Strukturierte Prozesse – Erfolgsfaktor Ihrer FTTH-Journey

Die erfolgreiche Umsetzung von Fiber to the Home (FTTH) Projekten stellt für die meisten Telekommunikationsunternehmen eine der zentralen Aufgaben und gleichzeitig größten Herausforderungen im Ausbau der digitalen Infrastruktur dar. Diese Projekte sind nicht nur aufgrund ihrer technischen Komplexität anspruchsvoll, sondern auch wegen der Vielzahl an beteiligten Stakeholdern, rechtlichen Rahmenbedingungen und der Notwendigkeit, wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu finden. Eine strukturierte Prozessgestaltung spielt dabei eine entscheidende Rolle für den Erfolg.

Telekommunikationsgroßprojekte orientieren sich in der Regel entlang der FTTH-Journey mit den fünf wesentlichen Phasen: Ausbauvorbereitung, Netzbau, Hausanschluss- und Produktvertrieb, Netzbetrieb sowie Dienstangebot. Letztere stellen weniger abschließende Phasen dar, sondern vielmehr unterschiedliche Wertschöpfungsstufen von Geschäftsmodellen, die parallel verlaufen können.

Jeder Phase der FTTH-Journey unterstehen zahlreiche Prozesse, deren grundlegende Aufgabenstellungen wie folgt zusammengefasst werden können:

Abbildung 1: Wesentliche Aufgabenstellungen Geschäftsprozesse

Die zentrale Bedeutung einer sorgfältigen und strukturierten Prozessgestaltung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie bildet das Rückgrat für die effiziente Umsetzung von FTTH-Projekten. Professionelles Prozessmanagement, gekoppelt mit umfassendem Projektmanagement, sichert nicht nur die erfolgreiche Realisierung dieser komplexen Vorhaben, sondern gewährleistet auch deren Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.

​Abbildung 2: Idealstruktur Regelprozesse

Die Entwicklung von Regelprozessen in den einzelnen Phasen der FTTH-Journey bildet das Fundament eines jeden Projekts. Diese Regelprozesse, gegliedert in spezifische Teilprozesse, sollten einer Idealstruktur, wie in Abbildung 2 dargestellt, folgen – vom Daten-Input, vorgelagerter Schnittstellen und Fristen über den Workflow mit Maßnahmen und Arbeitsschritten bis hin zum Ergebnis und den nachgelagerten Schnittstellen.

Zu Beginn der FTTH-Journey wird eine solide Basis für Entscheidungen im Rahmen der Ausbauvorbereitung durch möglichst detaillierte Vorplanungen hinsichtlich der auszubauenden Gebiete geschaffen. Darauf aufbauend werden die Wirtschaftlichkeit für das Gesamtvorhaben oder Teilprojekte abgeleitet, entsprechende Finanzierungskonzepte entwickelt sowie Themen wie Regulierung und Operationalität des angedachten Betriebs in Kombination mit Konzepten und Entscheidungskaskaden zur Risikominimierung berücksichtigt.

Während des anschließenden Netzbaus ist die Koordination der an einem FTTH-Projekt beteiligten Akteure die zentrale Aufgabe, die ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz und Erfahrung erfordert. Von der Bauüberwachung bis zum Claim Management müssen alle Prozessschritte präzise abgestimmt werden. Digitale Werkzeuge und professionelle Softwarelösungen unterstützen die Prozessbeteiligten dabei, ihre Aufgaben effektiv und effizient zu erfüllen. Die Prozessverantwortlichen, die die Koordination der Beteiligten, das Kostenmonitoring und die dynamische Projektsteuerung übernehmen, sind entscheidend, um auf Verzögerungen adäquat reagieren, Abhängigkeiten berücksichtigen und die Kommunikation zwischen den Stakeholdern effizient gestalten zu können. Professionelles Projektmanagement ermöglicht dabei eine agile Reaktion auf Veränderungen und Herausforderungen, minimiert Risiken und gewährleistet die Einhaltung von Zeit- und Budgetrahmen.

