher, dass ein hoher Sicherheitsstandard gewährleistet bleibt und auch zukünftige Herausforderungen effektiv gemeistert werden können.

Fazit

​Die VDI 4062-1 (E) stellt eine umfassende Grundlage dar, die Unternehmen und öffentliche Einrichtungen dabei unterstützen kann, individuelle und effiziente Evakuierungskonzepte zu entwickeln. Ihre Empfehlungen bieten eine Orientierung für die Planung und Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen, um die Rettung von Menschenleben zu gewährleisten.


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