M&A-Markt mit Rekordhoch in 2021 und stabiler Aussicht für 2022

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veröffentlicht am 6. April 2022 | Lesedauer ca. 5 Minuten

 

Der globale M&A-Markt hat im Jahr 2021 ein Rekordhoch erreicht und wird dieses Niveau wahrscheinlich halten. Die COVID-19-Pandemie hat sich als Katalysator für unternehmerische Transformationen erwiesen. Bisher unpopuläre Industriesektoren wurden aufgrund der veränderten Verbrauchernachfrage zu attraktiven Akqusitionszielen. Zusätzlicher Rückenwind kommt von ESG und SPACs. Bemerkenswert ist, dass die jüngsten Unterbrechungen der Lieferketten die M&A-Aktivitäten nicht beeinträchtigt haben. Pragmatische und präzise Transaktionsberatung im Tempo der Transaktionsprozesse, bei der der Fokus auf Werttreiber gerichtet ist, ist für erfolgreiche Transaktionsabwicklungen mehr denn je erforderlich.

Der M&A-Markt im Jahr 2021

Die weltweiten Fusions- und Übernahmeaktivitäten erreichten im Jahr 2021 ein Rekordhoch, sowohl bezogen auf die Anzahl als auch den Wert der Transaktionen. Während zu Beginn des Jahres 2020 wegen COVID-19 ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft drohte, haben sich Menschen und Unternehmen schnell an die neue Normalität gewöhnt und die Volkswirtschaften erholten sich rasch, unterstützt durch enorme staatliche Konjunkturpakete. Nach einer vorübergehenden Pause im ersten Halbjahr 2020 kam es auch bei den weltweiten Fusions- und Übernahmeaktivitäten im zweiten Halbjahr 2020 zu einer Belebung und dieser Rückenwind hielt 2021 an. Insbesondere stieg der durchschnittliche Transaktionswert 2021 an, was auf das Vertrauen der Investoren aufgrund des robusten Wirtschaftswachstums, den leichten Zugang zu Kapital und das „Dry Powder” der Private-Equity-Branche zurückzuführen ist. Infolgedessen erreichten die Unternehmensbewertungen über EBITDA-Multiplikatoren im Jahr 2021 einen Höhepunkt.

Nach dem anfänglichen Schock erwies sich COVID-19 als Katalysator für unternehmerische Transformationen, d. h. große Unternehmen begannen, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen und die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten zu verkaufen, während sie gleichzeitig die digitale Transformation und den Bedarf an neuen Kapazitäten vorantrieben, was zu einem sprunghaften Anstieg von branchenübergreifenden Transaktionen führte. Ein Beispiel dafür ist die Übernahme des Videospielunternehmens Activision Blizzard durch Microsoft für 69 Mrd. US-Dollar.

Bisher unpopuläre Sektoren wurden aufgrund der veränderten Verbrauchernachfrage und der sich bietenden Wachstumschancen zu attraktiven Akquisitionszielen, insbesondere für die Private-Equity-Branche. Der Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an Medivet, einem britischen Konzern im Bereich der tierärztlichen Versorgung, durch CVC für mehr als 1 Mrd. US-Dollar ist nur eines von vielen Beispielen. Zahlreiche Private-Equity-Häuser haben ihre üblichen Haltefristen unter anderem wegen COVID-19 weiter ausgedehnt und müssen nun ihre Portfolios umschichten. Der Zeitpunkt dafür ist vorteilhaft, denn die Bewertungen haben einen Höchststand erreicht. Infolgedessen hat das Private-Equity-Engagement zugenommen, vor allem in den letzten zwei Jahren, wobei jede zweite Transaktion im Jahr 2021 mit Private Equity Beteiligung stattfand.

Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (Englisch: Environmental Social Governance, ESG) gewinnen nicht nur bei der Due-Diligence an Bedeutung, sondern stimulieren auch M&A-Aktivitäten an sich in beide Richtungen, d. h. den Verkauf von nicht ESG-konformen Beteiligungen und den Erwerb sog. grüner Beteiligungen zur Verbesserung der ESG-Bilanz. Ein Beispiel ist die Strategie des norwegischen Staatsfonds, sich von nicht ESG-konformen Unternehmen zu trennen.

Spezielle Akquisitionsgesellschaften (Englisch: Special Purpose Acquisition Companies, SPACs) sind in der Regel neu gegründete börsennotierte Mantelgesellschaften zur Finanzierung von Transaktionen, die im Jahr 2021 vor allem in den USA entstanden. Eine SPAC-Transaktion, bei der die SPAC ein Zielunternehmen erwirbt, ist eine Alternative zu einem herkömmlichen Börsengang, der in der Regel langwierige finanzielle, regulatorische und rechtliche Vorbereitungen erfordert. Im Jahr 2021 gab es mehr als 600 SPAC-Transaktionen in den USA, vor allem die umgekehrte Fusion von Grab, einem Unternehmen, das in den Bereichen Transport, Lebensmittellieferung und digitale Zahlungssysteme tätig ist, mit einem Wert von fast 40 Mrd. US-Dollar. 