Abbildung 3: Professionelles Projektmanagement

Gleichzeitig sind die Liquiditätsplanung und die Sicherstellung einer vollständigen Dokumentation hierbei kritische Aspekte, die im Rahmen der Prozessgestaltung besondere Aufmerksamkeit erfordern. Die Ableitung einer Liquiditätsplanung gewährleistet, dass das Projekt finanziell tragfähig bleibt. Die genaue Kenntnis über die vertraglichen Leistungsverpflichtungen der Dienstleister und die standhafte Begleichung von Rechnungen erst nach Übergabe vollständiger Unterlagen sind essenziell, um die finanzielle und rechtliche Integrität des Projekts vorab beurteilen zu können und während der Umsetzung sicherzustellen. Das Claim Management ermöglicht dabei eine effiziente Vertragsgestaltung für die Ermittlung und Durchsetzung von Ansprüchen.

Während des Netzausbaus rückt der Produktvertrieb und die Installation der Endkundenanschlüsse stärker in den Fokus der FTTH-Journey. Diese Etappe ist maßgeblich für die Realisierung von Kundenzufriedenheit und somit für den Gesamterfolg des FTTH-Projektes. Im Zentrum stehen dabei die sorgfältige Planung und Installation der Hausanschlüsse sowie die Konzeption und Implementierung maßgeschneiderter Marketing- und Vertriebsstrategien. Die Orientierung an den Kundenbedürfnissen und die damit einhergehende Flexibilität im Leistungs- und Servicespektrum als auch eine Kommunikation auf Augenhöhe sind unerlässlich.

Im Rahmen des Netzbetriebs und des Diensteangebots liegt der Schlüssel zum Erfolg in der detaillierten Definition von Zielen und geeigneten Key Performance Indicators (KPIs) zur Operationalisierung der Leistungen, sowie deren nahtloser Integration in den Gesamtprozess. Ein strukturierter Ansatz ermöglicht die Schaffung von Übersichten und Abläufen, die Identifikation von Optimierungspotenzialen und Fehlerquellen sowie die klare Festlegung von Verantwortlichkeiten. In diesem Zuge ist das Schnittstellenmanagement von besonderer Bedeutung.

Darüber hinaus stellt die Integration von Digitalisierung und Automatisierung innerhalb der FTTH-Prozesskette eine Notwendigkeit dar, um den stetig wachsenden Anforderungen des Breitbandmarktes gerecht zu werden. Technologische Innovationen ermöglichen eine Transformation der Arbeitsweise, durch die Prozesse nicht nur beschleunigt, sondern auch deutlich effizienter gestaltet und deren Fehleranfälligkeit reduziert werden können. So kann im Bereich der Vorplanung die Automatisierung eine präzisere und schnellere Analyse von Daten ermöglichen, die für die Entscheidungsfindung und Planung von FTTH-Projekten unerlässlich sind. Kundeninteraktionen, die über digitale Plattformen abgewickelt werden, bieten eine verbesserte Benutzererfahrung und ermöglichen eine direktere und effizientere Kommunikation. Des Weiteren erleichtert die Automatisierung im Netzbetrieb die regelmäßige Überwachung und Instandhaltung der Netzinfrastruktur. Mithilfe von automatisierten Systemen, die die Netzleistung kontinuierlich überwachen, können Probleme früher erkannt und behoben werden. So lassen sich beispielsweise Wartungseinsätze gezielt planen oder Anpassungen im Betrieb vornehmen, um Störungen zu verhindern und einen zuverlässigen Service zu sichern. Durch den Einsatz dieser technologischen Lösungen können Unternehmen nicht nur ihre Betriebskosten signifikant reduzieren, sondern auch ihre Servicequalität und Kundenzufriedenheit nachhaltig steigern.

Die erfolgreiche Umsetzung von FTTH-Projekten erfordert eine sorgfältige und strukturierte Prozessgestaltung in allen Phasen der FTTH-Journey. Von der ersten Planung über den Bau und Anschluss der Haushalte bis hin zum Betrieb des Netzes und dem Angebot von Diensten müssen zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden. Nur durch eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesen Prozessen und eine enge Koordination aller beteiligten Akteure können Breitbandausbau-Projekte erfolgreich realisiert und betrieben werden, um so die digitale Transformation voranzutreiben und eine nachhaltige Infrastruktur für die Zukunft zu schaffen.