Deutschlands digitales Fundament – ein Mammut an Bürokratie

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​veröffentlicht am 1. September 2025



Glasfaserausbau in Deutschland: Warum der Wille da ist, aber die Bürokratie bremst. Trotz Milliardenförderung und politischem Rückhalt stockt der Glasfaserausbau in Deutschland. Genehmigungsstau, Überbaukonflikte und komplizierte Förderlogiken behindern die digitale Transformation. Warum die Gigabitziele in Gefahr sind – und welche Lösungen wirklich greifen.

Der flächendeckende Ausbau von Glasfasernetzen gilt als Grundpfeiler der digitalen Transformation in Deutschland. Zwar ist der Anteil der Glasfaseranschlüsse in den letzten Jahren deutlich gestiegen, doch der tatsächliche Anschlussgrad („Homes Connected“) hinkt hinter der passiven Erschließung („Homes Passed“) deutlich hinterher. So konnten laut Bundesnetzagentur Ende 2022 rund 13,1 Millionen Haushalte technisch erreicht werden, doch nur etwa 6,4 Millionen waren tatsächlich angeschlossen, von denen wiederum nur 3,4 Millionen einen aktiven Glasfasertarif nutzten (Bundesnetzagentur, 2023).

Um diese Diskrepanz zu überwinden, setzt die Bundesrepublik seit Jahren auf gezielte Förderprogramme. Seit dem Start des sogenannten „Weiße-Flecken-Programms“ im Jahr 2015 wird der Ausbau in Regionen unterstützt, in denen ein eigenwirtschaftlicher Ausbau nicht zu erwarten ist. Durch Förderquoten von bis zu 90 Prozent – ermöglicht durch Kofinanzierung von Bund, Ländern und Kommunen – konnten ländliche Räume erstmals umfassend erschlossen werden. Allerdings offenbarte sich bald, dass die Komplexität der Förderverfahren zum Bremsklotz wurde. Lange Vorlaufzeiten, aufwendige Genehmigungsprozesse, wechselnde Anforderungen sowie die Aufteilung der Projektträger auf PwC und Aconium führten zu einem schwer handhabbaren System mit durchschnittlichen Projektlaufzeiten von über 18 Monaten bis zum ersten Spatenstich (Rödl & Partner, 2024).

Gleichzeitig veränderte sich der Bedarf rasant. Mit der pandemiebedingten Verlagerung ins Homeoffice, der Zunahme digitaler Dienste und dem wachsenden Cloud-Nutzungsverhalten wurde schnell klar: Die frühere Zielmarke von 30 Mbit/s reicht nicht mehr aus.

Die Bundesregierung reagierte 2022 mit einer Neujustierung der Ziele: Mindestens 50 Prozent aller Haushalte sollen bis 2025 mit Glasfaser versorgt sein. Bis 2030 strebt man die flächendeckende Gigabitverfügbarkeit an (BMDV, 2022). Kerninstrument ist seither die Gigabit-Richtlinie 2.0, gültig seit März 2023. Sie fördert nur dort, wo auf Grundlage einer bundeseinheitlichen Potenzialanalyse kein wirtschaftlicher Ausbau durch private Unternehmen zu erwarten ist (WIK-Consult, 2023b).

Doch auch dieses Regelwerk bringt neue Herausforderungen mit sich. Insbesondere in den sogenannten „grauen Flecken“, also Gebieten mit einer Versorgung zwischen 30 und 100 Mbit/s, kollidieren zunehmend kommunale Förderbemühungen mit eigenwirtschaftlichen Ausbauplänen. Oft genügt bereits die Ankündigung eines Netzbetreibers, ein Gebiet erschließen zu wollen, um eine Förderung zu blockieren. Allein diese Interessensbekundung kann im Förderkontext als gesicherte Zusage zum eigenwirtschaftlichen Ausbau missverstanden werden, wobei die tatsächliche Umsetzung der Baumaßnahme nicht immer auch wie angekündigt durchgeführt wird. In der Praxis führt dies zu Unsicherheit, paralleler Planung und im schlimmsten Fall zu Projektabbrüchen. Ein konkretes Beispiel ist die Stadt Lohr am Main, die ein Förderprojekt abbrechen musste, nachdem ein anderer Netzbetreiber eine eigenwirtschaftliche Erschließung anmeldete (BR, 2023).

Die Folge ist ein volkswirtschaftlich ineffizienter Doppelausbau. Ein Risiko, das von WIK-Consult in einer im Auftrag des Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) erstellten Analyse als strukturelle Schwachstelle identifiziert wurde. Besonders kritisch: In ohnehin grenzwertigen Wirtschaftsräumen kann ein zweiter Anbieter das gesamte Projekt gefährden – mit steigenden Kosten und wachsendem Förderbedarf (WIK-Consult, 2023a).

Zu diesen Konflikten treten die altbekannten Herausforderungen im Tiefbau: Rund 80 bis 90 Prozent der Ausbaukosten entfallen auf Planung, Erdarbeiten und Oberflächenwiederherstellung (WIK-Consult, 2018). 
Genehmigungen ziehen sich oft über Monate, Baukapazitäten sind knapp und ein akuter Fachkräftemangel hemmt den Fortschritt. Kommunen sehen sich überlastet, Planungsämter überfordert und die Genehmigungsverfahren unterscheiden sich je nach Bundesland teils erheblich.

