Unternehmenssteuerung in unsicheren Zeiten: Vom Wirtschaftsplan zur integrierten Unternehmensplanung

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​veröffentlicht am 1. Juni 2016

 

Die Erstellung des Wirtschaftsplans bedeutet für zahlreiche Stadtwerke bisher einen jährlich wiederkehrenden, zeitaufwändigen und oftmals belastenden Arbeitsprozess, der wichtige Personalressourcen im Unternehmen bindet. Obwohl für kommunale Unternehmen gesetzlich verpflichtend und trotz des hohen Arbeitseinsatzes für die Erstellung, spielt der Wirtschaftsplan für die Steuerung des Unternehmens meist nur eine untergeordnete Rolle. Aber gerade die in Folge des tiefgreifenden Strukturwandels in der Energieversorgung zunehmenden Unsicherheiten sollten Anlass sein, der Planung der zukünftigen Ziele und Geschäftsentwicklung mehr Bedeutung beizumessen und den tendenziell statischen Wirtschaftsplan zu einer dynamischen, integrierten Unternehmensplanung weiterzuentwickeln.

 

​Betriebe des Bundes oder des Landes haben gemäß § 18 des Haushaltsgrundsätzegesetzes jährlich einen Wirtschaftsplan aufzustellen. Die Vorgaben zur Aufstellung der Wirtschaftspläne variieren derzeit je nach Verwaltungsvorschrift der einzelnen Länder. Übereinstimmend über alle länderspezifischen Vorschriften sind die wesentlichen Bestandteile des zu erstellenden Wirtschaftsplans: der Erfolgsplan und der Finanzplan. Während der Erfolgsplan nach den Vorschriften des HGB zu gliedern ist, stellt der Finanzplan lediglich die Investitionsschwerpunkte sowie eine Übersicht der Kapitalverwendung und -herkunft dar, ohne dabei den Anforderungen einer Bilanzaufstellung nach HGB zu genügen.
 
In den letzten Jahren haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Stadtwerke kontinuierlich „verschärft”, sei es durch den anhaltenden Regulierungsdruck im Bereich der Energienetze, den zunehmenden Wettbewerb im Energievertrieb, den Preisverfall im Erzeugungsbereich oder auch in Folge der restriktiveren Kreditvergabepraxis der Finanzierungsinstitute.
 
Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kann weitreichende Folgen haben und im schlimmsten Fall folgendes Szenario auslösen: Schlechte Jahresergebnisse belasten die Eigenkapitalquote – die Covenants der Finanzinstitute werden nicht erfüllt, es drohen Sanktionen sowie die Verschlechterung der Darlehenskonditionen, die eventuell eine Kündigung nach sich ziehen können, ein Liquiditätsengpass entsteht – eine Insolvenz droht. Dieses Szenario soll natürlich den Worst Case darstellen, ist aber im Stadtwerkeumfeld in den letzten Jahren Realität geworden. Um entsprechenden Entwicklungen vorzubeugen, muss daher der kurz-, mittel- und langfristigen Ertrags-, Finanz- und Vermögensentwicklung erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden.
 
Zukünftig wird es aufgrund der zunehmenden Markt-, Regulierungs- und Investitionsdynamik darauf ankommen, die Geschäftsplanung der nächsten fünf Jahre (Mittelfristplanung) und die Ist-Entwicklung fest im Blick zu haben, um bei (negativen) Abweichungen die nötigen Gegensteuerungsmaßnahmen einleiten zu können. Mit einem Wirtschaftsplan nach aktuellem Standard stehen derartige Steuerungsmöglichkeiten meist nur begrenzt zur Verfügung. Vor allem die oftmals fehlende Aussagekraft zu essenziellen Themen wie Liquiditäts- oder Bilanzentwicklung machen den herkömmlichen Wirtschaftsplan zu einem oberflächlichen und nicht mehr zeitgemäßen Planungsinstrument. Doch es gibt eine Alternative: die integrierte Unternehmensplanung. „Integriert”, weil die verschiedenen Detailpläne des Unternehmens über Absatz, Personal, Beschaffung, Investition, Finanzierung, etc. miteinander zu einem rechnerisch schlüssigen Simulationsmodell verbunden werden (siehe Abbildung 1) und letztendlich in einer kompakten Darstellung der mittelfristigen Planung der Vermögens- (Plan-Bilanzen), Finanz- (Plan-Cash-Flow-Rechnungen) und Ertragslage (Plan-Gewinn und Verlustrechnungen) des Unternehmens münden.
 
Die integrierte Unternehmensplanung sollte idealerweise von der strategischen Stoßrichtung des Unternehmens ausgehen. Darauf aufbauend können im Rahmen des operativen Planungsprozesses konkrete Ziele definiert und einzelne (Aktions-) Pläne abgeleitet werden. Dabei sollte sichergestellt werden, dass die einzelnen Teilpläne integrierbar sind und in einem widerspruchsfreien Einklang zu der Gesamtunternehmensplanung stehen.
  

schematischr Darstellung integrierte Unternehmensplanung

 

Abbildung 1: Beispielhafte schematische Darstellung einer integrierten Unternehmensplanung.
  

Die Vorteile einer integrierten Unternehmensplanung liegen auf der Hand:
  • In erster Linie ist die integrierte Unternehmensplanung ein bewährtes Instrument zur aktiven Steuerung der laufenden Geschäftstätigkeit. Darüber hinaus bietet sie weitere Einsatz und Verwendungsmöglichkeiten, insbesondere als Entscheidungsgrundlage für Banken im Rahmen der Kreditvergabe. Zweitens ist ein Kennzahlensystem (bestehend aus Kennzahlen wie Eigenkapitalquote, Verschuldungsgrad, Kapital- und Umsatzrendite oder Schuldentilgungsdauer, etc.) ein fester Bestandteil jeder integrierten
    Unternehmensplanung. Dieses ermöglicht den Entscheidungsträgern die Durchführung umfassender Plan-Ist-Analysen auf deren Basis die Geschäftsentwicklung aktiv gesteuert werden kann.
      
  • Weiterhin bildet die integrierte Planung mit den Teilplänen eine solide Basis für die Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen.
     
  • Schließlich versetzt eine integrierte Unternehmensplanung die Verantwortlichen in die Lage Sensitivitätsanalysen durchzuführen und die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen von unternehmerischen Chancen und Risiken transparent einzuschätzen.

  
Die Erstellung einer integrierten Unternehmensplanung beansprucht zwar einmalig mehr Personal- bzw. Managementressourcen als die Erstellung eines Wirtschaftsplans, bietet aber langfristig eine deutliche Arbeitsentlastung und einen wesentlich höheren Informationsgehalt.
 
Gerne unterstützen wir Sie bei der Erstellung einer integrierten Unternehmensplanung. In diesem Rahmen können wir Ihnen beispielsweise unsere Excel-gestützte integrierte Unternehmensplanung (siehe Abbildung 2) anbieten und auf Ihre individuellen Bedürfnisse (Anzahl Wertschöpfungsstufen, Geschäftsbereiche) anpassen.
    
 
Ausschnitt integrierte Unternehmensplanung
 
Abbildung 2: Exemplarischer Ausschnitt der integrierten Unternehmensplanung von Rödl & Partner.

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Anton Berger

Diplom-Ökonom, Diplom-Betriebswirt (FH)

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