Blockchain: Wie disruptiv ist die dezentrale Datenbank?

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veröffentlicht am 22. März 2017

 

Sie versetzt die Finanzwelt in helle Aufruhr und besitzt in den Augen mancher ein ähnlich großes Revolutionspotenzial wie das Internet: die Blockchain-Technologie. Bei geschäftlichen Transaktionen will sie Zwischeninstanzen wie Banken überflüssig machen – und das soll erst der Anfang sein.

 
Blockchain-Technologie
 

 

Eine Blockchain (zu Deutsch „Blockkette”) ist eine Datenbank, die auf tausenden Rechnern verteilt ist. Sie entsteht, indem erweiterbare Datenblöcke aneinander­gereiht werden.

  

Aufgrund ihrer Dezentralität soll die Blockkette so gut wie nicht zu manipulieren sein. Die Prüfsumme eines Datensatzes (ein Wert, mit dem die Daten-Integrität kontrolliert wird) ist im jeweils nachfolgenden Datensatz gesichert. Daten, die in einer Blockkette gespeichert sind, können nicht mehr geändert oder entfernt werden. Transaktionen via Blockchain sollen komplett transparent sein, wobei nur die handelnden Parteien sich gegenseitig zuordnen können.

  

Das macht die Blockchain zu einem neutralen System der Informations­verarbeitung. Sie ist niemandes Eigentum.

 

Mit Bitcoin fing es an

Die Blockchain-Technologie ermöglicht bislang sog. Kryptowährungen wie Bitcoin: rein virtuelle Währungen, die an speziellen Börsen in reales Geld getauscht werden können. Bitcoin existiert seit 2009 und das völlig losgelöst von Regierungen oder Zentralbanken. 2017 sollen von der Cyber­währung umgerechnet rund 16 Mrd. US-Dollar im Umlauf sein.

 

Hier zeigt sich das entscheidende Blockchain-Merkmal: Es gibt keine zentrale Autorität wie Notenbanken oder Regierungen, die das System reglementieren oder die Daten kontrollieren. Das macht Intermediäre und Zwischen­instanzen überflüssig, die Transaktion läuft ausschließlich Peer-to-Peer – einzig und unmittelbar zwischen Individuen (z.B. über das Smartphone).

 

Die Blockchain in der Praxis

Die Blockkette soll Transaktionen sicherer und einfacher machen – bspw. im Finanzbereich: Person A will Person B Geld überweisen. Statt zeitaufwändige Umwege über diverse Banken zu gehen, könnte es per Smartphone über die Blockchain unmittelbar geschehen. Finanz­institute als Zwischen­instanzen wären überflüssig.

  

Blockchain im Finanzbereich
 

Was macht den Blockchain-Ansatz revolutionär?

Die Blockchain-Technologie hat theoretisch das Potenzial, Trans­aktionen auch abseits der Finanzwelt einfach, sicher und unmittelbar zwischen Individuen ablaufen zu lassen:

 

Die Blockchain als Disruptor von Disruptoren

Durch die Blockchain-Technologie könnte ein Digital-Unternehmen wie der Wohnraum­vermittler Airbnb theoretisch als Transaktions-Plattform zwischen Anbieter und Nachfragendem überflüssig werden. Die Bezahl-Transaktionen würden via Blockkette direkt zwischen Angebots- und Nachfrage-Seite laufen – ohne zwischengeschaltete Plattform, die Gebühren erhebt.

 

Die Blockchain im Wahlsystem

Wenn es Bürgern möglich sein soll, von zuhause aus online zu wählen, müsste Folgendes sichergestellt sein: Jeder Wahlberechtigte kann nur eine einzige Stimme abgeben, seine Stimme muss geheim bleiben und das Ergebnis muss garantiert fälschungssicher sein.

  

Würde man eine zentral organisierte Software dafür nutzen, gäbe es stets eine Schwachstelle: eine Person als Zwischeninstanz, der man vertrauen müsste. Beim Blockchain-Ansatz würde die Schwachstelle theoretisch entfallen. Jeder Kandidat und jede Partei besäßen ein eigenes Konto in der Blockchain. Jeder Wahlberechtigte erhält ein „Wahl-Coin”, den er an die Person oder Partei überweist, also votiert. Es wäre lückenlos nachvollziehbar, ob eine Stimme wirklich gezählt wurde.

 

Soweit die Theorie. In der Praxis gab es Test-Wahlen mittels Blockchain, die kolossal scheiterten und de facto manipulierbar waren. Auch wäre bis dato keine komplette Anonymisierung der Teilnehmer in der Blockchain möglich.

 

Gesundheitswesen

Dank der Blockchain könnten Patienten ihre eigenen Daten einsehen und sie Ärzten oder Krankenkassen zeitlich begrenzt verfügbar machen.

 

Weitere denkbare Blockchain-Anwendungen erstrecken sich auf folgende Bereiche:
  • Aktienhandel
  • Online-Marktplätze
  • Grundbuchregister
  • Echtheitszertifikate
  • Rechte-Management von Musik und Kunst

 

Solchen denkbaren, positiven Blockchain-Ansätzen stehen einige Nachteile gegenüber:
  • Berechtigungen sind in der Blockchain schwer zu verwalten.
  • Um eine Blockchain-Transaktion zu prüfen, braucht es immer mehr Rechenkapazität, je länger die Blockkette wird. Das bremst die Transaktions­geschwindigkeit. Bsp.: Eine Bitcoin-Anwendung stemmt aktuell rund 7 Transaktionen pro Sekunde. VISA schafft in den USA rund 1.700 im selben Zeitraum.
  • Blockchain-Transaktionen sind nicht vollständig anonym, was Hacker-Tests bereits bewiesen haben.

 

Fazit   

Aktuell gibt es viele fundamentale Fragen zur Sicherheit und Praxis­tauglichkeit der Blockchain. Ihre Fans sagen: Die dezentrale Datenbank-Technologie kann unser Arbeiten und Leben ähnlich revolutionieren wie das Internet. Kritiker halten dagegen: Die Blockkette sei wenig praktikabel und auf die Welt des dezentralen, digitalen Zahlungs­systems Bitcoin beschränkt.  
 

Wer am Ende Recht behalten wird oder ob die Wahrheit in der Mitte dieser beiden Meinungspole liegt, wird die Zeit zeigen. Beachtenswert ist das Thema Blockchain auf jeden Fall.

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Jens Hinkelmann

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