Auch der als Transparenzinstrument gedachte Bundesbreitbandatlas bringt in der Praxis neue Hürden. Zwar schafft er mehr Übersicht über Ausbaupläne und bestehende Netzinfrastruktur, doch die mit ihm verbundenen Melde-, Prüf- und Nachweispflichten stellen für viele Kommunen eine erhebliche bürokratische Belastung dar. Ohne spezialisierte Unterstützung oder eigenes technisches Know-how ist die Bewältigung dieser Anforderungen oft kaum möglich.

Dabei gäbe es praktikable Ansätze zur Entlastung: Kooperative Ausbaumodelle – etwa in Partnerschaft mit Stadtwerken oder durch interkommunale Kooperation – könnten die Planungssicherheit erhöhen, Doppelausbau vermeiden und Synergien im Betrieb schaffen. Auch alternative Verlegetechnologien wie Microtrenching oder oberirdische Lösungen könnten Kosten und Zeit senken. Doch vielfach fehlt es an einheitlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und ausreichender Erfahrung in der praktischen Umsetzung.

Was sich durch all diese Entwicklungen zeigt: Der Glasfaserausbau in Deutschland leidet weniger an technischem Unvermögen, sondern an systemischen Rahmenbedingungen. Es fehlt nicht am Willen, sondern an schlanken, zielgerichteten Prozessen, die allen Beteiligten Planungssicherheit bieten.

Die Gigabit-Richtlinie 2.0 bietet einen grundsätzlich sinnvollen Förderrahmen. Doch damit ihre Wirkung auch tatsächlich beim Endnutzer ankommt, braucht es mehr als Papier und Vorschriften. Notwendig sind vereinfachte Abläufe, digitale Schnittstellen, verbindliche Fristen und starke Partner, die Kommunen und Projektträger fachlich und operativ begleiten.

Fazit

Die Ziele sind ambitioniert, der Druck ist hoch, die Ressourcen sind begrenzt – und die Bürokratie bleibt eines der größten Hindernisse. Wenn Deutschland seine Digitalstrategie erfolgreich umsetzen will, braucht es vor allem praktikable, rechtssichere und planbare Prozesse. Förderfähigkeit muss schneller und transparenter belegt werden können, Projekte dürfen nicht durch formale Kollisionen mit angekündigten Ausbauten zum Stillstand kommen und Bauvorhaben müssen effizient genehmigt, koordiniert und realisiert werden.

Hier setzen wir an: Mit unserer interdisziplinären Expertise aus Rechts-, Fördermittel- und Technologiewissen begleiten wir Kommunen, Projektträger und Netzbetreiber ganzheitlich: von der Förderanalyse über die Ausschreibung bis zur Umsetzung. Wir sorgen für Klarheit im Antragsdschungel, erarbeiten kooperative Modelle, schaffen Genehmigungssicherheit und übernehmen die Kommunikation mit Projektträgern, Telekommunikationsunternehmen (TKU) und Behörden.

Wir kennen die Stolpersteine und wir wissen, wie man sie beseitigt. Lassen Sie uns gemeinsam Ihren Weg ebnen für mehr Geschwindigkeit, weniger Papier und einen echten Digitalisierungsschub.

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​Literaturverzeichnis:
​Bayerischer Rundfunk (BR, 2023). Pfusch beim Glasfaserausbau – Stadt Lohr zeigt Baufirma an. Online verfügbar unter: https://www.br.de/nachrichten/bayern/pfusch-beim-glasfaserausbau-stadt-lohr-zeigt-baufirma-an.
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV, 2022). Gigabitstrategie der Bundesregierung. Online verfügbar unter: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/K/gigabitstrategie.pdf​.
Bundesnetzagentur (2023). Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2022/2023. Online verfügbar unter: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/
Marktbeobachtung/Taetigkeitsberichte/taetigkeitsberichte-node.html.
Rödl & Partner (2024). Kooperationen im Glasfaserausbau – Webinar 10.12.2024. Online verfügbar unter: https://w​ww.roedl.de.
WIK-Consult (2023a). Doppelausbau von Glasfasernetzen – Ökonomische Analyse und rechtliche Einordnung. Online verfügbar unter: https://www.wik.org/fileadmin/user_upload/Studien/2023/WIK_Doppelausbau_Glasfaser.pdf.
WIK-Consult (2023b). Bericht zur Potenzialanalyse des eigenwirtschaftlichen Ausbaus. Online verfügbar unter: https://www.wik.org/fileadmin/user_upload/Studien/2023/WIK_Potentialanalyse_Glasfaser.pdf.
WIK-Consult (2018). Tiefbaukapazitäten als Engpass für den FTTB/H-Ausbau. Online verfügbar unter: https://www.wik.org/fileadmin/user_upload/Studien/2018/WIK_Tiefbaustudie.pdf.


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