Die jüngsten Unterbrechungen der Lieferketten, zu denen es auf absehbare Zeit in unterschiedlichem Ausmaß in allen Industriesektoren weiterhin kommen wird, haben die M&A-Aktivitäten nicht beeinträchtigt. Stattdessen könnte die Lokalisierung, d. h. die Einrichtung regionaler statt globaler Lieferketten, die M&A-Aktivitäten in Zukunft weiter ankurbeln.

Der deutsche M&A-Markt spiegelt im Wesentlichen den weltweiten Trend bei der Anzahl und dem Wert der Transaktionen wider. Vor allem ist der Wert der Transaktionen in Deutschland im Vergleich zum weltweiten Niveau deutlich stärker gestiegen, was vermutlich auf die wirtschaftliche und politische Stabilität sowie auf eine starke F&E-Präsenz zurückzuführen ist. Die zwei größten veröffentlichten deutschen Transaktionen im Jahr 2021 waren die Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia, das größte Immobilienunternehmen in Deutschland, mit einem Transaktionswert von 19 Mrd. US-Dollar und die Übernahme des in Deutschland ansässigen Spezialisten in Automobilbeleuchtung und -elektronik Hella durch das französische Unternehmen Faurecia für 8 Mrd. US-Dollar. Ein ähnlicher Trend ist auch auf dem deutschen Midcap-Market zu beobachten, der für seine Hidden Champions weltweit bekannt ist, was vor allem Private-Equity-Investors angezogen hat. 

Aussichten für den M&A-Markt für 2022

Es wird allgemein erwartet, dass der M&A-Markt auch im Jahr 2022 sehr aktiv bleiben wird, ohne größere Abkühlungstendenzen derzeit. Die hohe Liquidität im Markt, relativ niedrige Zinssätze und digitale Aufholstrategien sind die Grundlage für den zugrunde liegenden Optimismus. Vor dem Hintergrund dieser robusten wirtschaftlichen Fundamentaldaten dürfte der M&A-Markt aktiv bleiben und 2022 sogar weiter wachsen. Andererseits beobachten M&A-Fachleute sehr genau die zunehmenden weltweiten geopolitischen Spannungen, die Pandemie-Situation, eine mögliche Wiederkehr eines pathogeneren Virus, die globalen Lieferketten und die Geldmärkte mit möglichen Leitzinsanpassungen. Auch wenn diese Liste bei weitem nicht vollständig ist, kann jeder der genannten Aspekte die boomende Wirtschaft und den M&A-Markt gefährden. 

Auswirkungen für die Transaktionsberater

In den vergangenen zwei Jahren hat sich in der Transaktionsberatung aufgrund strenger COVID-19-Maßnahmen wie Homeoffice, Lockdowns oder Reiseverbote in atemberaubendem Tempo ein Paradigmenwechsel vollzogen:
        • Digitalisierung: Während in den Zeiten vor der Pandemie die physische Präsenz für die Durchführung und den Abschluss von Transaktionen von grundlegender Bedeutung war, ist die neue virtuelle Realität für alle Beteiligten zur gängigen Praxis geworden. Natürlich sind die Projektvorbereitung und -durchführung effizienter geworden, doch werden erfahrene Transaktionsteams mehr denn je benötigt, um virtuelle Barrieren und Herausforderungen zu überbrücken. Die Bedeutung des Vertrauens zwischen Beratern, Mandanten und Zielunternehmen hat eine neue Ebene erreicht, die nur durch überragende Transaktionskompetenz und Projektmanagement vom 1. Tag an erreicht werden kann.
  • War of Talents: Die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen haben auf dramatische Weise die Bedeutung von Schlüsselpersonal in der Transaktionsberatung verschärft veranschaulicht – etwas pathetisch auch als „War of Talents” bezeichnet. Erfahrene Finanzexperten und Talente waren und sind nach wie vor sehr gefragt, aber nicht in ausreichender Zahl vorhanden, insbesondere im M&A-Markt, der ein Rekordhoch verzeichnet. Die Vorausplanung aller Marktteilnehmer wird der Schlüssel sein, um die besten Transaktionsteams für sich zu gewinnen. 
  • Due-Diligence-Ansatz: Die noch nie dagewesene Zunahme an M&A-Transaktionen und die steigenden Bewertungen haben eine Art Umdenken in der herkömmlichen Transaktionsberatung verdeutlicht. Während die Due Diligence in der Vergangenheit einen eher risikobasierten Ansatz verfolgte, erfordern höhere Bewertungen und sehr wettbewerbsintensive Auktionsverfahren einen stärker wertorientierten Ansatz, um die höheren Bewertungen für Investitionsausschüsse und Finanzierungszwecke zu rechtfertigen. Das Herausrechnen des Corona-Effekts aus dem bereinigten EBITDA, dem Nettoumlaufvermögen und der Nettoverschuldung ist oft eine sehr zeitaufwändige Aufgabe, die ganzheitlich angegangen werden sollte. Es ist offensichtlich, dass eine pragmatische und präzise Berichterstattung im Tempo des Transaktionsprozesses, die den Mandanten einen Wettbewerbsvorteil verschafft, jetzt im Fokus steht.

 

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