Modellstädte gegen kostenlosen ÖPNV

veröffentlicht am 7. März 2018

​Alle fünf auserkorenen Modellstädte äußerten sich gegen die Erprobung eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs. Völlig unverhofft meldet sich nun die Stadt Kiel und möchte zur sechsten Modellstadt werden.

Bis Mitte März wollen die fünf bisherigen Modellstädte nun Vorschläge zur Verbesserung der Luftqualität in Innenstädten beim Umweltministerium vorstellen. Hintergrund die drohende Klage aus Brüssel, da derzeit 28 Städte und Regionen in Deutschland die Grenzwerte der Luftqualität überschreiten. Die Bundesregierung hatte im Zuge dessen Mitte Februar in einem Brief an die EU-Kommission den konkreten Vorschlag zur Erprobung eines kostenlosen ÖPNV in den fünf Modellstädten Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim formuliert. Kiel wurde nicht zur Modellstadt ausgewählt, zeigt sich im Gegensatz zu jenen jedoch begeistert vom Vorschlag der Bundesregierung und möchte nun als Modellstadt in dem Vorhaben berücksichtigt werden.

Bewertung für die Praxis

Die erste Verwunderung ist verflogen. Die fünf Modellstädte wollen zwar keinen fahrscheinlosen ÖPNV einführen (siehe dazu den Beitrag „Fahrscheinlos gegen den Feinstaub” aus der Ausgabe 04/2018 Kompass Mobilität), sie bleiben gleichwohl weiterhin Modellstädte wider Willen. Wie kam es zu dieser Auswahl und dem unfreiwilligen Modellcharakter? In den fünf Städten werden die Grenzwerte nur geringfügig überschritten. Die Erfolgschancen von Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte sind daher hier besonders hoch. Liefern die fünf Städte nicht, verliert die Bundesregierung weiterhin an Glaubwürdigkeit und die Kommission voraussichtlich die Geduld. Für die übrigen 23 Städte werden die Vorschläge keinen Modellcharakter haben, von ihnen werden weiterreichende Maßnahmen zu fordern sein.